Eine zweite Lebenszeit für Bauten und Materialien

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Die Wirtschaft der Zukunft setzt auf Langlebigkeit, Mehrfachnutzung und Recycling. Im Interview erklärt Marc Hintermeister, Leiter Leasing bei Raiffeisen Schweiz, am Beispiel von modularen Bauten, wie die Baubranche solche kreislaufwirtschaftlichen Herangehensweisen umsetzen kann.
 

Wie passen Modulbauten in den Themenkomplex Circular Economy?

M. H.: Weil Modulbauten aus vorfabrizierten Bestandteilen bestehen, können Nutzer und Hersteller dem Objekt nach einer ersten «Lebenszeit» noch eine zweite geben – an einem anderen Ort oder in einer anderen Zusammensetzung. Das gilt für Modulbauten in allen Formen und Ausgestaltungen: öffentliche Bauten wie Schulprovisorien, aber auch private Nutzungen wie Tiny Houses – Kleinstwohnhäuser also, die oft aus nur einem Raummodul bestehen.

 

Was ist daran besonders nachhaltig?

Die erwähnte Mehrfachnutzung trägt bereits vieles zur Nachhaltigkeit bei. Es beginnt aber schon vorher: Viele Module bestehen grösstenteils aus Holz – einem nachwachsenden Rohstoff also. Bei der Produktion der immer gleichen Module kommen Skaleneffekte hinzu. Die Herstellung ist also vergleichsweise effizient. Und am Ende aller Lebenszyklen können die Modulbestandteile dem Restverwertungskreislauf zugeführt und zum Beispiel zu Pellets verarbeitet werden.

 

Wie verbreitet sind solche Bauten in der Schweiz bereits?

Modulbauten sind in der Schweiz stark auf dem Vormarsch. Das hängt unter anderem mit der städtischen Entwicklung zusammen: Es ist ein ausgesprochen dynamisches Umfeld, der Bedarf an temporären Lösungen ist gross. Das gilt zum Beispiel für das Schulwesen mit schwankenden Schülerzahlen. Mal braucht es vier oder fünf Jahre an der einen Schule mehr Unterrichtsraum, anschliessend an einer andern. Der Einsatz von Modulbauten, die immer wieder neu zusammengestellt werden können, ist hier sinnvoll.

Baustelle

Bei der Produktion der immer gleichen Module kommen Skaleneffekte hinzu.

Wie können KMU von diesem Trendprofitieren?

Einerseits als Nutzer von modularen Bauten– bei Büroerweiterungen oder als kreative Eventräume zum Beispiel. KMU beteiligen sich aber auch an der Produktion. Dabei spielt die Optimierung der Prozessabläufe eine wichtige Rolle: Digitale Technologien sorgen für eine effizientere Herstellung. Ein weiteres Geschäftsfeld, das durch die Digitalisierung erschlossen wird, ist die sogenannte «verlängerte Werkbank». Dabei stellt ein Unternehmen dem anderen seine Produktionsinfrastruktur zur Verfügung und profitiert von einer besseren Auslastung der Anlagen. Das andere Unternehmen wiederum muss beispielsweise Maschinen oder Fahrzeuge nicht selber anschaffen und damit keine Investitionen tätigen.

 

Welche Finanzprodukte spielen bei modularen Bauten eine Rolle?

Neben hypothekarischen Lösungen ist das vor allem das Leasing – sowohl für den Nutzer als auch für den Produzenten im Rahmen von Refinanzierungsmodellen. Produzenten stehen bei öffentlichen oder grossvolumigen Investitionsvorhaben zudem öfters vor der Aufgabe, als Teil des Auftrags auch eine befristete und strukturierte Finanzierungslösung vorzuschlagen. Raiffeisen Leasing kann hier massgeschneiderte Lösungen bieten.

Marc Hintermeister, Leiter Leasing bei Raiffeisen Schweiz

Marc Hintermeister ist Leiter Leasing bei Raiffeisen Schweiz. Gemeinsam mit seinem Team bietet er den Firmenkunden von Raiffeisen flexible Finanzierungslösungen an, welche Investitionen ermöglichen, ohne die Liquidität zu belasten – in der Regel ab einem Volumen von CHF 15'000.–.

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