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11.09.2024

Es ist Herbst an der Börse

Finanz Ecke Sept 24

Die Aktienmärkte haben das heftige Augustgewitter ziemlich gut überstanden. Für eine Entwarnung ist es allerdings zu früh, denn die konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten spiegeln sich nur ungenügend in den Bewertungen.

Der August hat einmal mehr gezeigt: An der Anlagestrategie festzuhalten zahlt sich aus. Nach den Turbulenzen zum Monatsanfang haben sich die Börsen gefangen, den Taucher wettgemacht und grösstenteils sogar zugelegt. Wer die Nerven behalten hat, ist somit weitgehend unbeschadet davongekommen. So hat der Swiss Market Index (SMI) im August um ein Prozent zugelegt, obwohl er in den ersten drei Handelstagen des Monats – trotz seiner defensiven Ausrichtung – über 7 Prozent eingebüsst hatte.

Wie wichtig es ist, seine Anlagen breit zu diversifizieren, zeigt die Performance-Schere des SMI, die im August weit auseinander gegangen ist. Während die Titel des Hörgeräteherstellers Sonova (+9,8%), des Rückversicherers Swiss Re (+6,7%) und des Pharmakonzerns Novartis (+3,6%) deutlich besser abschnitten als der Markt, gehörten der Logistiker Kühne + Nagel (-3,5%), der Sanitärtechniker Geberit (-3,5%) und der Pharmaauftragsfertiger Lonza (-5,4%) zu den Schlusslichtern.

Turbulenzen auf breiter Front
Ein vergleichbares Bild lieferten auch der EURO STOXX 50, der sich im Monatsverlauf um 1,8 Prozent verteuerte, und der US-Leitindex S&P 500 der 2,3 Prozent zulegte. Einzig der japanische Nikkei 225 tendierte auf Monatssicht 1,2 Prozent schwächer. Allerdings ist auch das ein respektables Ergebnis, denn der japanische Leitindex büsste allein am 5. August 12,4 Prozent ein. Auslöser waren nebst schwachen Konjunkturdaten die steigenden Zinsen in Japan. Diese führten zur Auflösung von Carry Trades und brachten die Börsen ins Wanken.

Gegenläufig zur Kursentwicklung an den Aktienmärkten schnellte die Volatilität zunächst hoch, um sich im Zuge der Erholung wieder zu normalisieren. Aber der Schein trügt, die Unsicherheit hält an. Vor allem die weltweite konjunkturelle Abkühlung drückt die Stimmung der Anlegerinnen und Anleger. Wir haben uns deshalb entschieden, die Erholung zu nutzen und die US-Aktienquote in unseren Mandaten zum Monatsende hin leicht reduziert. Die vergangene Entwicklung erachten wir als Vorbote eines turbulenten Börsenherbstes.     

Gold weiter auf Rekordkurs
In diesem Umfeld verwundert es nicht, dass Gold im August seinen Höhenflug fortgesetzt hat und auf ein Rekordhoch von 2’531 US-Dollar pro Unze geklettert ist. Das gelbe Edelmetall unterstreicht damit einmal mehr seinen Status als sicherer Hafen. Es zeigt aber auch, dass Investoren sich für ungewisse Zeiten wappnen. Wir halten deshalb an unserem taktischen Übergewicht in Gold fest.  

Die nachlassende Wirtschaftsdynamik, die rückläufige Inflation und der sich abkühlende Arbeitsmarkt beschäftigen auch die Notenbanken. Die US-Notenbank Fed wird deshalb im September die Zinswende einläuten. In Europa und der Schweiz rechnen wir ebenfalls mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik.

Renditen sinken auf Jahrestief
Die Erwartung niedrigerer Zinsen spiegelt sich auch in den langfristigen Renditen, die in Schweizer Franken im Monatsverlauf auf Jahrestiefstände gefallen sind. Aufgrund der damit verbundenen Kapitalgewinne und des absolut niedrigen Zinsniveaus haben wir uns entschieden, die Obligationenquote leicht zu reduzieren. Den Erlös investierten wir in die höher rentierenden Schwellenländeranleihen.   

Weitgehend stabil zeigten sich auch Immobilien. Die Kursentwicklung der kotierten Immobilienfonds verlief seitwärts. Für Investitionen in Betongold sprechen auch die sinkenden Zinsen, die die Bewertungen stützen.   

Mit Blick auf die rasche Erholung an den Aktienmärkten, die sich abkühlende Konjunkturdynamik, die geopolitischen Unsicherheiten, die Präsidentschaftswahlen in den USA und die gleichzeitig hohen Bewertungen, raten wir Anlegern zu einer vorsichtigen Positionierung. Der meteorologische Herbst hat erst begonnen. Unwetter gehören dazu. Auch an der Börse. Eine erhöhte Liquiditätsposition hilft, sich ergebende Chancen zu nutzen.  

Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen