Videogames spielen und damit Geld verdienen
eSportler sind professionelle Gamer mit Aussicht auf hohe Preisgelder. Patrick Gobonya hat das Potenzial von eSports früh erkannt und managt heute ein eSports-Team. Wir haben den Insider gefragt, wie man mit Gamen Geld verdient. Und auch: Wie funktioniert die Industrie und welche Möglichkeiten bieten sich, um vom eSports-Boom zu profitieren?
eSports als Business
Professionelle Gamer spielen um siebenstellige Preisgelder und Millionen von Menschen schauen ihnen live dabei zu. Das ist eSports – oder eben wettkampfmässiges Gamen. Die Branche wächst von Jahr zu Jahr. Patrick Gobonya kennt diesen Zukunftsmarkt: Der 29-jährige Zürcher ist Manager eines der erfolgreichsten eSport-Teams im deutschsprachigen Raum.
eSports entdeckt hat Gobonya während er in München Sportmanagement studierte. Damals nutzten er und seine Zürcher Freunde das Online-Spiel Fortnite, um gemeinsam Zeit zu verbringen. «Ich erlebte damals, wie Gamen die Menschen über Grenzen hinweg verbindet», erinnert er sich.
Professioneller Support für Gaming-Profis
Heute ermöglicht Goboya seinen Spielern, professionell zu gamen. Sie trainieren täglich mehrere Stunden am Computer. Mit einem Coach analysieren sie Aufzeichnungen ihrer letzten Matches, suchen nach Fehlern und Verbesserungsmöglichkeiten, wie dies etwa «reale» Fussballer auch tun.
Viele Spieler sind jung und gehen noch zur Schule. Teammanager Gobonya legt Wert darauf, dass sie gute Noten haben. Dafür bezahlt er ihnen Nachhilfestunden. An Turnieren spielen die Gaming-Profis um Preisgelder, Gobonya handelt Sponsorenverträge aus und legt fest, wie die Produkte der Partner im Online-Content seines Teams präsentiert werden.
Social Media spielt grosse Rolle
eSportler müssen nicht nur beim Gamen, sondern auch beim Socialisen top sein. Dafür nutzt das Team von Gobonya Twitter, Instagram sowie die Videoplattformen Youtube und Twitch. Vor allem die beiden letzteren spielen in der Gaming-Szene eine grosse Rolle.
Die eSportler übertragen ihre Trainings und Wettkämpfe auf Twitch und abertausende Fans schauen ihnen dabei stundenlang zu. Über eine Chatfunktion tauschen sich Spieler und Publikum direkt aus. «Als Zuschauer kann man direkt Einfluss auf das Geschehen nehmen», sagt Manager Gobonya. Diese Unmittelbarkeit sei Teil des Erfolgs bei den Jungen: Pro Monat erreicht sein Team mit Streamings auf Twitch und Videos auf Youtube rund 50 Millionen Personen im deutschen Sprachraum.
Der eSports-Markt wächst
Diese enorme Reichweite in der Altersgruppe der 14- bis 34-Jährigen macht Gobonya zu Geld. Das Geschäftsmodell überzeugt auch finanzkräftige Investoren: Kyril Louis-Dreyfus, Milliardär und Besitzer des englischen FC Sunderland, und sein Bruder Maurice sind Geldgeber bei Gobonya. Sie setzen auf den Zukunftsmarkt: Denn ein Grossteil der Zielgruppe hat noch kein eigenes Einkommen.
«42 Prozent der Menschen in der Schweiz gamen mindestens einmal pro Woche»
Quelle: eSports Schweiz 2021
Trotzdem: Die weltweite Gaming- und eSports-Branche wächst Jahr für Jahr um mindestens 10 Prozent. Die Digitalisierung hat sie auf ein neues Level gehoben. Seit Games auf dem Smartphone gespielt und mit wenigen Klicks direkt heruntergeladen werden können, hat sich die Anzahl Gamer vervielfacht. Laut einer Studie der ZHAW spielen 42 Prozent der Menschen in der Schweiz mindestens einmal pro Woche ein Videospiel. Weltweit geht man von rund 2,5 Milliarden Gamern aus.
Gratisspiele bringen hohen Umsatz
Spieleentwickler bieten ihre Games meist kostenlos an. Geld verdienen sie, weil die Nutzer während des Spielens Dinge kaufen können wie zum Beispiel Outfits, Gadgets oder Zusatzkräfte für ihre Spielfiguren. Der Softwareentwickler Epic Games nahm 2018 so mit seinem Game Fortnite rund 400 Millionen US-Dollar ein – pro Monat.
Auch für Werbepartner ist der Markt interessant. Gamer verfolgen Livestreams und Videos von eSportlern, so wie andere Fernsehen schauen. In Asien und den USA unterhalten Videogames und eSports bereits ein Millionenpublikum, Live-Events finden in ausverkauften Sportstadien statt. In den USA werden im Videospielbereich bereits jährlich 65 Milliarden US-Dollar umgesetzt.
Investieren in eSports
Die Milliarden-Umsätze, die riesige Community und das enorme Wachstum eröffnet auch Chancen für Anlegerinnen und Anleger. Zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Spieleentwicklung, Spieletechnologie, Videostreaming, aber auch Chip-Hersteller profitieren vom Boom des eSports. Durch Investitionen in solche Unternehmen können Anleger direkt partizipieren.
Jährlicher Umsatz im eSports-Markt, in Milliarden US-Dollar
Eine alternative Investitionsmöglichkeit sind ETFs. Dabei kauft eine Anlegerin nicht Aktien von einzelnen Unternehmen, sondern investiert in einen Fonds, der eine Vielzahl von vielversprechenden Firmen aus dem Bereich eSports und Gaming umfasst. Der älteste und wohl etablierteste Fonds heisst «VanEck Vectors Video Gaming». Darin enthalten sind unter anderem auch Gaming-Grössen wie der japanische Pionier Nintendo oder der Spieleentwickler Activision Blizzard.
Trotz jüngster Kurs-Rückschläge, die – coronabedingt – aus den globalen Lieferengpässen und dem Mangel an Halbleitern resultieren, bleibt das Potenzial des Gaming-Marktes mittel- und langfristig gross. Deshalb eignet sich die Branche als spannende thematische Beimischung in einem diversifizierten Portfolio. So lässt sich eSports auch in Raiffeisen Rio, der digitalen Vermögensverwaltung von Raiffeisen, mit nur einem Klick als Fokusthema dem bestehenden Portfolio hinzufügen.