Mission Rehkitzrettung Allschwil-Schönenbuch

Jährlich sterben mehrere tausend Rehkitze bei der Grasernte. Die Rehkitzrettung Allschwil-Schönenbuch steigert mit Hilfe von Drohnensuchflügen die Überlebenschance der Jungtiere in der Region.

Dienstag, 5 Uhr 30, klare Sicht. Beste Voraussetzungen für einen Suchflug. An diesem frühen Morgen trifft sich deshalb die Rehkitzrettung auf einem Feld oberhalb von Allschwil, um mit einer Drohne nach Rehkitzen Ausschau zu halten. Warum die Gruppe gerade jetzt unterwegs ist, hat einen besonderen Grund. Von Mitte Mai bis Ende Juni wird die Mehrzahl der Rehkitze geboren (Setzzeit). Bedeutet: Rehgeissen verstecken ihre Jungen in Heuwiesen, um sie zu tarnen, da den Rehkitzen in den ersten Lebenswochen der Fluchtinstinkt fehlt und sie keinen Eigengeruch verströmen. Vor Fressfeinden sind sie dadurch geschützt. Vor Mähmaschinen allerdings nicht.
 

«Die Setzzeit ist ausgerechnet die Zeit, in der die Bauernbetriebe ihre Felder mähen», erklärt Peter Düblin, während er seine Drohne startklar macht. Der Tierarzt ist gemeinsam mit Daniel Zollo Mitbegründer der Rehkitzrettung Allschwil-Schönenbuch und ausgebildeter Drohnenpilot. «Die Bauern haben keine Chance, die Rehkitze mit blossem Auge zu orten und damit rechtzeitig zu entdecken.» Aus diesem Grund sind die freiwilligen Tierschützer unterwegs und suchen die Heuwiesen nach Jungtieren ab. Die Wärmebildkamera spürt die Rehkitze sehr zuverlässig auf. Ist ein Junges gefunden, weist der Drohnenpilot den Helfern und dem Jäger den Weg zur Fundstelle. Mit einer Harasse wird das Tier schliesslich geschützt, bis der Bauer die Mäharbeiten beendet hat. «Nur der Jäger ist dazu berechtigt, Wildtiere zu handhaben», betont Düblin. 

Seltenes Ereignis

Die Drohne schwebt nun 70 Meter über dem Boden und fliegt automatisiert eine vorher festgelegte Route ab. Catherine Düblin, die Frau des Drohnenpiloten, beobachtet während dem Flug den Luftraum. «Es gibt Vögel, welche die Drohne angreifen könnten. Wenn zum Beispiel ein Milan seinen Horst in der Nähe hat, sieht er das Gebiet als sein Territorium und unser Fluggerät als Bedrohung.» Die Rehkitzrettung hat Glück: Nach bereits wenigen Sekunden Flug sind weisse Flecken auf dem Bildschirm ersichtlich. «Das könnte schon ein Rehkitz sein», freut sich der Drohnenpilot. Noch grösser ist die Freude, als er nach rund zehn Minuten eine besondere Entdeckung macht: Ein Rehkitz, das von seiner Mutter gesäugt wird. «Ein solches Ereignis habe ich noch nie erlebt. Das ist ein Glücksfall.»
 

Crowdfunding für eine weitere Drohne

Für heute bleibt es bei einem Suchflug, die Mähsaison für Ökowiesen geht erst am 15. Juni los. «Wichtig ist, dass wir früh genug Beobachtungsflüge durchführen, damit wir genau wissen, wann die Setzzeit startet», so Peter Düblin weiter. «Durch die klimatischen Veränderungen hatten wir dieses Jahr bereits Ende April erste Fälle.» Arbeit für die Rehkitzrettung Allschwil-Schönenbuch gibt es zu genüge. «Es kann sein, dass man an einem Morgen 20 bis 30 Felder fliegen muss.» Damit der Verein mehr Kapazität erreicht, braucht es eine weitere Drohne mit Wärmebildkamera. Deshalb hat die Gruppe auf der Unterstützungsplattform lokalhelden.ch von Raiffeisen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Mit Erfolg.