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Klein ganz gross

Mit gezielten Eingriffen hat die Architektin Anna Jach einem Einfamilienhaus aus den 1920ern ein offenes, weites Raumgefühl verliehen. Der direkte Zugang zur neuen Terrasse macht diese zur rege genutzten, privaten Urlaubsinsel im Grünen.

metermagazin.com

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Ein Beitrag von metermagazin.com für Raiffeisen. Autorin: Alina Walser, Fotografie: Anna Jach.

Ein Urlaubsort für die ganze Familie

Gerade im Corona-Jahr 2020 erwies sich die Entscheidung, das kleine Pöstlerhaus in Zürich Witikon gegen den Garten zu öffnen und durch eine zweistufige Terrasse zu ergänzen, definitiv als die richtige. «Die Terrasse wurde jeden Tag bis Ende Oktober genutzt. Es war quasi unser Urlaubsort für die ganze Familie», erzählt die Bauherrin. Auf der oberen Plattform befindet sich eine bequeme Lounge für den gemütlichen Morgenkaffee, auf der unteren ein grösserer Tisch für das gemeinsame Essen mit der vierköpfigen Familie. Um die Nutzung des Aussenraums zu maximieren, hat Architektin Anna Jach zudem den schräg abfallenden Garten planieren lassen und mit einer kniehohen Mauer gesäumt, die einen praktischen Abstellort für Blumentöpfe bietet.

Die Familie wohnte bereits acht Jahre im westlichen Teil des Zweifamilienhauses mit Baujahr 1927, bevor sie das Haus vom Vermieter erwerben konnte und mit ihren eigenen Renovationsarbeiten begann. Der Ausbaustandard war noch beinahe original und sehr einfach gehalten: Die Backsteinwände waren kaum isoliert, die alten Holzdecken und Kastenfenster noch fast vollständig erhalten. Zudem gab es im Erdgeschoss nur ein WC mit «Brünneli», im Obergeschoss eine kleine Sitzbadewanne mit Waschbecken, aber ein richtiges Bad fehlte. Ein kleines Badezimmer durfte die Familie dann schon während ihrer Mietzeit einbauen.

Der Durchbruch ins Freie

Endlich im Besitz ihres eigenen Heimes, war der Wunsch der Bauherrschaft klar: Einerseits wünschten sie sich mehr Raum in der winzigen Küche, andererseits störte sie der lange Weg via Haustür in den Garten, der etwa 80 cm unter dem Erdgeschoss liegt. «Uns war es wichtig, einen direkten Zugang sowie eine visuelle Verbindung zum Garten herzustellen», so die Bauherrin. Diesen Wunsch setzte Anna Jach einerseits mit einem Durchbruch der Aussenwand zum Garten, andererseits mit dem Zusammenlegen der Küche mit einem ehemaligen Büro zu einer geräumigen Wohnküche um. Die Öffnung des Wohnzimmers zum Essbereich verleiht dem Erdgeschoss eine neue Grosszügigkeit. Gerade wegen der einfachen Bauweise waren die Wanddurchbrüche eine Herausforderung: «Das anspruchsvollste am Umbau war die Statik. Die sich bildenden Risse mussten konstant überwacht werden», so die Architektin. Die aufgebrochene Wand Richtung Garten wurde mit zwei versetzten Stahlstützen unterfangen. Ausserdem musste die Höhe der Backsteine für die Grösse der neuen Gartentür berücksichtigt werden. Da die Aussenwand gerade mal eine Stärke von 27 cm aufweist, war eine zusätzliche Schwierigkeit das Unterbringen des Storenkastens, denn das Bild der Aussenfassade sollte nicht mit einem äusserlich angebrachten Kasten durchbrochen werden. Schlussendlich liess sich mit dem schmalsten Modell auf dem Markt eine elegante Lösung finden. Das Endresultat überzeugt Anna Jach: «Die Einfassung der grossen Glastür in Eiche greift die Breite der bestehenden Fensterlaibungen auf und passt zudem perfekt zum weissen Putz. Die Rahmung veredelt die Fassade und verleiht dem Haus gleichzeitig einen wohnlichen Touch.»

Architektin

Anna Jach

Architektin

Anna Jach gründete ihr Architekturbüro im Jahr 2012. Zuvor hatte sie bei Herzog & de Meuron mehrere Jahre als Architektin und Projektleiterin an internationalen Projekten gearbeitet. Ihr Studium absolvierte sie an der ETH Zürich und an der Harvard University, ihre Praktika in Zürich, Berlin und New York. Zusammen mit ihrem Mann ist sie unter dem Namen Drzach & Suchy als Künstlerin tätig.

Wohlfühlmaterial

Die Materialien hat Jach mit Bedacht ausgewählt und bei deren Verarbeitung eng mit den Handwerksunternehmen zusammengearbeitet. Für die Terrasse kam das beständige und pflegeleichte Sipo-Holz zum Einsatz. Um die Umweltbelastung des Tropenholzes zu minimieren, besteht der Unterbau aus 100 % recyceltem Kunststoff. In der Küche experimentierte sie mit Multiplex-Platten, deren facettenreiche Seitenansicht in den eingefrästen Griffen zum Vorschein kommt. Die Fronten sind mit einer dünnen Farbschicht versehen, die die natürliche Holzmaserung durchschimmern lässt. Bei der Verlegung der geölten Eichendielen in der Wohnküche war zudem Massarbeit gefragt, sodass ein ebener, schwellenloser Übergang zu den alten Böden in Flur und Wohnzimmer gewährleistet werden konnte. Der neue Gussboden darunter dämpft unerwünscht laute Tritt geräusche. Auch im Innern gelang es Anna Jach, den Charakter des Hauses durch die Sanierung alter Elemente zu bewahren. So wurde zum Beispiel die Holztäferung aus dem alten Büro fein säuberlich abmontiert, geschliffen und frisch gestrichen in der Wohnküche wieder angebracht. Auch die alten Heizkörper mit ihrem einzigartigen Charme wurden wiederverwendet. Die Möblierung beteht aus Designklassikern in neutralen Farbtönen: «Ich wollte mit der Möblierung die Wärme des Hauses hervorheben. Die Farbpalette aus unbehandelter Eiche und dezenten Grautönen ist gemütlich und modern zugleich», so die Architektin. Die Bewohner sind mit dem Resultat zufrieden, denn das Haus, das vor acht Jahren noch nicht einmal über ein richtiges Bad verfügte, fühlt sich durch die Öffnung zum Garten wesentlich geräumiger an: «Obwohl es ein kleines Haus ist, hat man nun das Gefühl der Weite», so die Bauherrin.

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