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Mit solarthermischer Heizung sind wir unabhängig

Der Pilotenberuf war sein Bubentraum, der Bau eines die Umwelt wenig belastenden Einfamilienhauses ein grosser Wunsch. Beides hat Dominik Ebneter in die Tat umgesetzt. Der gelernte Maschinenzeichner wohnt mit seiner Familie in Appenzell in einem energieautarken wie heimeligen Holzhaus.

Dominik Ebneter interessiert sich seit Langem für Umwelttechnik und erneuerbare Energien. Schon während seines Maschinenbaustudiums hat er sich in diese Fachrichtungen vertieft. Im Gespräch wird seine Leidenschaft für die hochgradige Nutzung der Sonnenenergie offensichtlich. «Seit dem Studium hatte ich den Wunsch, eine möglichst umfassende Nutzung der Sonnenenergie eines Tages in meinem Eigenheim umzusetzen. Denn die Sonnenenergie ist gratis und unser Planet in Gefahr», so Dominik Ebneter.

Vor zwei Jahren war es soweit. Die fünfköpfige Familie Ebneter konnte ihr Wunschhaus in Appenzell beziehen. Das architektonisch perfekt ins Quartier und die Gegend passende Holzhaus im Stil eines klassischen Heidenhauses ist der Beweis dafür, dass Energieeffizienz auch in der Praxis funktioniert. «Der Solarpreis ist eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg», freut sich Dominik Ebneter. Vor allem aber möchte er weitere Bauherren motivieren, ebenfalls auf die umfassende Nutzung der Sonnenenergie und die Speicherung von solarer Wärme zu setzen. 

 

Dominik Ebneter im Interview

Interview: Pius Schärli

Wie verlief der Prozess von der Idee bis zur Umsetzung?

Ich habe mich schon länger mit Solarenergie befasst. Zudem hat mir die Firma Jenni Energietechnik AG in Oberburg BE hervorragende Unterlagen zur Planung eines Sonnenhauses zur Verfügung gestellt. So konnte ich die Planung der technischen Anlagen weitgehend selbst vornehmen. Eine grosse Unterstützung war mir dabei unser Architekt Jürg Kellenberger sowie die weiteren beteiligten, zumeist lokalen Lieferanten und Installateure.

 

Konnten Sie bei der Erstellung der Photovoltaikanlagen von Fördergeldern profitieren?

Ja, wir konnten von der Einmalvergütung des Bundes (EIV) profitieren. Für unseren Minergie-A-ECO Neubau erhielten wir zudem einen Förderbeitrag des Kantons Appenzell Innerrhoden. Der administrative Aufwand dafür hielt sich in Grenzen.

 

Wo gab es Hürden bei der Umsetzung?

Die technischen Hürden waren gering und konnten jeweils in Zusammenarbeit mit dem Architekten und den beteiligten Handwerkern schnell und unkompliziert gelöst werden. Von Vorteil war, dass wir rechtzeitig das Gespräch mit unserer Raiffeisenbank suchten. So konnte die Bank uns eine optimale und auf unsere Bedürfnisse abgestimmte Finanzierung offerieren. 

 

Ihr Einfamilienhaus ist "weitgehend energieautark". Was bedeutet dies?

Bezüglich Wärmeproduktion sind wir zu 75% energieautark. Die Wärme der Sonnenkollektoren wird in einem 15‘300 Liter Wasserwärmespeicher mit integriertem Boiler gespeichert. Davon werden die Bodenheizung und die Warmwasseranschlüsse versorgt. Für die verbleibenden 25% nutzen wir in den sonnenarmen Monaten Dezember bis Februar zusätzlich einen Holzvergaserkessel mit 1.5 bis 2 Ster Holzbedarf pro Winter. 

 

Und wie sieht’s beim Strombedarf aus?

Der liegt bei rund 2‘900 kWh pro Jahr. Davon können wir rund 45% aus der aktuellen Stromproduktion der PV-Module decken. Die restlichen 55% Strom aus 100% Wasserkraft beziehen wir nachts und bei starker Bewölkung aus dem öffentlichen Netz. Mit einer Jahresproduktion von rund 6‘600 kWh produzieren wir mehr als das Doppelte unseres elektrischen Energiebedarfs. Ganz bewusst haben wir uns für eine solarthermische Heizung entschieden. Damit sind wir weitgehend unabhängig und belasten das öffentliche Stromnetz auch im Winter nur minimal.

 

Können Sie mit dem Verkauf des ins öffentliche Netz abgegebenen Stroms die Kosten für den Zukauf decken?

Absolut, wir können die Kosten mehr als decken. Der Überschuss reicht sogar nahezu, um die Kosten des Stückholzes zu decken, so dass wir jährlich nur rund 75 Franken für Strom, Heizung und Warmwasser aufwenden müssen. Zudem sind dank des technisch einfachen und robusten Systems in den kommenden Jahrzehnten kaum Unterhaltskosten zu erwarten.

 

Wie reagieren die Nachbarn, gibt es schon interessierte Nachahmer?

Das System der thermischen Saisonspeicherung stösst auf grosses Interesse, es ist aber in der Ostschweiz leider noch kaum vorhanden. Dies liegt daran, dass kaum ein Bauherr bereit ist, den nötigen Raum für den Saisonspeicher einzusetzen. Dieser ist aber mit jeweils 4 bis 6 m2 auf zwei Stockwerken nicht allzu gross und zahlt sich mehrfach aus.

 

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Es wäre schön, wenn wir noch mehr unseres selbst produzierten Solarstroms nutzen und damit unsere Unabhängigkeit steigern könnten. Ich könnte mir vorstellen, in ein paar Jahren einen Batteriespeicher aus ehemaligen Elektroautobatterien zu installieren, deren Leistung für ein Fahrzeug nicht mehr ausreicht. Durch ein solches «zweites Leben» könnten die Batterien zumindest noch einmal genutzt werden, bevor sie rezykliert oder entsorgt werden müssen.

Hausbesitzer

Dominik Ebneter

Hausbesitzer

Mit seinem 2017 erstellen Einfamilienhaus in Appenzell gewann Dominik Ebneter in der Kategorie B (Neubauten) das Schweizer Solarpreis-Diplom 2019. Der Preisträger ist beruflich seit 12 Jahren als einer von 25 Jetpiloten für die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) unterwegs.

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