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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Trotz Inflationsanstieg herrscht in der Schweiz Preisstabilität. Die Berichtssaison bietet derzeit weder Überraschungen noch Enttäuschungen. Damit stellt sich einmal mehr die Frage: «Sell in May?»

Schwacher Franken treibt Teuerung

Die Inflation ist in der Schweiz im April deutlich stärker angestiegen als erwartet. Im Jahresvergleich kletterte sie auf 1.4%, prognostiziert worden waren lediglich 1.1%, nach 1.0% im Vormonat. Trotz dieser Entwicklung herrscht hierzulande Preisstabilität. Laut der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist diese gegeben, wenn sich die Teuerung zwischen 0% und 2% bewegt. Aber es bleibt spannend, denn in einem Monat zeigt sich, wie stark sich der höhere Referenzzinssatz in den Mieten und damit der Inflation niederschlägt.

 

Verhaltene Schweizer Börse

Während die Berichtssaison im Gange ist, sind die grossen Sprünge am Schweizer Aktienmarkt diese Woche ausgeblieben. So ist Swisscom stabil ins Jahr gestartet, hat dabei etwas weniger umgesetzt, aber trotzdem den Gewinn gesteigert. Damit hat das Telekomunternehmen vor allem eins bewiesen: Swisscom dürfte auch im laufenden Jahr eine stabile Dividendenzahlerin bleiben. Geliefert hat Logitech. Der Quartalsabschluss des Herstellers von Computerzubehör übertraf die eigenen Prognosen ebenso wie jene der Investoren. Der Aktienkurs kletterte daraufhin zeitweise um bis zu 10%, gab die Gewinne im Tagesverlauf aber wieder ab und rutschte gar ins Minus. Wenig zu lachen gab es beim Dentalunternehmen Straumann. Die Aktien tauchten nach Vorlage der Zahlen gut 10%. Obwohl das Unternehmen im Auftaktquartal die Schätzungen übertroffen hat, drückte der starke Franken die Euphorie der Investoren. Dass die Titel des Spezialchemieunternehmens Clariant nach der Vorlage der Umsatz- und EBITDA-Zahlen gefragt waren, liegt an der Profitabilität, die stärker als erwartet angestiegen ist.

 

US-Zinsen sinken vorerst nicht

Das Highlight der Börsenwoche fiel ernüchternd aus: Die US-Notenbank Fed wird die Zinsen vorerst nicht senken. Das ist insofern nicht überraschend, als dass die Währungshüter immer wieder betont hatten, dass sie künftige Zinsentscheide auf Konjunkturdaten abstützen würden. Die robuste Verfassung des Arbeitsmarktes und mangelnde Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung führen nun dazu, dass die Leitzinsen wahrscheinlich erst gegen Ende des Jahres gesenkt werden. Der Markt rechnet derzeit mit einem ersten Schritt im November. Einen Lichtblick gibt es aber: Die Geschwindigkeit, mit der die Bilanzsumme reduziert wird (Quantitative Tightening), wird ab Juli gedrosselt.

Gemischte Signale aus Europa

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum hat im ersten Quartal 0.3% zugelegt. Damit hat Europa die technische Rezession der Vorquartale hinter sich gelassen. Auch der Start ins zweite Quartal soll gelungen sein. Gleichzeitig ist die Inflation zwar stabil bei 2.4% geblieben, die Kerninflation ist aber leicht rückläufig. Der Weg für eine erste Zinssenkung im Juni ist also weiterhin geebnet. Was die Stimmung etwas trübt, ist das Geschäftsklima, es will nicht so recht auf Touren kommen. Die von der EU-Kommission für den April erhobenen Daten sind gegenüber dem Vormonat gesunken. Erwartet worden war dagegen ein leichter Anstieg. Hoffnung schürte zuletzt Deutschland, wo der Ifo-Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge angestiegen ist.

 

Sell in May – oder doch nicht

Soll man sich als Anleger saisonal anpassen und getreu der wohl bekanntesten Börsenweisheit «Sell in May»-Positionen reduzieren oder nicht? Tatsächlich hinkt die Rendite während der Sommermonate derjenigen des Winterhalbjahres im Schnitt hinterher. An der Schweizer Börse sind vor allem der August und der September schwache Börsenmonate. Im langfristigen Schnitt verliert der Swiss Performance Index (SPI) während diesen rund 2%. Seit 2021 ist die Entwicklung sogar noch schwächer. Anleger sollten allerdings bedenken: Wer langfristig erfolgreich investieren will, sollte vor allem im Markt engagiert sein. Dass wir taktisch in Aktien untergewichtet sind, ist denn auch nicht saisonal begründet, sondern mit der sich abkühlenden Konjunktur, zu optimistischer Aussichten, hohen Bewertungen und gestiegenen geopolitischen Risiken. 

Auf der Agenda

UBS und Geberit

Kommende Woche legen mit UBS und Geberit zwei weitere Unternehmen aus dem SMI ihre Zahlen zum ersten Quartal vor.

Aufgefallen

Wackelt der US-Konsument?

Das US-Konsumentenvertrauen ist auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2022 gefallen. Gründe sind die anhaltend hohe Inflation und eine vorsichtige Einschätzung des Arbeitsmarktes. 

Chart der Woche

Der Glanz bröckelt

Kursentwicklung der glorreichen Sieben, sowie des S&P 500 seit Anfang Jahr in USD

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Die Luft wird dünn. Von den glorreichen sieben Überfliegeraktien des vergangenen Jahres, glänzen 2024 bislang nur vier. Während der Halbleiterhersteller Nvidia dank der hohen Nachfrage aus dem Bereich der «Künstlichen Inteligenz» (KI) in einer eigenen Liga spielt, haben es die Mitstreiter zunehmend schwer. Die Valoren des Elektroautobauers Tesla sowie des Technologiekonzerns Apple handeln tiefer als Anfang Jahr. Die Titel des Softwareherstellers Microsoft schneiden nur unmerklich besser ab als der Gesamtmarkt. Gewinnmitnahmen sind bei fünf der sieben Titel also noch möglich und eine Überlegung wert. Sonst heisst es plötzlich: Wie gewonnen, so zerronnen.

Publikation «Marktkommentar»

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