«Wer einen Fehler macht, soll und darf dazu stehen»

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Jeder Unternehmer, jede Unternehmerin macht Fehler – auch Ex-FCB-Präsident und Leadership-Experte Bernhard Heusler. Hier erzählt er von einem erinnerungswürdigen Fehlentscheid und erklärt, was sich daraus für die Personalauswahl lernen lässt.

 

Fehlentscheid mit Folgen

Am Anfang stand eine nachvollziehbare Idee: Das Führungsgremium des FC Basel wollte die Preisstruktur im Stadion harmonisieren. «In einigen Sektoren waren die Saisonkarten in unseren Augen zu teuer, in anderen allerdings auch zu günstig – das wollten wir gerechter machen», sagt Bernhard Heusler, damaliger Präsident des Fussballclubs. Doch scheinbar gerecht ist nicht gerecht. So stiess diese «Change» auf Widerstand. «Totale Ablehnung», wie er sagt.

Verantwortung übernehmen

Zwar habe er von Beginn weg ein etwas mulmiges Bauchgefühl gehabt, so Heusler; doch die Vehemenz der Reaktionen überraschte ihn dennoch. «Wir hatten zwei Möglichkeiten: den Entscheid gegen alle Proteste durchboxen oder ihn rückgängig machen.» Wir entschieden uns für Letzteres. In einem gleichentags veranlassten Interview bezeichnete er die Preisanpassungen als Fehler und legte das Projekt auf Eis.

«Dass wir als Verwaltungsrat uns hingestellt, Verantwortung übernommen und den Fehler eingestanden hatten, löste intern sehr positive Reaktionen aus», sagt Heusler rückblickend. Er habe einen starken Kitt im Team gespürt. «Das hat mir gezeigt: Fehler sind ärgerlich, aber wenn man ehrlich ist und sie eingesteht, kann Positives daraus entstehen.»

 

«Fehler sind ärgerlich, aber wenn man ehrlich ist und sie eingesteht, kann Positives daraus entstehen.»

Bernhard Heusler, Leadership-Experte

 

Lektion für die Personalselektion

Die Lektion lässt sich auch abseits des Fussballstadions in vielen Unternehmensbereichen anwenden – zum Beispiel bei der Personalauswahl oder -selektion. «Wer für die Auswahl neuer Mitarbeitender oder für Beförderungen zuständig ist, kennt das: Manchmal passt es einfach nicht.» Dann gelte es, in den sauren Apfel zu beissen und das Arbeitsverhältnis zu beenden. Bei einer Fehlbesetzung den Kopf in den Sand zu stecken, die Person im Team zu belassen oder zu versetzen, diene nur dem Eigenschutz der Entscheider, aber sei die denkbar schlechteste Lösung fürs Ganze. «Das Gesicht des Chefs wird zwar gewahrt, auf Kosten allerdings der Mitarbeitenden und damit letztlich des Unternehmens.»

 

Portrait Bernhard Heusler
Bernhard Heusler

Bernhard Heusler ist promovierter Jurist und war über viele Jahre als Wirtschaftsanwalt tätig, bevor er 2009 die operative Leitung und 2012 das Präsidium des FC Basel 1893 übernahm. Unter seiner Führung feierte der Club acht Meistertitel in Serie. Seit seinem Rücktritt 2017 ist er als Speaker, Berater und Coach in Sport und Wirtschaft tätig.