Die KMU aus der Industrie melden seit Kurzem leicht steigende Auftragsbestände und Produktionsvolumen. Da die Auslandsnachfrage jedoch unverändert schwach ausfällt, verliert die Erholung bereits wieder an Fahrt. Derweil nimmt die Beschäftigung in der Mehrheit der Industriebranchen ab.
Der Raiffeisen KMU PMI ist im November von 51.9 auf 50.1 gesunken. Der Einkaufsmanagerindex liegt damit zwar weiterhin knapp über der Wachstumsschwelle von 50, das Expansionstempo hat im Vergleich zum Vormonat aber deutlich nachgelassen. Drei der fünf Komponenten waren rückläufig. So verschlechterte sich die Einschätzung der befragten KMU zum Auftragsbestand (von 54.1 auf 52.2) und zur Produktion (von 53.2 auf 50.3). Am grössten fiel der Rückgang bei den Lieferfristen aus (von 50.6 auf 43.8). Die entsprechende Komponente ist im Vormonat erstmals seit langem über die Wachstumsschwelle gestiegen, notiert nun aber wieder auf einem tiefen Niveau. Kurze Lieferfristen weisen auf eine schwache Kapazitätsauslastung hin. In einigen Branchen ist der Auslastungsgrad aktuell deutlich unterdurchschnittlich, z.B. in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, wie der Branchenverband Swissmem jüngst bestätigte.
links: Raiffeisen KMU PMI November 2024 / Mitte und rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten (I)
In einigen Branchen nimmt die Beschäftigung ab
Nur die Einschätzung zu den Einkaufslagern und zur Beschäftigung fiel höher aus als im Vormonat. So verbesserte sich die Lagerkomponente von 48.0 auf 52.8 Punkte und notiert damit erstmals seit Juli in der Wachstumszone. Der höhere Einkaufslagerbestand ist jedoch eher auf die schwache Produktionsdynamik und nicht auf bessere Zukunftserwartungen zurückzuführen.
So ist der Konjunkturausblick angesichts der stockenden Auslandsnachfrage nach wie vor eingetrübt. Deshalb bietet auch der leichte Anstieg der Beschäftigungskomponente (von 50.0 auf 50.2) wenig Anlass für Optimismus. Die Einschätzung zum Arbeitsmarkt hat sich seit dem Sommer zwar moderat verbessert. Aufgrund der anhaltend schwachen Auftragslage bleibt das Risiko einer stärkeren Abkühlung am Arbeitsmarkt aber weiter bestehen. So setzen jüngst z.B. wieder mehr Industrieunternehmen auf Kurzarbeit, wie u.a. die von Raiffeisen befragten KMU melden.
Derweil gibt es grosse Unterschiede zwischen den Branchen. Im 3. Quartal war die Anzahl der Vollzeitäquivalente im verarbeitenden Gewerbe um 0.2% höher als ein Jahr zuvor. Das aktuelle Beschäftigungswachstum liegt damit im Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte. Der Zuwachs ist aber vor allem auf das starke Beschäftigungswachstum im Fahrzeugbau (+6.6 %), in der Pharmabranche (6.4 %) und in der Nahrungsmittelindustrie (+2.0 %) zurückzuführen. In den meisten Branchen war die Beschäftigung im dritten Quartal niedriger als ein Jahr zuvor. Das gilt beispielsweise für die Branchen Chemie (-4.2 %), Gummi & Kunststoffe (-3.3 %), Holz, Papier & Druck (-3.1 %), aber auch die MEM-Industrie (-1.3 %).
Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)
Nov 24 | Okt 24 | Sep 24 | Aug 24 | Juli 24 | |
---|---|---|---|---|---|
Gesamtindex | 50,1 | 51,9 | 47,2 | 48,0 | 46,8 |
Auftragsbestand | 52,2 | 54,1 | 48,4 | 47,8 | 46,9 |
Produktion | 50,3 | 53,2 | 46,8 | 47,5 | 43,9 |
Beschäftigung | 50,2 | 50,0 | 48,0 | 49,4 | 45,9 |
Lieferfristen | 43,8 | 50,6 | 45,5 | 47,7 | 48,2 |
Einkaufslager | 52,8 | 48,0 | 45,2 | 47,8 | 51,8 |
50 = Wachstumsschwelle
Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.
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