CIO Kolumne: «Analog oder digital?»

Ja, ich gebe es zu. Ich bin der analoge Typ. Neil Young's Album «Harvest» tönt auf Vinyl einfach um Welten besser als digital gestreamt über Spotify. Und auch eine Zeitung liest sich für mich in Papierform viel angenehmer als auf dem Bildschirm – auch bei aktiviertem Blaulichtfilter. Vom haptischen Erlebnis mal ganz abgesehen. Es gibt übrigens Studien, welche zum Schluss kommen, dass der in Buchform gelesene Inhalt besser im Gedächtnis «haften» bleibt als beim digitalen Lesen. Aber das nur so als kleine Randbemerkung. 

«Auch die Bankenwelt wurde und wird ordentlich umgekrempelt.»

Ich höre schon die hämischen Kommentare: «Ok, Boomer.» Den verbitte ich mir aber! Folgen Sie mir doch auf Twitter & Co. Aber klar, ich zähle zur Generation X und wer zur Generation Z gehört, hat wahrscheinlich noch nie eine Schallplatte (oder LP) in den Händen gehalten, obschon Vinyl momentan eine fulminante Renaissance erlebt. Und wer zum Henker ist Neil Young? Und wenn ein «Digital Native» heute noch ein Zeitungsabo hat, dann höchstens in digitaler Form auf dem Smartphone.  

Seit der Jahrtausendwende ist die «digitale Revolution» in vollem Gange. Dem Internet sei Dank. Nicht nur die Musikindustrie und die Printmedien sind davon betroffen. Auch die Bankenwelt wurde und wird ordentlich umgekrempelt. Bankkundinnen und Bankkunden wollen heute ihre Daten jederzeit und überall in Echtzeit verfügbar haben. Auch ich wickle meine Zahlungen und Börsenaufträge mittlerweile über das Handy ab. Und kleine Geldbeträge überweise ich am liebsten via Twint. Entsprechend investieren die Geldinstitute hohe Summen in den Ausbau ihrer digitalen Kanäle. Natürlich auch wir bei Raiffeisen. Ein gutes Beispiel dafür ist die App Raiffeisen Rio für digitale Vermögensverwaltung.     

«Ich bin überzeugt, dass sich die Art und Weise, wie das Bankgeschäft der Zukunft abgewickelt wird, nicht über Nacht verändert. Es ist vielmehr ein evolutionärer Prozess.»

Wenig erstaunlich, dass es Stimmen gibt, welche den «traditionellen» Banken eine schwierige Zukunft prophezeien. Aber allen Unkenrufen zum Trotz: Ich bin überzeugt, dass sich die Art und Weise, wie das Bankgeschäft der Zukunft abgewickelt wird, nicht über Nacht verändert. Es ist vielmehr ein evolutionärer Prozess. Schliesslich liegen die grossen Vermögen noch für einen relativ langen Zeitraum in den Händen der Babyboomer. Und die Mehrheit dieser Kunden schätzt noch immer den persönlichen Kontakt zu ihren Kundenberaterinnen oder -beratern. Auch ich erlebe das gerade wieder sehr stark. Während der Corona-Pandemie wurden sämtliche Kundenanlässe abgesagt. Ersetzt wurden sie durch digitale Live-Events. Anfangs war der «Ansturm» auf diese Anlässe gross. Das Interesse hat aber rasch und spürbar nachgelassen. Es ist halt etwas anderes, allein zu Hause vor dem Bildschirm zu sitzen und den langatmigen Ausführungen eines CIO zuzuhören oder vor Ort an einem physischen Kundenanlass anwesend zu sein. Der persönliche Austausch ist im Hinblick auf eine vertrauensvolle Kundenbeziehung aus meiner Sicht unerlässlich und die besten Informationen erhält man ohnehin am Apéro riche. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Jedenfalls ist meine Agenda bis Ende Jahr proppenvoll mit physischen Kundenevents. Darauf freue ich mich! 

Die Antwort auf die Frage «analog oder digital?» ist aus meiner Sicht deshalb ganz einfach zu beantworten. Sie lautet: Nicht «entweder oder», sondern «sowohl als auch». Neil Young's Songs begleiten mich nämlich auch digital auf meinem iPhone.  

 

Matthias Geissbühler, August 2022

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Matthias Geissbühler

Matthias Geissbühler

Chief Investment Officer Raiffeisen Schweiz

Seit Januar 2019 ist Matthias Geissbühler als Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz für die Anlagepolitik verantwortlich. Zusammen mit seinem Team analysiert er kontinuierlich die weltweiten Geschehnisse an den Finanzmärkten und entwickelt die Anlagestrategie der Bank.