Um den Gebäudepark Schweiz zu sanieren, müssten Eigenheimbesitzer im Bereich Heizungen jährlich knapp 1 Milliarde Franken investieren. Ist das überhaupt möglich?
Robert Eberle: Ja. Es braucht eigentlich nur zwei Dinge. Erstens: eine vorausschauende Planung und zweitens die frühzeitige Ermittlung des Investitionsbedarfs. So kann individuell ein Plan erstellt werden, wie die meist höheren Anfangsinvestitionen gestemmt werden können, mittels Sparplan beispielsweise oder - wenn es eilt - mittels Fremdfinanzierung. Ist die Heizung erst einmal ausgefallen, kommt in den meisten Fällen nur ein Ersatz des bisherigen Heizsystems (in den meisten Fällen fossil) in Frage. Was viele zu wenig beachten: dieser Entscheid wird wieder für 20 Jahre gelten. Zudem darf nicht unterschätzt werden, dass für den Umstieg auf erneuerbare Systeme diverse Fördermassnahmen zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt reduzieren sich durch die Investition auch die Energiekosten, was sich mittelfristig rechnet.
Was kostet denn die Installation einer energieeffizienten Heizung?
Grösse und Energieverbrauch sind bei den Investitionskosten entscheidend. Eine Wärmepumpe kostet überschlagsmässig je nach Systemausprägung zwischen 30‘0000 und 60‘000 Franken, Holzpelletssysteme beginnen bei 25‘000 Franken und Fernwärme kann bereits ab 15‘000 Franken installiert werden. Hierbei gilt: Es muss für jedes Objekt eine individuelle bzw. optimale Lösung gefunden respektive eine optimale Lösung erarbeitet werden. Nur so lassen sich nachhaltige Einsparungen erzielen und der Wert des Objekts langfristig sichern.
Wie soll man eine neue Heizung überhaupt finanzieren können?
Es ist wichtig, sich bereits beim Hauskauf oder frühzeitig während der Nutzungsdauer Gedanken über dieses Thema zu machen. Eine Heizung hat eine Lebensdauer von durchschnittlich 20 Jahren. Aber auch andere Dinge im Haus altern: Die Fenster, die Fassade, die Decken, die Bäder und die Küche müssen irgendwann erneuert werden. Je nachdem wie alt das Haus ist, kann alles relativ gleichzeitig fällig werden. Aber wenn eine Heizung ausfällt ist klar, was warten muss. Dies muss frühzeitig thematisiert werden.
Welches Vorgehen raten Sie deshalb einem (zukünftigen) Hausbesitzer?
Unseren Kundinnen und Kunden empfehlen wir ein Vorgehen in vier Schritten. Die erste und wichtigste Frage ist: Wie will man die Immobilie langfristig nutzen? Wollen Sie bspw. auch später im Haus bleiben? Wenn man diesen ersten Schritt einhält, setzt man sich bereits früh mit dem Thema auseinander, hat einen langfristigen Plan und ist nicht gezwungen ereignisgetrieben zu handeln. Anschliessend gilt es in einem zweiten Schritt zu klären, wie der aktuelle Zustand des Hauses ist. Dann gilt es sich als dritten Schritt zu überlegen, welche Investitionen nötig und welche aus freien Stücken gewünscht sind. Zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich dann der Investitionsbedarf ab. Im Schritt vier folgen dann die vielen Finanzierungsfragen: Macht es Sinn, die Investition zu staffeln oder auf einmal zu bezahlen? Gilt es die bestehende Hypothek aufzustocken oder fliesst demnächst Geld aus der Pensionskasse oder einer Erbschaft? Welche Steuerfragen gilt es zu berücksichtigen? Sobald dies detailliert mit dem Bankberater besprochen wurde, geht es an die Umsetzung.
Werden die Raiffeisenbanken damit zur Energieberatungsstelle?
Nein. Aber wir verstehen unter umfassender und verantwortungsvoller Beratung, dass wir auf die wesentlichen Themen aufmerksam machen. Dazu gehört auch der Hinweis auf die optimale Planung von anfallenden Investitionen. Wir wollen unsere Kunden langfristig begleiten. Aktuell ist es einfach noch offensichtlich über Küche, Bad oder Bodensanierung zu reden. Aber der energetische Zustand und die Haustechnik, die man eben nicht jeden Tag wahrnimmt sind ebenso zu berücksichtigen. Aufgrund unseres Kooperationsnetzwerks sind wir aber optimal aufgestellt um für die relevanten Themen zu sensibilisieren und dann bei Bedarf auch die Experten hinzuziehen zu können.
Soll man neben der Bank auch Energieexperten beiziehen?
Es ist klar, dass nach einer ersten Auslegeordnung bei der Bank am besten ein Energieplaner kontaktiert wird. Das Programm «erneuerbar heizen» stellt dafür ein schweizweites Impulsberater-Netzwerk zur Verfügung. Experten finden zusammen mit dem Eigenheimbesitzer das optimale Heizsystem. Zudem stellen wir auf RaiffeisenCasa.ch frei verfügbar diverse Hilfsmittel und Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung. Dazu gehören Lebensdauertabellen, Wärmebildaktionen für Schnell-Checks und diverse weitere Checklisten oder Rechner.
Raiffeisen ist Partner von «Erneuerbar Heizen». Was ist das Ziel dieser Partnerschaft?
Die Energiestrategie 2050 des Bundes ist verabschiedet und die Ziele sind gesetzt. Die Transformation findet statt und wir möchten unsere Kunden auf dieser Reise optimal begleiten. Da immer auch das Finanzielle eine Rolle spielt, liegt es auf der Hand, dass wir unsere Kunden begleiten, die Transformation unterstützen und so unseren Beitrag für einen schonenderen Umgang mit den Ressourcen leisten.