Coliving – eine Wohnform, die in der Schweiz immer beliebter wird
Das Konzept von Coliving widerspiegelt den Zeitgeist. Wir haben uns mit Johannes Peter, der mit seiner Firma TomoDomo bereits mehrere Coliving-Spaces in der Schweiz realisiert hat, über die Chancen von neuen Wohnformen unterhalten.
Metermagazin.com
Ein Beitrag von metermagazin.com für Raiffeisen, Autorin: Carina Iten und Fotografie: TomoDomo
In den letzten Jahren mussten in Zürich immer mehr (Familien-)Quartiere Raum für anonyme grossflächige Büro- und Wohnkomplexe machen. Was bei Grossstadtliebhaber*innen das Herz höher schlagen lässt, ist für andere ein Grund, in die Agglomeration zu ziehen. Der Wunsch nach alternativen Wohnformen und -gemeinschaften wird deshalb vor allem in den Städten immer lauter.
Johannes Peter ist jemand, der sich intensiv mit der Thematik um neue Wohnformen auseinandergesetzt hat und aus diesem Bedürfnis heraus das Coliving-Unternehmen TomoDomo gegründet hat. In seinem Auslandsaufenthalt in San Francisco ist er mit Coliving in Kontakt gekommen und hat das Konzept für die Schweiz adaptiert – mit Erfolg. Heute zählt TomoDomo fünf Coliving-Standorte in der Schweiz, ein nächster in St. Gallen ist bereits in Planung.
Das Konzept von «zusammen leben ist besser als allein», scheint den Nerv der Zeit zu treffen. Die Zimmer des neusten Coliving-Space in Basel waren bereits vor Eröffnung im Oktober 2022 vollständig vermietet. Besonders seit der Pandemie suchen Alleinwohnende vermehrt einen Ort, wo sie sich austauschen, mit anderen interagieren und in Kontakt kommen können, aber dennoch einen privaten Rückzugsort geniessen.
Das Coliving-Konzept von TomoDomo richtet sich deshalb klar an Menschen, die sich gerne in einer Gemeinschaft einbringen und sich austauschen möchten aber dennoch Privatsphäre suchen. Peter betont aber klar, TomoDomo bietet zwar viel Service – wie etwa Wifi-Zugang für alle Bewohner*innen, Reinigung oder organisierte Events – ist aber kein Hotel.
Menschen, die diese Form des Zusammenwohnens suchen haben ganz unterschiedliche Backgrounds, so reicht die Altersschere von Anfang 20 bis über 40. Ebenfalls sind die Bewohner*innen in den unterschiedlichsten Berufen tätig und kommen aus dem In- oder Ausland. Was sie aber alle gemeinsam haben, ist das Bedürfnis nach einer Gemeinschaft und einem unkomplizierten Zusammenleben.
Die verschiedenen Coliving-Spaces verfügen über ein individuelles Interior, bieten aber ähnliche Facilities wie möblierte Suiten oder Privatzimmer mit Bad, eine Gemeinschaftsküche, Waschküche sowie diverse Gemeinschaftsräume. Wir haben mit CEO und Gründer von TomoDomo Johannes Peter darüber gesprochen, was das Zusammenleben so besonders macht und wie er die Chancen solcher Wohnformen für die Zukunft sieht.
Du hast dich für diese Form von Coliving in San Francisco, wo du früher gelebt hast, inspirieren lassen. War die Idee dieses Projekt nach Zürich zu bringen nicht ein wenig waghalsig? Wie wurde das Projekt zu Beginn aufgenommen?
Johannes Peter: Von meiner eigenen Erfahrung wusste ich, wie schwer es sein kann in einer neuen Stadt Fuss zu fassen. Ohne Menschen, mit denen man sich austauschen kann, macht eine Stadt einfach viel weniger Spass. Ich wollte mich aber nicht nur von meiner eigenen Erfahrung leiten lassen und befragte daher viele Menschen über ihre eigenen Erfahrungen. Die Rückmeldungen waren enorm positiv und dies gab mir Mut, mit meiner Idee weiterzumachen. Trotz Pandemie war mein erstes Haus in Kloten, Zürich innert weniger Wochen ausgebucht. Von da an arbeitete ich Tag und Nacht, um mehr Menschen den Zugang zu solchen Communities zu ermöglichen.
Du triffst mit TomoDomo den Nerv der Zeit und ihr habt im Oktober mit Basel bereits euren fünften Standort eröffnet, wie viele Zimmer sind noch frei?
Johannes Peter: Alle Zimmer waren bereits vor Bezug ausgebucht.
Was unterscheidet die verschiedenen Häuser voneinander?
Johannes Peter: Jedes Haus hat eine eigene Geschichte, die sich in der Raumgestaltung widerspiegelt. Das Domo Vuelo spielt mit dem Gefühl vom Fliegen und der Tatsache, dass die Sonne eigentlich immer scheint. Im Domo Tenna geht es um das urbane Bergdorf, wo sich Community, Stadt und Natur begegnen. Das Domo X-TRA hingegen ist gestaltet wie der Backstage Bereich eines Clubs und viele Requisiten von den Konzerten im X-TRA haben wir wiederverwendet. Die wahre Identität des Hauses entsteht aber durch ihre Bewohner, welche unsere Ideen aufgreifen, ihre eigenen Ideen einbringen und jedem Haus seinen speziellen Charakter verleihen.
Denkst du, dass solche oder ähnliche Wohnformen in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden?
Johannes Peter: Wir kennen in der Schweiz bereits viele Beispiele von gemeinschaftlichem Wohnen aus dem genossenschaftlichen Wohnungsbau. Die grosse Masse liegt aber im privaten Wohnungsbau. Nur wenn wir es schaffen, Coliving-Konzepte im privaten Wohnungsbau zu etablieren, kann die Schweizer Immobilienlandschaft diesbezüglich verändert werden. Daran arbeite ich tagtäglich.
Was spricht in deinen Augen für die Wohnform Coliving?
Johannes Peter: Die schönsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben machen durfte, waren immer mit anderen Menschen. Wenn wir Umgebungen schaffen, wo der Austausch unter Menschen einfacher wird, können so neue Freundschaften und viele schöne Momente entstehen. Gleichzeitig muss aber auch der Wirtschaftlichkeit Rechnung getragen werden und dies geht nur mit effizienten Grundrissen und einer starken Markenpositionierung. Genau hier knüpfen die neuen Coliving-Konzepte wie unseres an.
Sind bereits neue Projekte in Planung?
Johannes Peter: Ja, in St.Gallen entsteht unser bisher grösstes Coliving-Haus mit 94 Einheiten zusammen mit Mobimo als Besitzerin und Halter in der Ausführung.