Nachfolge in Rekordzeit finanziert

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Eine einfache Geschichte: Patron sucht Nachfolger und findet seinen Wunschkandidaten. Dieser ist auch noch im Nu Feuer und Flamme. Warum also lange fackeln? Die Nachfolgefinanzierung bei der Thurgauer Maschinenbauerin Hildebrand Industry sollte genauso schnell gehen – und es gelang.
 

Wunschlösung Management-Buy-Out

Rolf Häni ist ein schneller Entscheider. «Wenn man sich zu etwas berufen fühlt, soll man es tun», ist der 35-jährige überzeugt. Also zögerte er auch nicht lange, als ihn sein damaliger Chef vor einiger Zeit fragte, ob er ihn altersbedingt ablösen möchte: Häni sagte zu, die Firma Hildebrand Industry in Felben-Wellhausen (TG) zu kaufen und die Geschäftsleitung zu übernehmen.

Der Kauf durch einen Schlüsselmitarbeiter – das Management-Buy-Out  – war eine Wunschlösung. «Mein Vorgänger hatte das Unternehmen während 20 Jahren mit viel Herzblut entwickelt», sagt Häni. Die Übergabe an einen Konzern kam deshalb nicht infrage. «Hildebrand sollte keine Nummer unter vielen werden.» Bei Häni war sich der frühere Besitzer sicher: Er wird die Firma, die Industrie-Reinigungsanlagen mit Schwerpunkt Lebensmittelbranche herstellt, in seinem Sinne weiterführen.

 

Preis zusammen mit Experten festgelegt

Häni war ein Kandidat, wie er im Buche steht: Zum Zeitpunkt der Übernahme war er seit fünf Jahren als Leiter Sales bei Hildebrand tätig und kannte den Betrieb und die Produkte wie seine Westentasche. Ein klarer Vorteil, um das Geschäft erfolgreich in die Zukunft zu führen. Häni: «In einer Marktnische wie unserer ist es gar nicht so leicht, jemanden zu finden, der bereits Vorkenntnisse hat.»

Anders bei Hildebrand. So verloren Käufer und Verkäufer keine Zeit, setzten sich je mit einer Treuhandfirma zusammen und einigten sich auf einen Verkaufspreis – eine Sache von wenigen Monaten. «Sowohl mein Vorgänger wie auch ich wollten vorwärts machen, und dank unserem guten Verhältnis war das auch möglich», sagt Häni.

Unmittelbar nach den Preisverhandlungen gingen die Beteiligten auf verschiedene Banken zu, um die Finanzierung sicherzustellen. Auch hier das Anliegen: Es soll rasch gehen. «Wozu lange herumdiskutieren?», findet Häni. «In dieser Zeit könnte man als potenzieller Käufer genauso gut selber anfangen und ein eigenes Unternehmen gründen.»

 

«Bank erarbeitete eine Lösung mit Share Deal»

Die Raiffeisenbank Seerücken erfüllte die Erwartungen: Innerhalb von gerade mal fünf Monaten ging der gesamte Finanzierungsprozess für den Kauf von Hildebrand Industry über die Bühne. «Die Bank hat echt Gas gegeben», sagt Häni. Dabei bezieht er sich nicht nur auf die Schnelligkeit: «Wir wurden ausserdem top beraten und erhielten eine massgeschneiderte Finanzierungslösung.»

 

«Bei Raiffeisen hat mich neben den guten Finanzierungskonditionen vor allem das Menschliche überzeugt: das Herzblut meines Firmenkundenberaters und die kompetente, individuelle Unterstützung»

Rolf Häni, CEO Hildebrand Industry

 

Konkret arbeitete Raiffeisen-Firmenkundenberater Daniel Bollmann für Rolf Häni einen sogenannten Share Deal aus. Bei dieser Form der Unternehmensübertragung erwirbt der Käufer die Aktien eines Unternehmens – im Gegensatz zum Asset Deal, wo die einzelnen Vermögenswerte gekauft werden. Bollmann: «Dies dauert viel länger als der Kauf der Firma als Ganzes.»

 

Beteiligungsholding für weniger Steuern

Innerhalb des Share Deals unterstützte Raiffeisen Rolf Häni bei der Wahl der richtigen Käuferpartei: Bollmann legte dem Firmenbesitzer in spe die Gründung einer Beteiligungsholding nahe. Der grosse Vorteil: «Die Käuferpartei zahlt so bei der Rückzahlung des Bankkredits deutlich weniger Steuern als beim Kauf als Privatperson», erklärt der Bankfachmann und Finanzplaner. Um Fehler und damit unerwünschte Konsequenzen für Rolf Häni auszuschliessen, liess Raiffeisen das Kaufkonstrukt von der Steuerverwaltung prüfen: via externe Steuerberaterin holte Bollmann ein «Steuerruling» ein.

Schliesslich zahlte Raiffeisen Rolf Häni den Kredit aus. Zudem liess der Verkäufer der Beteiligungsholding einen Teil des Kaufpreises als Darlehen stehen. Um die Bankfinanzierung abzusichern, bezog Raiffeisen die Bürgschaftsgenossenschaft BG Ost mit ein. Bollmann: «So konnten wir Rolf Häni eine Kreditlaufzeit von zehn statt wie üblich sechs Jahren gewähren.»

 

«Durch den Beizug einer Bürgschaftsgenossenschaft konnten wir Rolf Häni eine Kreditlaufzeit von zehn statt wie üblich sechs Jahren gewähren»

Daniel Bollmann, Firmenkundenberater Raiffeisenbank Seerücken

 

Den Führungswechsel gebührend vorbereiten

Anders als beim Kauf nehmen sich Rolf Häni und der frühere Besitzer von Hildebrand Industry bei der operativen Geschäftsübergabe Zeit. «Bis zu seiner Pensionierung in drei bis vier Jahren betreut mein Vorgänger weiterhin Schlüsselkunden», sagt Häni. «Dies ist einer der Vorteile, wenn die Nachfolge rechtzeitig angegangen wird: Es bleibt genug Zeit, um die Kunden auf den Führungswechsel vorzubereiten.» Und dank einer klaren Rollenklärung gibt es in der Übergangsphase auch keine grossen Konflikte. Alles in allem: Eine Nachfolge wie im Bilderbuch.

Hildebrand Industry AG
Hildebrand Industry AG

Hildebrand Industry in Felben-Wellhausen (TG) wurde vor 60 Jahren gegründet und ist Herstellerin von Industrie-Reinigungsanlagen insbesondere für die Lebensmittel- und die Pharmaindustrie. Im Bereich dieser Anlagen ist Hildebrand internationale Technologieführerin mit Fokus auf Leistung und Energieeffizienz. Das KMU mit gesamthaft 37 Mitarbeitenden vertreibt seine Anlagen in die ganze Welt – der Exportanteil liegt bei 80 Prozent. Über die vergangenen vier Jahren ist Hildebrand Industry um 20 Prozent gewachsen.