Zwei Unternehmen, die nach den Sternen greifen

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Die ProtoShape 3D-Printing AG und die Bunorm Maschinenbau AG beliefern mit ihren Metallkomponenten die Luft- und Raumfahrtindustrie. Ein langer Atem war entscheidend, damit die beiden Unternehmen der SwissFactory.Group in der Branche Fuss fassen konnten.

 

3D-Druck im Orbit

Von der bernischen Provinz ins Weltall: In Neuenegg entstehen Satellitenbauteile, die im Erdorbit kreisen. Möglich ist das dank «Selective Laser Melting», einer Art 3D-Druck für Metall. Ein hochpräziser Laser verschmelzt Alupulver Schicht für Schicht zu leichten und trotzdem stabilen Teilen. Die Technologie erlaubt es, besonders komplexe Formen herzustellen – Kamerahalterungen und Abdeckelemente zum Beispiel. «Wir haben uns überlegt: Wo macht der Einsatz solcher Teile Sinn? Und wer ist willens, genug dafür zu bezahlen?», erklärt Felix Reinert, CEO der ProtoShape 3D-Printing AG. Die Antwort war naheliegend: die Raumfahrt.

Bevor das KMU aber für Unternehmen wie Ruag (heute Beyond Gravity) und Boeing produzieren durfte, galt es, einige Hürden zu überwinden. «Es war noch völlig unklar, welche Kriterien Teile aus dem Metalldrucker erfüllen und wie Prozesse aufgebaut sein müssen, damit sie den Anforderungen dieser hochtechnisierten, sicherheitssensitiven Branche genügen», berichtet Reinert. «Das mussten wir erst zusammen mit unseren Kunden erarbeiten – ein iterativer Prozess, der viel Geduld brauchte.» Auch eine europäische Luft- und Raumfahrtzertifizierung nach EN 9100 war erforderlich. Für ProtoShape bedeutete das: Bevor die Projekte richtig Fahrt aufnahmen, waren zeitintensive und kostspielige Vorleistungen nötig.

 

   

 

Strategisch in Stellung bringen

Ähnlich erging es der Bunorm: Auch der Maschinenbauer hat in den letzten fünf Jahren wichtige strategische Entscheidungen getroffen, um sich für neue Geschäftsfelder in Stellung zu bringen. «Einerseits haben wir uns im Bereich der Schweisstechnologie einen sehr hohen Zertifizierungsgrad erarbeitet», erklärt CEO Stefan Gygax. «Andererseits haben wir uns auch für die Luft- und Raumfahrt nach EN 9100 zertifizieren lassen – um uns so von der Konkurrenz abzuheben.» Der Aufwand hat sich ausgezahlt: Heute produziert die Bunorm Maschinenbau AG Fahrwerke für ein Trainingsflugzeug von Pilatus. «Dass wir beide Aspekte kombinieren – Schweisstechnologie auf hohem Niveau und Luftfahrtzertifizierung – war der entscheidende Punkt. Ohne wären wir bei diesem Auftrag nicht zum Zug gekommen.»

 

Satellit im Weltall

Im Oktober 2024 führt Raiffeisen zusammen mit Branchengrössen wie Prof. Thomas Zurbuchen, Dr. André Wall (Beyond Gravity) und Prof. Claude Nicollier (EPFL, ehem. Astronaut) einen exklusiven Event zum Thema durch.

 

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Liquidität ist entscheidend

Bunorm und ProtoShape gehören zur SwissFactory.Group – einem Zusammenschluss verschiedener KMU aus der Metallbearbeitungsbranche. Die Holding bietet beim Einstieg in neue Bereiche klare Vorteile, sagt Hans Gattlen, Verwaltungsratspräsident der SwissFactory.Group: «Neue Märkte und neue Branchen zu erschliessen, bedingt grosse Investitionen, die nicht jedes KMU tragen kann. Im Verbund sind die Möglichkeiten grösser.» Und in der Luft- und Raumfahrt mit ihren langen Planungshorizonten und überdurchschnittlicher Projektdauer ist das für Unternehmen noch deutlicher spürbar.

 

«Neue Märkte und neue Branchen zu erschliessen, bedingt grosse Investitionen.»

Hans Gattlen, Verwaltungsratspräsident SwissFactory.Group 

 

Im langen Atem – auch in finanzieller Hinsicht – sieht Bunorm-CEO Stefan Gygax ein entscheidendes Erfolgskriterium: «Ein Unternehmen, das sich als Zulieferer für die Luft- und Raumfahrt positionieren will, sollte die Margen auf bestehenden Produkten hochhalten und für konstanten Cash-Flow sorgen.» Ansonsten fehlt es schnell an Mitteln für die vielen Vorleistungen, die in der Branche nötig sind.

 

«Ein KMU, das sich als Zulieferer für die Luft- und Raumfahrt positionieren will, sollte die Margen auf bestehenden Produkten hochhalten können.»

Stefan Gygax, CEO Bunorm Maschinenbau AG 

 

Flaschenhals Fachkräfte

Felix Reinert verweist auf einen weiteren Flaschenhals: Fachkräfte. Die Bedeutung der Mitarbeitenden sei nicht zu unterschätzen: «Es ist eine Challenge, die richtigen Fachkräfte für solche Projekte zu finden. Aber ohne sie geht es definitiv nicht.» Stefan Gygax nimmt hier die Schweizer Unternehmen in die Pflicht: «Es ist zentral, dass wir aktiv Ausbildung betreiben. Nur so können wir sicherstellen, dass wir auch künftig die Leute für ambitionierte Projekte finden.» Damit meint er einerseits Berufslehren, aber auch Weiterbildungen für bestehende Mitarbeitende. «Die Anforderungen in der Luft- und Raumfahrt sind hoch. Wir müssen uns personell so aufstellen, dass wir die geforderten Standards auch einhalten können.»

 

V.l.n.r. Stefan Gygax, CEO Bunorm Maschinenbau AG, Hans Gattlen, Verwaltungsratspräsident SwissFactory.Group und Felix Reinert, CEO der ProtoShape 3D-Printing AG
V.l.n.r. Stefan Gygax, CEO Bunorm Maschinenbau AG, Hans Gattlen, Verwaltungsratspräsident SwissFactory.Group und Felix Reinert, CEO der ProtoShape 3D-Printing AG

Die SwissFactory.Group fasst verschiedene KMU aus der Metallbearbeitungsbranche (u.a. die Bunorm Maschinenbau AG und ProtoShape 3D-Printing AG) zusammen. Die Gruppe fungiert als Holding, unter deren Dach die angeschlossenen KMU weitgehend autonom agieren. Die Raumfahrt gehört zu den strategischen Zielmärkten der SwissFactory.Group.