Die Weltraum-Industrie boomt. Sie bietet Schweizer Unternehmen aus jeder Branche vielfältige und interessante Wachstumsmöglichkeiten. Wer im All mitspielen will, sollte sich jetzt positionieren, empfiehlt André Wall, CEO des Schweizer Weltraumpioniers Beyond Gravity.
Boombranche Weltraum
Mit New Space wird die Raumfahrt zum grossen Geschäft – auch für Schweizer Unternehmen. Denn das All eröffnet äussert vielversprechende Absatzmärkte. Mit jährlichen Wachstumsraten von 10 Prozent und mehr gehört die Weltraum-Industrie zu den globalen Boombranchen.
Was ist mit New Space gemeint?
«Raumfahrttechnologien und -anwendungen sowie aus dem Weltraum gewonnene Daten spielen bereits heute in ziemlich jeder Industrie und Branche eine wichtige Rolle und werden in den nächsten 10 Jahren weiter an Bedeutung gewinnen», ist André Wall, CEO des führenden Schweizer Raumfahrtzulieferes Beyond Gravity, überzeugt. «Auch in der Schweiz öffnet der Weltraum neue Horizonte und bietet hochqualifizierten Unternehmen vielfältige Chancen, sich im Bereich der Raumfahrt zu etablieren und am globalen Wachstum des Weltraummarktes teilzuhaben.»
«Raumfahrttechnologien und Weltraumdaten spielen bereits heute in ziemlich jeder Industrie und Branche eine wichtige Rolle und werden in den nächsten 10 Jahren weiter an Bedeutung gewinnen.»
André Wall, CEO Beyond Gravity
Gemäss einer vom World Economic Forum zusammen mit McKinsey erstellten Studie generiert die gesamte weltraumbasierte Wirtschaft heute schon Umsätze von 630 Milliarden US-Dollar. Bis 2035 soll sie auf 1,8 Billionen US-Dollar wachsen. Dabei zählen die Autoren zur Weltraumwirtschaft neben den Kernaufgaben wie Raketen und Satelliten auch Dienste wie Geolokalisierung, Wettervorhersagen oder Mobilitätsangebote, die durch Weltraumtechnologien ermöglicht werden.
Diese Industrien profitieren besonders vom New Space
Im Oktober 2024 führt Raiffeisen zusammen mit Branchengrössen wie Prof. Thomas Zurbuchen, Dr. André Wall (Beyond Gravity) und Prof. Claude Nicollier (EPFL, ehem. Astronaut) einen exklusiven Event zum Thema durch.
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Viele Möglichkeiten für Schweizer Technologien
Für Wall ist klar, dieser Markt bietet jedem Schweizer Unternehmen Chancen. «Wir verfügen in diesem Land über vielfältige Technologien, Produkte oder Lösungen, die auch in der Raumfahrt erfolgreich eingesetzt werden können.» Seine Logik: «Wer im All mitspielen will, sollte sich jetzt positionieren.» Ausgehend vom Beispiel Beyond Gravity empfiehlt Wall, nach Nischen zu suchen und in diesen eine führende Marktposition anzustreben.
«Wer im All mitspielen will, sollte sich jetzt positionieren.»
André Wall, CEO Beyond Gravity
André Wall hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Er übernahm Ende 2020 den CEO-Posten bei Ruag International und ist seit Mai 2023 auch operativer Chef von Beyond Gravity. Wall möchte Beyond Gravity zu einem agilen, innovativen Technologieführer im New Space machen. Der diplomierte Maschinenbauingenieur lebt mit seiner Familie in Zürich.
Risikobereitschaft und Zugang zu Kapital
Um im Raumfahrtgeschäft erfolgreich zu sein, braucht es eine höhere Risikobereitschaft und -toleranz sowie Zugang zu ausreichend Kapital. Das beste Beispiel dafür ist Elon Musk, der mit seinem Unternehmen SpaceX viel zur Revolution der Raumfahrt beigetragen hat.
Wall wünscht sich eine starke Schweizer Raumfahrtindustrie mit möglichst vielen Unternehmen, die daran teilhaben. «Wir suchen fortlaufend neue Lieferanten und Partner. Gemeinsam können wir schneller wachsen und grössere Marktanteile gewinnen», ist der Beyond-Gravity-Chef überzeugt. Schon heute existieren verschiedene kleinere Raumfahrt-Cluster, nicht zuletzt um die ETH in Zürich oder die EPFL in Lausanne. «Diese Cluster wollen wir stärken.»
Erfolgsfaktor «Swissness»
Mit zunehmender Erfahrung und Reife in der Raumfahrtindustrie verkürzen sich die heute teilweise noch langwierigen Produkttest- und Qualifizierungszyklen, prophezeit Wall. «Raumfahrt wird zur Commodity.» Das vereinfacht den Markteintritt auch für kleinere Unternehmen.
Ein gutes Eintrittsticket ist auch «Swissness». Sie vermittelt Glaubwürdigkeit und verspricht Qualität. Doch auch die Schweizer Unternehmen müssen dorthin, wo der Markt ist. Und dieser ist vor allem in den USA. «Die Anzahl der Raketenstarts und die Satellitenstückzahlen sind in Amerika um ein Vielfaches höher», weiss Wall.
Fokus auf Entwicklungsleistung bis zur Serienreife
Der Raumfahrtpionier plädiert dafür, dass sich Schweizer Unternehmen vor allem auf die Ingenieur- und Entwicklungsleistung bis hin zur Serienreife fokussieren. Dazu gehört auch das Aufsetzen der gesamten Supply Chain. Konstant hohe Qualität, Termintreue und Liefersicherheit sind in der Raumfahrt dabei besonders wichtig.
Für die anschliessende Serienproduktion und Montage bevorzugt Beyond Gravity Länder mit vorteilhafteren Kostenstrukturen oder aber direkt die Abnehmermärkte. «Produktion oder Präsenz vor Ort gehört oft zu den Bedingungen, um für Aufträge überhaupt in Frage zu kommen», berichtet Wall aus eigener Erfahrung.
Kapitalmarkt honoriert Raumfahrt-Aktivitäten
Alles in allem ist sich der Firmenchef aber sicher: «Die Möglichkeiten im All bleiben unbegrenzt – und es werden immer neue hinzukommen.» Das sieht auch der Kapitalmarkt: Dieser fördert und honoriert Schweizer Raumfahrtaktivitäten.
Beyond Gravity gehört zu den Schweizer Pionieren im New Space. Die vormalige Ruag Space kombiniert Start-Up-Mindset mit jahrzehntelanger Erfahrung. Bekannt ist Beyond Gravity vor allem für Nutzlastverkleidungen, die in den Ariane-Raketen aber auch in anderen Trägerraketen genutzt werden. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich ist in sieben Ländern tätig und beschäftigt rund 1800 Personen. Aktuell gehört Beyond Gravity noch zur staatlichen Ruag International Holding AG. Bis Ende 2025 soll die Gesellschaft in private Hände übergeben werden.