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04.11.2024

Finanz-News November

Von wegen goldener Oktober


Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl wollen sich viele Anlegerinnen und Anleger nicht zu stark exponieren. Davon profitiert Gold als sicherer Kapitalhafen. Angesichts der schwächelnden Konjunktur stehen die Weichen bei den Notenbanken weiterhin auf Leitzinssenkungen.

 

Nach einem trüben und nassen Auftakt hat sich der Oktober in der zweiten Monatshälfte wettertechnisch von seiner schönen Seite gezeigt. Der heimische Aktienmarkt zeichnete derweil das genau umgekehrte Bild. Der Swiss Market Index (SMI) startete schwungvoll in den Oktober, legte dann aber angesichts der näher rückenden US-Präsidentschaftswahl sowie der durchwachsenen Berichtssaison zum dritten Quartal den Rückwärtsgang ein. Zu Monatsende resultierte ein Minus von 3,1 Prozent.

 

Unter den Einzeltiteln wenig gefragt waren der Logistikspezialist Kühne + Nagel, der Duft- und Aromahersteller Givaudan sowie der Bauchemiekonzern Sika. Sie verzeichneten im Monatsverlauf Abschläge zwischen 6 und 15 Prozent. Obenauf schwangen indes die Valoren des Hörgeräteherstellers Sonova, des Zementkonzerns Holcim und der Grossbank UBS. Auch die ausländischen Pendants des SMI verabschiedeten sich schwächer aus dem Oktober: Der EURO STOXX 50 Index büsste 3,5 Prozent ein, die US-Technologiebörse Nasdaq verlor trotz des anhaltenden Hypes um Künstliche Intelligenz (KI) 0,9 Prozent.

 

Gold auf Rekordjagd

Angesichts der offenen Frage, wer die Geschicke der USA in den nächsten vier Jahren lenken wird, griffen viele Investoren einmal mehr beim Gold zu. Das Edelmetall kletterte im Oktober von einem Rekord zum nächsten und verbuchte zu Monatsende einen Wertzuwachs von 4 Prozent. Damit notiert es im laufenden Jahr mittlerweile gut ein Drittel höher. Ebenfalls nach oben ging es für die US-Anleiherenditen. Zusätzlichen Auftrieb bescherte diesen, dass die politische Agenda des Republikaners Donald Trump gemeinhin als stärker inflationstreibend gilt als die seiner demokratischen Rivalin Kamala Harris. Der Markt rechnet somit unter Trump mit weniger Zinssenkungen der Notenbank Fed. Die höheren Kapitalmarktzinsen in Übersee machten den Dollar attraktiver: Zum Schweizer Franken wertete dieser um 2,2 Prozent auf.

 

Zweigeteilte Konjunktur

In Sachen Wirtschaft hat sich das Bild kaum verändert. Der US-Arbeitsmarkt kühlt in geordneten Bahnen ab. Derweil bestätigen die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Oktober den seit Monaten anhaltenden Trend: Global befindet sich der Industriesektor in der Rezession, während sich der Dienstleistungsbereich immer noch als relativ robust erweist. Die zweigeteilte Konjunktur spiegelt sich auch in der laufenden Berichtssaison. Viele Zykliker verbuchen rückläufige Umsätze und Gewinne. Zudem mangelt es an neuen Aufträgen. Bei Dienstleistern und defensiven Unternehmen stehen die Zeichen dagegen weiterhin auf Wachstum. Dank des Themas KI präsentierten denn auch die US-Technologieschwergewichte im Grossen und Ganzen starke Quartalszahlen. Auf die Aktienkurse hatten diese aber kaum Einfluss, was verdeutlicht, dass der Markt mittlerweile bereits viel Positives vorwegnimmt.

 

In Anbetracht der schwächelnden Wirtschaft werden die Notenbanken ihre Leitzinsen weiter senken. Den nötigen Spielraum räumt ihnen die Inflationsentwicklung ein – in der Schweiz sank die Teuerung im Oktober von 0,8 auf 0,6 Prozent, den tiefsten Wert seit Sommer 2021. Dass der Kampf gegen den Preisauftrieb aber bei weitem noch nicht gewonnen ist, unterstreichen die jüngsten Daten aus dem Euroraum. Dort zog die Teuerung getrieben vom robusten Lohnwachstum von 1,7 auf 2,0 Prozent an. Zudem stagnierte die Kernrate, die besonders volatile Preiskomponenten ausklammert, überraschend bei 2,7 Prozent.

 

Vorsichtig bleiben

Saisonal steht mit dem Jahresende die stärkste Börsenzeit ins Haus. Allerdings notieren viele Aktienmärkte auf Sicht zu ihren Rekordständen. Die Bewertungen bewegen sich entsprechend tendenziell im teuren Bereich. Darüber hinaus erachten wir die Gewinnerwartungen der Analysten für 2025 gemessen am Konjunkturbild immer noch als zu ambitioniert. Zusätzlich zur Vorsicht mahnt der Umstand, dass am 6. November noch nicht zwingend feststeht, wer neuer Präsident oder Präsidentin der USA wird. Wir empfehlen Anlegerinnen und Anlegern daher weiterhin eine defensive Positionierung. Aktuell präferieren wir den Schweizer Aktienmarkt, Immobilienfonds sowie Gold gegenüber zyklischeren Märkten und Hochzinsanleihen.

 

Michael Probst, Leiter Vermögensberatung, Raiffeisenbank Surbtal-Wehntal