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Zinswende am Horizont
Die SNB hat als eine der ersten Notenbanken ihre Geldpolitik gelockert. Ab dem Sommer dürften auch die Währungshüter in den USA und dem Euroraum die Zinsen vorsichtig senken.
Die Weltwirtschaft schlägt sich wacker. Die Zeit der Zinswende rückt näher. Bei den Börsianern sorgt das für Optimismus. Entsprechend haben die Aktienmärkte ihre Aufwärtsbewegung im März fortgesetzt. Auf Monatssicht notierte der Swiss Market Index (SMI) 2.6 Prozent höher. Der EURO STOXX 50 stieg um 4.2 Prozent und der breite US-Markt, gemessen am S&P 500 Index, um 3.1 Prozent. Damit resultiert für diese Märkte auch auf Quartalssicht ein sattes Plus.
Auf Einzeltitelbasis verbuchten im SMI in den ersten drei Monaten des Jahres die Aktien des Pharmaauftragsfertigers Lonza mit einem Plus von 53 Prozent den stärksten Zuwachs, gefolgt von den Titeln des Zementkonzerns Holcim (+24%) und des Rückversicherers Swiss Re (+23%). Bei den Investoren weniger gefragt waren die Valoren des Hörgeräteherstellers Sonova (-5%) sowie des Pharmariesen Roche (-6%). Die rote Laterne im Index hielten im ersten Quartal mit einem Minus von gut 13 Prozent die Papiere von Kühne + Nagel. Bei dem Logistikspezialisten hat sich nach den Boomjahren durch die Corona-Krise eine Normalisierung des Geschäftslaufs eingestellt.
SNB legt vor
Die Konsumentenpreise in der Schweiz sind weiter rückläufig. Nach 1.2 Prozent im Februar lag die Inflationsrate im März nur noch bei 1.0 Prozent. Damit bewegt sich die Teuerung seit letztem Juni konstant unter der 2 Prozent-Marke. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat infolgedessen als erste grosse Notenbank die Zinsschraube gelockert und den Leitzins von 1.75 Prozent auf 1.5 Prozent gesenkt. Auch in den USA und der Eurozone zeigt der Trend bei der Inflation in die richtige Richtung, allerdings erweisen sich dort die Kernraten mit 3.8 Prozent respektive 2.9 Prozent als zäh. Die US-Notenbank Fed sowie die Europäische Zentralbank (EZB) haben daher die Zinsen im März unangetastet gelassen. Als Reaktion darauf hat der Schweizer Franken weiter an Wert eingebüsst. Seit Jahresanfang beträgt seine Abwertung gegenüber dem US-Dollar 6.8 Prozent und gegenüber dem Euro 5.2 Prozent. Die Frankenschwäche dürfte jedoch nicht nachhaltig sein. Spätestens wenn die Fed und die EZB im Sommer ihrerseits die Zinswende einläuten, wird der Abwertungsdruck auf die helvetische Währung nachlassen. Wir erwarten von den aktuellen Niveaus ausgehend in diesem Jahr eine Seitwärtsbewegung der Devisenpaare EUR/CHF und USD/CHF.
Gefragtes Gold
Von der Aussicht auf tiefere Zinsen profitiert Gold. Denn dies bedeutet geringere Opportunitätskosten für das Halten des Edelmetalls, was aus Investorensicht die relative Attraktivität erhöht. Zusätzlichen Aufwind bescheren ihm das unsichere Marktumfeld und die hohe Nachfrage diverser Notenbanken aus Schwellenländern. Das Gold verteuerte sich im März um 9 Prozent. In den ersten Apriltagen kostete es zeitweise rekordhohe 2'300 US-Dollar pro Unze. Ebenfalls nach oben zeigte der Trend beim Rohöl. Der Preis für ein Fass der Nordseemarke Brent stieg im vergangenen Monat um 5 Prozent. Hauptgründe sind die geopolitischen Risiken im Nahen Osten sowie die restriktive Förderpolitik der OPEC.
Diversifikation ist Trumpf
Eine wichtige Stütze für die Konjunktur sind der Konsum und damit verbunden der Dienstleistungssektor, der sich im Expansionsmodus befindet. In der Industrie dagegen sind die Bremsspuren durch die restriktive Geldpolitik unübersehbar. Allerdings haben sich die Aussichten etwas aufgehellt. In den USA notierte der Einkaufsmanagerindex (PMI) zuletzt mit 50.3 Punkten erstmals seit Herbst 2022 wieder über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Im Euroraum und der Schweiz haben sich die Industrie-PMIs auf tiefen Niveaus stabilisiert. Nichtsdestotrotz verbleiben Unsicherheiten über den weiteren Konjunkturverlauf. Das spiegelt die inverse Struktur der Zinskurven. Auch Zeitpunkt und Ausmass der Zinssenkungen der führenden Notenbanken sind nicht in Stein gemeisselt. Wir erwarten deshalb in den nächsten Wochen volatile Börsen. Dazu beitragen dürften auch die aus unserer Sicht immer noch zu optimistischen Gewinnerwartungen der Analysten für dieses Jahr. Ein erster Realitätscheck diesbezüglich werden die Erstquartalsabschlüsse der Unternehmen sein. Wir bleiben bei Aktien insgesamt leicht untergewichtet, mit einer Präferenz für den defensiven Heimmarkt. Anlegerinnen und Anlegern raten wir zudem zu einer breiten Diversifikation des Portfolios.
Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen