Die Geschäftslage der Industrie-KMU hat sich zuletzt nicht weiter verschlechtert. Der Ausblick bleibt jedoch von grossen Unsicherheiten geprägt. Eine Sonderbefragung von Raiffeisen zeigt, dass viele KMU, die im US-Geschäft tätig sind, bei einer Einführung von Zöllen mit spürbaren Umsatzeinbussen rechnen. Selbst wenn die Schweiz vorderhand verschont bliebe, wären die indirekten Folgen eines globalen Handelskrieges dennoch erheblich.
Durch die Zolldrohungen der neuen US-Regierung hat die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung des Welthandels deutlich zugenommen. Die Stimmung bei den Schweizer Industrie-KMU hat sich zuletzt dennoch nicht weiter stark eingetrübt. So stieg der Raiffeisen KMU PMI im Februar von 44.6 auf 49.9 Punkte und liegt damit nur noch knapp unterhalb der Wachstumsschwelle von 50. Lediglich eine hauchdünne Mehrheit der befragten Unternehmen meldet also eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäftslage.
Alle fünf Komponenten des PMI trugen zum Anstieg des Gesamtindex bei. Den grössten Beitrag lieferte dabei die Auftragskomponente, die sich von 44.4 auf 51.5 verbesserte. Aber auch die Komponenten zum Produktionsvolumen (von 45.5 auf 50.6) und zu den Lieferfristen (von 49.5 auf 52.0) kletterten über die 50-er Marke. Die Einschätzung der befragten KMU zur Beschäftigung und zu den Einkaufslagern verbesserte sich ebenfalls, allerdings verharren beiden Komponenten im Kontraktionsbereich.
Insgesamt ist die Lage im verarbeitenden Gewerbe weiter zweigeteilt. Es sind vor allem die hauptsächlich nur im Inland tätigen KMU, die eine bessere Geschäftsentwicklung melden. Bei den exportorientierten Unternehmen hat sich der Auftragseingang im Februar zwar ebenfalls verbessert. Der Anstieg der PMI-Komponenten zur Produktion und zur Beschäftigung ist jedoch vor allem auf die primär inlandsorientierten Betriebe zurückzuführen.
Im Exportgeschäft erzielt aktuell praktisch nur noch die Pharmaindustrie ein positives Umsatzwachstum. In den anderen Branchen nimmt das Exportvolumen mehrheitlich ab, weshalb auch das Beschäftigungswachstum zum Erliegen gekommen ist. Zum Jahresende lag die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe, gemessen an Vollzeitäquivalenten, auf dem gleichen Niveau wie ein Jahr zuvor. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Branchen. Im Fahrzeugbau (+6.4%) und im Pharmasektor (+4.1%) resultierte z.B. ein kräftiger Stellenzuwachs. In der Mehrheit der Branchen hat die Anzahl der Vollzeitäquivalente aber abgenommen, so z.B. im Kunststoffbereich (-1.9%), in der MEM-Industrie (-1.6%) oder in der Holz, Papier- und Druckbranche (-1.5%).
links: Raiffeisen KMU PMI Februar 2025 / Mitte und rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten (I)
Welthandel droht schwerer Schlag durch US-Zölle
Einziger Lichtblick für die Exporteure ist schon seit einiger Zeit die robuste Nachfrage aus den USA. Doch auch hier droht nun Gegenwind. So hat die neue US-Regierung angedroht, unter anderem Importe von Medikamenten, Autos und Halbleitern mit einem Zoll von 25% zu belegen. Die Pläne sollen Anfang April konkretisiert werden. Die grosse Mehrheit der Schweizer Branchen bliebe damit vorderhand von direkten Strafzöllen verschont.
Noch herrscht aber weiterhin viel Unsicherheit in Sachen Zollpolitik. So ist z.B. auch ein universeller US-Zoll auf alle eingeführten Produkte noch nicht endgültig vom Tisch. Im Wahlkampf hatte Donald Trump noch einen generellen Importzoll in der Höhe von 10% bis 20% versprochen. Ein solcher Strafzoll würde die Schweizer KMU, die in die USA exportieren, empfindlich treffen, wie eine Spezialumfrage von Raiffeisen zeigt. Ein Viertel der befragten Unternehmen rechnet mit einem bis zu 20% niedrigeren Exportumsatz in den USA, sollte es zu einem Importzoll von 10% kommen. Rund 30% befürchtet sogar einen noch grösseren Umsatzdämpfer (siehe Grafik). Der Rest der befragten KMU zeigt sich wenig alarmiert und geht von keinem negativen Effekt auf die Umsatzentwicklung in den USA aus.

Wie stark würde ein US-Importzoll von 10% Ihren erwarteten Exportumsatz in den USA innerhalb von einem Jahr beeinflussen?
Doch es drohen auch erhebliche indirekte Folgen für die Schweiz, sollten die USA die Handelspolitik deutlich verschärfen. Strafzölle auf Importe aus der EU beispielsweise würden die Industrie in den Nachbarländern in eine noch tiefere Krise stürzen und damit auch die Schweizer KMU.
Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)
Feb 25 | Jan 25 | Dez 24 | Nov 24 | Okt 24 | |
---|---|---|---|---|---|
Gesamtindex | 49,9 | 44,6 | 45,4 | 50,1 | 51,9 |
Auftragsbestand | 51,5 | 44,4 | 43,3 | 52,2 | 54,1 |
Produktion | 50,6 | 45,5 | 44,5 | 50,3 | 53,2 |
Beschäftigung | 48,0 | 41,1 | 45,8 | 50,2 | 50,0 |
Lieferfristen | 52,0 | 49,5 | 49,3 | 43,8 | 50,6 |
Einkaufslager | 44,1 | 42,6 | 47,4 | 52,8 | 48,0 |
50 = Wachstumsschwelle

Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.
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