Bitcoin & Co. – eine Spurensuche
2021 hat den Kryptowährungen erneut sagenhafte Wertsteigerungen beschert. Das lässt Anleger mit besonderem Interesse auf Bitcoin & Co. blicken. Doch wie funktionieren die Kryptowährungen überhaupt und welchen Platz haben sie in einem ausgewogenen Portfolio?
Potenzial und Risiken schwer abschätzbar
Der Wert des Bitcoins ist in den vergangenen Monaten regelrecht explodiert
Kursentwicklung Bitcoin / US-Dollar
Der Start ins neue Jahr war spektakulär: Der Bitcoin schoss in den ersten acht Handelstagen um fast 44% in die Höhe und erreichte am 8. Januar 2021 bei 41'044 US-Dollar einen zwischenzeitlichen Höchststand. Fast ebenso schnell stürzte die Kryptowährung danach wieder auf knapp über 30'000 Dollar ab. Aber nur kurz, denn am 13. März erreichte sie bei 61'742 USD-Dollar ein neues Allzeithoch.
Diese Achterbahnfahrt katapultierte den Bitcoin einmal mehr in den medialen Fokus – und ins Blickfeld von Anlegerinnen und Anlegern. Doch anders als etablierte Anlageklassen wie Aktien, Edelmetalle oder Obligationen handelt es sich beim Bitcoin um ein neues Phänomen. Ein Phänomen erst noch, das auf einer äusserst komplexen Technologie basiert. Entsprechend schwer ist es für Laien, das Potenzial – oder auch die Risiken – von Kryptowährungen abzuschätzen. Raiffeisen versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.
Wie funktioniert Bitcoin?
Der Bitcoin ist eine Kryptowährung und im Prinzip nichts anderes als digitales Geld. Die Transaktionen finden über verschlüsselte Informationsblöcke statt. Dazu braucht es die sogenannte Blockchain – eine virtuelle, dezentrale «Bibliothek». Alle jemals getätigten Transaktionen werden in der Blockchain abgelegt und bleiben so für die Zukunft gespeichert. Weil die Informationen nicht auf einem einzigen Computer, sondern auf einem ganzen Netzwerk von Geräten gespeichert werden, ist es fast unmöglich, Transaktionen zu manipulieren.
Alle jemals getätigten Transaktionen werden in der Blockchain abgelegt und bleiben so für die Zukunft gespeichert.
Eine Transaktion ist abgeschlossen, wenn die relevanten Daten geprüft, in einen Informationsblock verpackt und der Blockchain hinzugefügt wurden. Dazu braucht es einen Schlüsselcode, der von ausgewählten Netzwerkteilnehmern, den sogenannten «Miners», errechnet wird. Dieser Prozess erfordert sehr viel Rechenleistung. Der «Miner» wird für seine Anstrengungen in Form von neuen Bitcoins entschädigt.
Von zentraler Bedeutung für die Blockchain und somit auch für den Bitcoin ist die Grösse des Netzwerkes. Nimmt diese zu, so können Daten schneller bearbeitet werden, zudem steigen Validierungsqualität, Sicherheit sowie das Vertrauen in das Netzwerk.
Ist Bitcoin eine Währung?
Nein. Strenggenommen ist der Bitcoin keine Währung. Grund dafür ist, dass er zentrale Eigenschaften einer Währung (noch) nicht erfüllt. Zum einen wird er bisher kaum als breites Zahlungsmittel akzeptiert. Zwar kann man beispielsweise im Kanton Zug seine Steuern mit Bitcoin begleichen, aber für den Wocheneinkauf oder zum Buchen der nächsten Urlaubsreise ist er derzeit wenig brauchbar. Zum anderen eignet er sich auch nur bedingt als Wertaufbewahrungsmittel und noch weniger als beständiger Wertmassstab – beides charakteristische Eigenschaften von Währungen. Beidem stehen die hohe Volatilität und damit die fehlende Preisstabilität der Kryptowährung im Wege.
Der Bitcoin erfüllt zentrale Eigenschaften einer Währung (noch) nicht.
Hinzu kommt: Während im konventionellen Finanzsystem Notenbanken Geld emittieren, werden Bitcoins dezentral mithilfe von Computerprogrammen erstellt und können im Grunde von jeder Person zuhause als «Miner» produziert werden. Anders als bei herkömmlichem Geld ist auch die maximale Anzahl beschränkt, nämlich auf 21 Millionen Stück. Ende Februar 2021 befanden sich fast 19 Millionen Bitcoins im Umlauf. Sollte die derzeitige Produktionsgeschwindigkeit beibehalten werden, wird die Obergrenze wohl zwischen 2130 und 2140 erreicht.
Oder das Gold der digitalen Ära?
Auf den ersten Blick scheint der Bitcoin damit mehr mit Edelmetallen als mit herkömmlichen Währungen gemein zu haben. In der Tat gibt es gewisse Parallelen: Da wäre einerseits die Begrenztheit des Angebots. Denn auch Gold ist nur beschränkt verfügbar. Ebenfalls ähnlich ist, dass sowohl für Gold wie auch für Bitcoins «Schürfkosten» anfallen. Beim Gold sind es die Förderkosten in den Minen, der Transport und die Weiterverarbeitung zu Münzen oder Barren. Beim Bitcoin sind es vor allem die riesigen Mengen an Energie, die für die enormen Rechenleistungen der Computernetzwerke notwendig sind.
Gold hat, im Gegensatz zum virtuellen Nominalwert des Bitcoins, einen physischen Realwert.
Hier hören die Parallelen aber bereits auf und es bestehen zumindest drei wesentliche Unterschiede zwischen dem Edelmetall und Kryptowährungen: Erstens handelt es sich bei Gold, im Gegensatz zum virtuellen Nominalwert des Bitcoins, um einen physischen Realwert. Zweitens gibt es für Gold – neben der reinen Wertaufbewahrungsfunktion – zusätzliche Verwendungszwecke, wie beispielsweise in der Schmuckindustrie oder für industrielle Anwendungen. Drittens wird dem Gold seit Jahrhunderten Wert attestiert und Goldmünzen wurden lange Zeit als Zahlungsmittel verwendet. Das schafft Vertrauen. Dieses fehlt dem Bitcoin, den es erst etwas mehr als zehn Jahre gibt, noch.
Was ist ein Bitcoin wert?
Öffentliches Interesse und Werte des Bitcoins entwickeln sich parallel
Kursentwicklung Bitcoin/US-Dollar und weltweites Google-Suchinteresse nach dem Wort «Bitcoin»
Über den Wert des Bitcoins gehen die Meinungen weit auseinander. Befürworter setzen den Wert hoch an, schliesslich werde hier die Basis einer neuen Technologie gelegt, die das Potenzial hat, das weltweite Finanzsystem umzukrempeln. Für die Kritiker fehlt dem Bitcoin der intrinsische Wert und die Möglichkeit, als Zahlungsmittel eingesetzt zu werden – folglich sei er völlig überbewertet. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Einfach negieren lässt sich der Wert von Bitcoin aber nicht, dafür ist die Marktkapitalisierung mit aktuell rund 900 Milliarden US-Dollar zu hoch.
Insgesamt spiegelt der Kurs des Bitcoins wohl weniger den aktuellen Wert, sondern ist vielmehr eine Projektion der zukünftigen Chancen bezüglich Rendite und Diversifikation. Dadurch wird er allerdings auch immer wieder zum Spielball der Emotionen. Steigt die Euphorie der Anleger und damit das allgemeine Interesse am Bitcoin, so zieht sein Kurs für gewöhnlich an. Dies wiederum verstärkt das öffentliche Interesse an ihm.
Bitcoins im Portfolio?
Die Volatilität des Bitcoins ist deutlich höher als bei traditionellen Vermögensklassen
Volalititätsvergleich (annualisiert, 90-Tage rollierend)
Wegen den hohen Renditen und der niedrigen Korrelation mit anderen Vermögensklassen liebäugeln immer mehr Anlegerinnern und Anleger mit dem Kauf von Bitcoin. Aber die Volatilität ist deutlich höher als bei traditionellen Vermögensklassen. Diese hohen Kursschwankungen lassen es als fraglich erscheinen, ob die Kryptowährung wirklich in ein durchschnittliches Portfolio gehört. Dagegen spricht auch, dass herkömmliche Portfoliosimulationen aufgrund der starken Kursentwicklung des Bitcoins in der Vergangenheit wenig taugen, wenn es um die Abwägung von künftigen Chancen und Risiken geht.
Dass sich der positive Kurstrend im bisher gesehenen Ausmass in der Zukunft fortsetzt, ist zudem unwahrscheinlich: Das Gesetz der grossen Zahlen macht dies schlicht unmöglich. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten sollten Anleger deshalb nur so viel in Bitcoin investieren, wie sie auch als Totalverlust verkraften können.
Rückblickend ist jedoch festzuhalten, dass Bitcoin eine Wette wert gewesen ist – und es in einem vernünftigen Ausmass immer noch sein könnte. Hintergründe dazu und weitere Denkanstösse liefert Ihnen unsere aktuelle Anlagestudie.
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Standortbestimmung lohnt sich
Ob und inwieweit Kryptowährungen in Ihr Portfolio passen, hängt primär von Ihrer individuellen Vermögenssituation und Ihrer Anlagestrategie ab. Ein individueller und kostenloser Vermögens-Check bietet auch Gelegenheit, die Chancen und Risiken von Kryptowährungen im Portfolio zu thematisieren. Der Kundenberater analysieren das Risikoprofil und die strategische Vermögensallokation, inklusive Immobilien, Finanzierungen, Liquiditätsplanung und Vorsorge. Im persönlichen Gespräch wird danach geprüft, ob das Vermögen immer noch auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist und die Anlagen weiterhin mit der persönlichen Anlage- und Vorsorgestrategie übereinstimmen. Gemeinsam werden im Vermögens-Check Optimierungsmöglichkeiten identifiziert, Chancen thematisiert und die Portfoliostruktur auf das Marktumfeld abgestimmt.