Gold glänzt in unsicheren Zeiten
Gold gilt als sicherer Hafen für Anleger. Es lockt immer dann, wenn Kursverluste, Inflation oder eine wirtschaftliche Rezession drohen. Doch warum gilt das Edelmetall als so krisenfest und wertbeständig? Und welchen Zweck erfüllt es im Portfolio?
Gold als klassische Krisenwährung
Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten zeigen immer wieder: Gold ist auch in turbulenten Zeiten eine sichere Anlage. Die hohe Nachfrage danach treibt den Preis des Edelmetalls dann in die Höhe.
Dass Gold als klassische Krisenwährung dient, hat einen zentralen Grund: Es gilt als wertbeständig. Das Edelmetall ist ein begrenztes Gut – anders als Geld. Die Geldmenge kann von den jeweiligen Nationalbanken theoretisch endlos erweitert werden, was den Wert der entsprechenden Währungen verringert. Die Angebotsausweitung von Gold dagegen liegt relativ konstant bei 1% bis 2% pro Jahr – so viel wie in den Minen jeweils geschürft wird.
Gold gilt daher auch als Absicherung gegen Inflation. Seit 2000 ist der Goldpreis von unter 300 auf rund 2'000 US-Dollar angestiegen. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Preiszuwachs von über 8%. Im gleichen Zeitraum verteuerten sich die Schweizer Konsumentenpreise im Schnitt pro Jahr nur um 0.6%. Der Goldpreis hat die Teuerung also nicht nur mitgemacht, sondern deutlich übertroffen.
Grosse Nachfrage aus der Industrie
Weltweite Goldnachfrage 2022 in Tonnen
Im Jahr 2022 lag die weltweite Goldnachfrage bei 4’713 Tonnen. Gut ein Viertel des Goldes wird von Anlegerinnen und Anleger als Investition in Form von physischen Münzen, Barren oder Gold-Fonds gehalten. Die grösste Nachfrage nach Gold kommt von der Schmuck- und Uhrenindustrie, besonders aus Indien, China und dem Nahen Osten. Die restliche Goldnachfrage entfällt auf die Zentralbanken sowie die Industrie.
Langfristige Stabilität, aber kurzfristige Schwankungen
Die langfristige Stabilität des Goldes darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der Goldpreis gewissen Schwankungen unterliegt. Das hat sich beispielsweise während der Finanzkrise 2008 gezeigt, aber auch in den ersten Wochen der Corona-Pandemie: Aufgeschreckt durch die plötzlichen Kurskorrekturen am Aktienmarkt veräusserten Anleger Teile ihrer Goldreserven, um die Verluste zu kompensieren. Das hat den Goldpreis kurzfristig tauchen lassen.
Mittelfristig bewegt sich der Goldpreis in Phasen: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende beispielsweise war ein massiver Anstieg zu beobachten, später auch nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Der Goldpreis erreichte damals sein Allzeithoch von über 1‘900 US-Dollar pro Feinunze. Anschliessend stabilisierte er sich auf einem etwas tieferen Niveau und stieg die nachfolgenden Jahre wieder an.
Krisen lassen Goldpreis steigen
Das Muster, das sich hier abzeichnet: Als Folge von Krisen legt Gold zu. Das bestätigt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz: «Es ist in der Tat so: Gold weist eine negative Korrelation zu anderen Anlageklassen auf. Das macht es so wertvoll als Teil eines diversifizierten Portfolios.» Konkret heisst das, dass Gold meist dann zulegen kann, wenn Aktien und andere Anlageklassen an Wert verlieren. Es ist darum eine gute Möglichkeit für Anleger, sich gegen Verluste abzusichern.
Entwicklung Goldpreis (in US-Dollar pro Feinunze) und MSCI All Country World Index, indexiert
Das hat sich während der Finanzkrise 2007/2008 bewahrheitet: Zwischen Oktober 2007 und März 2009 verzeichneten Aktien weltweit Verluste von fast 60%; der Wert von Goldanlagen hingegen wuchs um 17%. Und auch im Frühjahr 2020 hielt der Goldpreis nach dem Einbruch der Aktienmärkte aufgrund des Coronavirus sein Niveau.
Tiefe Zinsen spielen dem Gold in die Hände
«Einer der Nachteile von Gold als Anlageklasse ist, dass es keine Rendite abwirft, also keine Zinsen oder Dividenden», erklärt Matthias Geissbühler. In Zeiten restriktiver Geldpolitik spielt dieser Umstand allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Dann verleihen die tiefen Zinsen den Goldanlagen zusätzlichen Auftrieb, während andere sichere Werte wie Staatsanleihen unattraktiver werden. Besonders negative Zinsen zwingen Anlegerinnen und Anleger dazu, risikoreichere Investitionen zu tätigen oder sich dem Gold zuzuwenden. Das kann einerseits in Form von physischen Münzen und Barren sein, oder aber in Form von sogenannten Gold-ETFs.
Für welche Anleger Gold interessant sein kann
Gold ist als Mittel zur Diversifikation grundsätzlich eine sinnvolle Ergänzung für jedes Portfolio. Dennoch muss sich der Anleger bewusst sein, dass eine hohe Performance beim Gold nicht im Zentrum steht. Das Edelmetall hat vielmehr die Funktion, dem Anleger Sicherheit zu bieten: als Schutz vor Inflationsrisiken oder als Absicherung gegen Aktienkursverluste. Gold eignet sich also insbesondere für eher risikoaverse Anleger. Als Faustregel gilt: Je grösser das Sicherheitsbedürfnis ist, desto höher darf auch der Goldanteil im Portfolio sein. Experten empfehlen einen Anteil zwischen 5% und 10%. Aufgrund der hohen kurzfristigen Volatilität ist Gold zudem eher als langfristige Anlage geeignet.
Konkret sprechen folgende Gründe für Gold im Portfolio:
- Gold ist langfristig stabil und wertbeständig
- Der Goldpreis steigt während Krisen oft an
- Der Besitz von physischem Gold bietet Sicherheit
- Gold kann Anleger gegen Inflationsrisiken und Kursverluste absichern
Anleger müssen aber auch folgende Einschränkungen bedenken:
- Gold wirft weder Zinsen noch Dividenden ab
- Der Goldpreis kann eine hohe Volatilität aufweisen
- Anleger sind einem Währungsrisiko ausgesetzt, da Gold in US-Dollar gehandelt wird