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09.10.2024

Unsere Einschätzung zu den Finanzmärkten

Die Zinsen sinken und das Ziel der Notenbanken wechselt. Nachdem die Inflation erfolgreich bekämpft wurde, geht es nun darum, die Konjunktur zu stützen. Die Börsen sehen das noch skeptisch.

Der September ist saisonal ein schwacher Monat an der Börse. Auch dieses Jahr. Der Swiss Market Index (SMI) büsste im abgelaufenen Monat 2,2 Prozent ein. Ausschlaggebend waren die schwache Entwicklung der Aktien des Nahrungsmittelmultis Nestlé sowie der Pharmakonzerne Roche und Novartis. Die drei SMI-Schwergewichte verloren zwischen 6,7 Prozent und 4,9 Prozent ihres Werts. Die Entwicklung des Schweizer Leitindex wird seit Anfang Jahr durch die Nestlé-Valoren gebremst. Mit mittlerweile minus 13 Prozent seit Anfang Jahr liegen sie auf dem zweitletzten Platz im SMI.

Auf der Gewinnerseite schwangen die Titel des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan, des Vermögensverwalters Partners Group und des Versicherungskonzerns Zurich obenaus. Sie verteuerten sich zwischen 6,5 Prozent und 3,7 Prozent. Entgegen dem saisonalen Trend und der Entwicklung in der Schweiz legten die Aktienmärkte in Europa und den USA zu. Positive Signale kommen auch aus China. Von einer Lockerung der Geldpolitik erhoffen sich Investorinnen und Investoren eine Beschleunigung der Konjunktur und haben ein regelrechtes Kursfeuerwerk ausgelöst. Sowohl der Hang Seng Index in Hongkong als auch der CSI 300, der die Aktienentwicklung in Shanghai und Shenzen abbildet, haben allein am letzten Handelstag des Quartals mehr als 8 Prozent zugelegt.

Roman Stoob
Roman Stoob, Leiter Vermögensberatung, Raiffeisenbank Region linker Zürichsee

«Der Kampf gegen die Inflation scheint gewonnen. In der Schweiz lag die Teuerung im September bei 0,8 Prozent, in der Eurozone bei 1,8 Prozent. Damit befinden sich beide Werte innerhalb des Zielbands der Notenbanken, das eine Obergrenze von 2 Prozent vorsieht.»

Vorsicht vor Quartalsergebnissen

Für Skepsis sorgte dagegen der Automobilsektor. So haben die grossen deutschen Autobauer BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz sowie Stellantis, der Mutterkonzern u.a. von Chrysler, Fiat und Peugeot, ihre Gewinnprognosen gesenkt. In der Folge verbuchten sie teils zweistellige Kurseinbrüche. Das verdeutlicht, dass die schwache Nachfrage noch nicht in den Kursen enthalten ist, trotz teils bereits erfolgter Korrektur. Mit Blick auf die anstehenden Unternehmensergebnisse zum dritten Quartal mahnt dies zur Vorsicht. Ein besonderes Augenmerk wurde im September auf die Notenbanken gerichtet. Im Fokus stand die US-Fed, die mit ihrer Zinssenkung um 50 Basispunkte als letzte der grossen Währungshüter ihren Zinssenkungszyklus mit einem Paukenschlag einleitete. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) hielten an ihrem eingeschlagenen Kurs fest und reduzierten ihren Leitzins jeweils um 25 Basispunkte. Etwas überraschend waren die Ausführungen der SNB, die nach der dritten Zinssenkung im laufenden Jahr weitere Zinsschritte in Betracht zieht.

Inflation ist besiegt

Der Grund für die Zinssenkungen ist klar: Der Kampf gegen die Inflation scheint gewonnen. In der Schweiz lag die Teuerung im September bei 0,8 Prozent, in der Eurozone bei 1,8 Prozent. Damit befinden sich beide Werte innerhalb des Zielbands der Notenbanken, das eine Obergrenze von 2 Prozent vorsieht. In den USA liegt die Inflation mit 2,5 Prozent zwar noch darüber, ist aber ebenfalls klar rückläufig. Gleichzeitig verdeutlichen die aktuellen Wirtschaftszahlen, dass es nach dem Kampf gegen die Teuerung darum geht, die Konjunktur anzukurbeln, denn diese verlangsamt sich. Und auch der Ausblick ist nicht eindeutig. So notiert der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie bei 47,2 und damit im Kontraktionsmodus. Gleichzeitig ist der Wert für den Dienstleistungssektor zuletzt von 51,5 auf 54,9 angestiegen und damit klar im Expansiv.

Anhaltende Ungewissheit

Das aktuelle Umfeld und der von den Notenbanken eingeschlagene Weg sprechen für einen starken Schweizer Franken. Da der Zinssenkungsspielraum in den USA und in Europa grösser ist, dürfte sich die Zinsdifferenz zu Gunsten der hiesigen Valuta entwickeln. Aufgrund der Eskalation des Krieges im Nahen Osten dürfte er auch als sicherer Hafen gefragt bleiben. Dasselbe gilt für Gold. Der Preis des gelben Edelmetalls kletterte im September, einmal mehr, auf ein Allzeithoch. Der Rekord liegt derzeit bei 2’685 US-Dollar pro Unze. Trotz dieser hohen Kurse sprechen die sinkenden Zinsen und die geopolitischen Unsicherheiten weiterhin für ein Engagement ins gelbe Edelmetall. Hinzu kommt der US Wahlkampf, der in die finale Phase geht und an den Börsen zu erhöhten Schwankungen führen könnte.

Team Vermögensberatung


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