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09.01.2025

Anlageausblick 2025: Moderatere Renditen

  • Globales Wirtschaftswachstum unter langfristigem Potenzial, aber im positiven Bereich
  • US-Fed hat wenig Spielraum für Zinssenkungen, EZB muss stimulieren, SNB zieht nach
  • Anlagenotstand in der Schweiz ist aufgrund negativer Realzinsen zurück
  • Raiffeisen-Anlageexperten empfehlen: Sachwerte wie dividendenstarke Aktien, Immobilienanlagen und Gold gehören ins Portfolio

St.Gallen, 9. Januar 2025. Das Gute vorweg: Die globale Wirtschaft wird auch 2025 zulegen. Gemäss den Anlageexperten von Raiffeisen Schweiz wird das Wachstum allerdings unter seinem langfristig erwarteten Potenzial liegen. Insbesondere in Europa und China lässt die Erholung weiter auf sich warten, während sich die Dynamik in den USA im Jahresverlauf abschwächen dürfte. Hinzu kommen die politischen Unsicherheiten nach der Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus. Die Einführung neuer Importzölle und sich ausweitende Handelskonflikte dürften für Volatilität an den Finanzmärkten sorgen. In der Schweiz wird sich nach den stark gefallenen Zinsen der Anlagenotstand verschärfen. «Wir erwarten für 2025 ein moderates Wachstum, welches aber in praktisch allen Regionen unter Potenzial liegt», sagt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz. In der Eurozone dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,7 Prozent und in der Schweiz um 1,3 Prozent zulegen. Für die US-Wirtschaft rechnen die Ökonomen von Raiffeisen mit einem Wachstum von 2,0 Prozent.

 

Weiter sinkende Leitzinsen

Um der schwächelnden Konjunktur unter die Arme zu greifen, wird insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen weiter senken. Raiffeisen Schweiz rechnet mit einer Halbierung des derzeitigen Zinsniveaus von 3,0 auf 1,5 Prozent. Im Zuge dessen dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Jahresverlauf ihren Leitzins auf null Prozent reduzieren. Weniger Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik hat die US-Notenbank Fed. «Die Inflation in den USA ist hartnäckig hoch und könnte unter Donald Trump gar nochmals einen Schub erhalten. Denn sein wirtschaftspolitisches Programm und die beabsichtigten Einfuhrzölle wirken inflationär», führt Geissbühler aus. Diese Ausgangslage wird auch den US-Dollar beeinflussen, der von den zunehmenden Zinsdifferenzen tendenziell profitiert. Nach der starken Aufwertung im vergangenen Jahr ist ein Grossteil davon bereits eingepreist. In der Folge rechnen die Experten von Raiffeisen Schweiz 2025 mit einer Seitwärtsbewegung des Greenbacks zum Schweizer Franken. Der Euro hingegen dürfte weiter zur Schwäche neigen und sich in Richtung 0,92 zum Franken abwerten.

 

Anlagenotstand ist zurück

Das geldpolitische Vorpreschen der SNB hat zu einem deutlichen Rückgang der Kapitalmarktzinsen in der Schweiz geführt. Die Renditen von Schweizer Staatsanleihen liegen bei Laufzeiten bis sieben Jahre mittlerweile unter 0,1 Prozent und auch die Sparzinsen sind stark gefallen. «Das Nullzinsumfeld ist wieder Realität und damit kehrt der Anlagenotstand zurück. Wer Geld auf dem Sparkonto hortet oder in sichere Schweizer Staatsanleihen investiert, erleidet nach Abzug der Inflation einen Kaufkraftverlust», erklärt Geissbühler. «Wer sein Vermögen langfristig steigern will, muss deshalb in Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder Edelmetalle investieren.» 

 

Sachwerte im Fokus

Auf der Aktienseite empfehlen die Analysten von Raiffeisen dividendenstarke Aktien von Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen. Interessante Opportunitäten werden insbesondere im Schweizer Aktienmarkt verortet, der in den vergangenen zwei Jahren gegenüber dem Weltaktienindex performancemässig hinterherhinkte. «Die Risikoprämien sind hierzulande hoch. Hinzu kommt eine attraktive Dividendenrendite von durchschnittlich über drei Prozent. Wir empfehlen eine Übergewichtung bei Schweizer Aktien», sagt Geissbühler. Zurückhaltung ist gemäss Matthias Geissbühler bei den eher zyklischeren europäischen Aktienmärkten sowie den Schwellenländern angezeigt. Dies aufgrund der Konjunkturaussichten sowie der zu erwartenden US-Handelspolitik unter Donald Trump. Bei den US-Aktien könnte das starke Momentum noch etwas anhalten. Allerdings dürften 2025 sowohl die Inflationsentwicklung wie auch die Geldpolitik zu einer Belastungsprobe werden, denn die Hoffnung auf deutliche Zinssenkungen hat 2024 wesentlich zur starken Performance der US-Aktien beigetragen. Im laufenden Jahr wird sich dieser Treiber spürbar abschwächen.

Von weiter sinkenden (Leit-)Zinsen profitieren auch Immobilien und Gold, die bereits 2024 zu den Gewinnern zählten. «Zwar hat die starke Performance der Schweizer Immobilienfonds im vergangenen Jahr zu höheren Agios geführt. Aber tiefere Hypothekarzinsen sowie eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum, werden zu weiter steigenden Immobilienpreisen in der Schweiz führen», analysiert der Raiffeisen-Anlagechef. Gold profitiert derweil von sinkenden Opportunitätskosten und kontinuierlichen Käufen von Notenbanken aus den Schwellenländern. Beide Anlageklassen gehören weiterhin in ein diversifiziertes Portfolio.

«Nach dem starken Börsenjahr 2024 rechnen wir im laufenden Jahr mit einer höheren Volatilität und insgesamt moderateren Renditen. Anlegen bleibt aber aufgrund der negativen Realzinsen auch im laufenden Jahr alternativlos», fasst Geissbühler den Anlageausblick zusammen.