«Die neue Generation erwartet eine Bank mit Wohlfühlcharakter»

Die Raiffeisenbank Allschwil-Schönenbuch eröffnet die «Bankräume mit Zukunft». Hier kommt das Interview dazu.

Herr Ulmer, Frau Ritschl-Lassoudry, der Bankumbau ist fertig. Wie fühlt sich das für Sie an?

Werner Ulmer: Für mich persönlich ist es primär eine grosse Erleichterung. Obwohl wir am Ende des Tages eine schöne Bank erhielten, war es ein sehr anspruchsvolles Projekt. Der Bankbetrieb musste durch das Provisorium mit sehr engen Verhältnissen auskommen. Ich bin dankbar, wieder in einen geordneten Alltag reinzugehen.

Samantha Ritschl-Lassoudry: Für mich ist es ein schöner und gleichzeitig ein trauriger Moment. Ein Projekt fertig zu sehen, ist immer etwas Tolles. Aber wenn es so weit ist, heisst das auch, dass die tolle Zusammenarbeit zu Ende geht.

 

Warum war der Bankumbau nötig?

Werner Ulmer: Einerseits aus funktionellen Aspekten. Die technischen Installationen hatten nach 20 Jahren ihr Lebensende erreicht. Wir hätten alle Anlagen ersetzen müssen. Das allein hätte einen siebenstelligen Betrag gekostet. Andererseits entsprach unsere Bank nicht mehr den heutigen Anforderungen. Deshalb haben wir uns für einen Gesamtumbau entschieden.

 

Das Projekt stand unter der Prämisse «Bankräume mit Zukunft». Welche Idee steckt dahinter?

Werner Ulmer: Früher wollte die Bankkundschaft direkt am Schalter bedient werden. Heutzutage werden die täglichen Bankgeschäfte oftmals unterwegs via Smartphone oder zuhause am Computer abgewickelt. Deshalb steht nun bei den Bankdienstleistungen die Beratung im Vordergrund. Das neue Konzept mit Begegnungsraum statt Schalterhalle schafft mehr Nähe zu unserer Kundschaft. In den neuen Bankräumen können wir die Kundinnen und Kunden an einem modern ausgestatteten Ort beraten, wo sie sich wohlfühlen.

 

«Heute steht bei den Bankdienstleistungen die Beratung im Vordergrund»

 

Warum war das Architekturbüro Lassoudry architects+designers der richtige Partner für dieses Projekt?

Werner Ulmer: Samantha Ritschl und ihr Team haben sich diesen Status erarbeitet. Wir führten einen Architekturwettbewerb durch und Lassoudry architects+designers gingen mit ihrem Projekt einstimmig als Sieger daraus hervor. Nebst der Gesamtgestaltung haben auch ihre praktischen Ideen am meisten überzeugt.

Samantha Ritschl-Lassoudry: Wir haben uns sehr geehrt gefühlt, dass wir eingeladen wurden. Das ist nicht selbstverständlich. Ich fand das Projekt sehr interessant. Mir ging es um die Challenge, etwas Neues zu erschaffen. Für die Mitarbeitenden und die Kundschaft.

 

Was war Ihr Ziel mit dem Bankumbau anhand der Anforderungen?

Samantha Ritschl-Lassoudry: Ich wollte erreichen, dass sich die Raiffeisenbank mit den neuen Bankräumen identifizieren kann. Das ist sehr wichtig. Wir bringen nicht nur Funktionalität, sondern auch Corporate Identity. Die Mitarbeitenden sollen stolz auf ihre Bank sein. Und die Kundschaft soll gern hierherkommen.

 

Die alte Bank war eher schlicht und kühl gestaltet. In den neuen Bankräumen hat es warme Farben und viel Holz. Was ist der Grund dafür?

Samantha Ritschl-Lassoudry: Wie Werner Ulmer bereits erwähnt hat, funktioniert Banking heute anders als noch vor 20 Jahren. Wir möchten Bankräume, in denen wir uns gern aufhalten. Mit warmen Materialien und Farben schaffen wir Gemütlichkeit und Emotionen. Besonders die neue Generation der Kundschaft erwartet eine Bank mit Wohlfühlcharakter. Deshalb ist die Prämisse «Bankräume mit Zukunft» auch genau richtig gewählt.

 

«Mit warmen Materialien und Farben schaffen wir Gemütlichkeit und Emotionen»

 

Welche gestalterischen Besonderheiten bietet die neue Bank?

Samantha Ritschl-Lassoudry: Details sind natürlich extrem wichtig. Zum Beispiel die Holzwand mit der 3D-Struktur. Was dem jungen Publikum wohl besonders gut gefallen wird, sind die futuristisch gestalteten Tresen und die Bar, die wir selbst entwerfen durften. Ein weiteres interessantes Detail ist die beleuchtete Wand der 24h-Bancomat-Zone. Bei Dunkelheit sieht man sie bereits von Weitem.

 

Was war die grösste Herausforderung beim Umbau der Bank?

Samantha Ritschl-Lassoudry: Das Vordach war aus bautechnischer Sicht am schwierigsten. Ich habe etwa 15 Zeichnungen gemacht, bis ich die passende Lösung gefunden habe. Vom Look her wäre es besser gewesen, das Vordach wäre etwas höher. Technisch war das nicht möglich. Aber es ist trotzdem sehr schön geworden.

Werner Ulmer: Die grösse Herausforderung für mich war, das Tagesgeschäft so abzuwickeln, dass die Kundinnen und Kunden zufrieden sind. Im Grossen und Ganzen hat die Kundschaft den Umbau gut aufgenommen. Man freut sich auf die «Bankräume mit Zukunft».

 

Wie funktioniert die neue Bank?

Werner Ulmer: Der erste Kontakt ist nun der Empfangsdesk. Dort fragen wir die Kundinnen und Kunden nach ihren Bedürfnissen und leiten sie entsprechend weiter. Wenn es sich um eine Transaktion handelt, geht es zum Bargeldschalter. Wenn ein Beratungsbedürfnis vorhanden ist, erhalten sie an der Bar etwas zu trinken und machen es sich zusammen mit der Kundenberaterin bzw. dem Kundenberater in der Lounge oder einem Besprechungszimmer gemütlich. Für den neuen Ablauf schulen wir alle Mitarbeitenden an der Front. Damit auch sie lernen, mit dieser neuen Art und Weise umzugehen.

 

Einer von vier Bargeldschaltern ist dennoch geblieben. Warum?

Werner Ulmer: Bei uns in Allschwil hat ein Bargeldschalter seine Berechtigung, weil wir als grenznahe Bank viel Geldwechsel haben. Jeden Monat gehen ca. eine Million Euro Barwechsel über den Tisch. Hinzu kommt: Ein Schalter, der bedient ist, ist auch eine soziale Einrichtung für Leute, die Kontakt suchen im Dorf. Wir vertreten bei uns die Meinung, dass wir uns die Freiheit nehmen dürfen, gewisse Teilbereiche defizitär zu betreiben – solange dies das Gesamtergebnis der Unternehmung erlaubt.

 

Herr Ulmer, worauf freuen Sie sich am meisten bezüglich der fertiggestellten Bank?

Werner Ulmer: Dass wir in den neuen Bankräume wieder uneingeschränkt unserer Kernaufgabe nachgehen können. Diese ist definitiv nicht das Bauen, sondern das Bankgeschäft.