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Wohnen im Alter: ja, aber wie?

Die Schweizer Städte bereiten sich intensiv auf die demografischen Veränderungen vor. 2030 wird jede 4. Person in der Schweiz über 65 Jahre alt sein. Parlamentarier, die dem Thema Wohnen aus unterschiedlichen Gründen nahe stehen, propagieren unterschiedliche Lösungen.

Welche Herausforderungen bringt die alternde Gesellschaft?

Kurt Fluri, Präsident des Schweizer Städteverbands und FDP-Nationalrat, bezeichnete jüngst die alternde Gesellschaft als eine der „grössten Herausforderungen der kommenden Jahre, die die Städte zu bewältigen haben.“ Obwohl die Problematik nicht in Abrede gestellt wird, tun sich Bund, Kantone und Gemeinden schwer mit der Alterspolitik. „Seit der Unternehmenssteuerreform haben wir nichts mehr für Wohnen im Alter unternommen“, erklärt CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler und zählt mit AHV und BVG-Revision gleich die grössten Baustellen auf.

Wie werden Alterswohnungen bezahlbar?

In vielen grösseren Städten sind Leitbilder für die Alterspolitik in Entstehung oder bereits in Umsetzung. Grösste Herausforderung ist die Bereitstellung von altersgerechtem Wohnraum, der gleichzeitig bezahlbar sein soll. Eine Entspannung im Wohnungsmarkt der grösseren Metropole jedoch zeichnet sich auf längere Sicht nicht ab. Zudem sind oft bestehende Altersheime selbst „in die Jahre gekommen“ und sanierungsbedürftig. Sind neue Wohnformen die Lösung?

Der grüne Nationalrat Michael Töngi sitzt im Vorstand des Schweizerischen Mieterverbands und sieht das grösste Zukunftsproblem im Mangel von bezahlbarem Wohnraum. Der Mieterverband erhält oft Kenntnis von Kündigungen, die Menschen schon früh zum Übertritt ins Altersheim zwingen, „weil sie schlichtweg keine Wohnung mehr finden.“ Töngi würde Lösungen mit Mischformen favorisieren, die älteren Menschen ermöglicht, lange zuhause wohnen zu bleiben. „Das ist in der Schweiz noch nicht überall gleich gut.“ Der GP-Nationalrat sieht die Gemeinden in der Pflicht, in Form von Genossenschaften solche Projekte anzustossen.

 

Alters-WG als Zukunftslösung?

Noch immer geistere die Idee des „Stöckli“ herum, weiss Kurt Fluri; nach dem ländlichen Vorbild leben und wohnen darin mehrere Generationen im selben Haus zusammen. Wachsender Beliebtheit hingegen erfreue sich die Idee der „Alters-WG“, so der FDP-Nationalrat weiter. Sinnvoll, findet er, dass mehrere gleichgesinnte Ältere sich zusammentun, um sich gegenseitig aushelfen zu können. Persönlich hält Fluri eine gemischte Wohnform mit jüngerer und älterer Generation für noch idealer.

Ida Glanzmann-Hunkeler steht dem Thema als Stiftungspräsidentin der Pro Senectute des Kantons Luzerns nahe. Sie hält das Betreute Wohnen für eine Idealform. „Der Bewohner zahlt für die Leistung, die er tatsächlich bezieht, und das ist üblicherweise auch bezahlbar.“

Martin Candinas ist Beirat von Wohnen Schweiz, dem Verband der Baugenossenschaften. Der CVP-Nationalrat plädiert dafür, den gemeinnützigen Wohnungsbau zu unterstützen, etwa durch zinsgünstige Darlehen oder Bauland der Gemeinden. „Hier gibt es noch Potenzial, um günstigeren Wohnraum für die ältere Bevölkerung zu realisieren.“

BDP-Nationalrat Lorenz Hess, auch er im politischen Beirat von Wohnen Schweiz, prognostiziert die Zunahme von Alterszentren mit betreutem und unbetreutem Wohnen, und zwar „weil sie Dienstleistungen nach Mass anbieten und die Bewohner auf einfache Art wechseln können.“ Doch um dem Preisanstieg Herr zu werden, seien genossenschaftliche Projekte notwendig. 

 

Wie lässt sich der Leerwohnungsbestand abbauen?

Der Leerwohnungsbestand der Schweiz wächst, während die Warteliste auf Alterswohnungen nicht kleiner wird. Für CVP-Nationalrätin Glanzmann wäre die Reduktion des Leerwohnungsbestands die Folge einer vermehrten Schaffung von Wohnangeboten für ältere Menschen. Finanzierungsmodelle könnten dafür die notwendigen Impulse geben

Um den Leerwohnungsbestand abzubauen, kann CVP-Ständerätin Brigitte Häberli-Koller nur zu mehr Flexibilität im Immobilienmarkt raten. „Wohnraum lässt sich vermieten, wenn er den neuen Bedürfnissen angepasst und etwa für die ältere Generation ausgestaltet wird.“ Als Vizepräsidentin des Schweizer Hauseigentümerverbands weiss sie, dass Bauprojekte mit altersgerechten Wohnungen hochwillkommen sind. „Das Bedürfnis ist ausgewiesen.“ Die Abschaffung des Eigenmietwerts ist für Häberli-Koller ein zentrales Anliegen in der Frage der Bezahlbarkeit von Wohnraum für die ältere Bevölkerung.

Eines der bisher noch eher wenig angesprochenen Probleme ortet Fluri in der Vereinsamung. Schon heute lebt die Hälfte aller über 80-jährigen Frauen allein. Einen Knackpunkt der Alterspolitik ortet der Präsident des Städteverbands daher im sozialen Bereich: „Immer häufiger leben Menschen zwar in der Stadt, sind aber abgeschottet.“ Für Martin Candinas ist klar: Damit die Generation 55 plus sich frühzeitig Gedanken zur künftigen Wohnform macht, müsse auch attraktiver Wohnraum bereitstehen, denn: „Aus dem Eigenheim auszuziehen, ist kein Entscheid, der leicht fällt."

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