Bankgarantien sind in unterschiedlichsten Situationen einsetzbar. Vielfach sind sie eine Grundvoraussetzung, damit ein Geschäft überhaupt abgewickelt werden kann. Vier typische Geschäftssituationen zeigen, in welchen Fällen es oft zusätzliche Sicherheiten braucht.
1. Ein Unternehmen beliefert einen neuen Kunden
Bei Liefergeschäften kommt sehr häufig eine Zahlungsgarantie zum Einsatz, wenn sich die Geschäftspartner noch nicht kennen. Dabei verlangt der Verkäufer zusammen mit dem Abschluss des Kaufvertrags eine Zahlungsgarantie, um sicherzustellen, dass seine Lieferung auch bezahlt wird. Der Käufer gibt darauf die Garantie bei seiner Bank in Auftrag. Bezahlt der Kunde die Lieferung nicht fristgerecht, muss seine Bank den Garantiebetrag umgehend dem Verkäufer überweisen.
Beispiel: Ein Start-up im Bereich Logistik will eine Verpackungsanlage beschaffen. Da es sich um einen neuen Geschäftspartner mit ungewisser Bonität handelt, verlangt der Hersteller eine Zahlungsgarantie über den gesamten Kaufbetrag. So stellt er scher, dass er sein Geld fristgerecht erhält.
Typische Anwendungsbereiche der Zahlungsgarantie:
- Kaufverträge über alle Branchen hinweg, unabhängig von Unternehmensgrösse
- Bei neuen Geschäftsbeziehungen mit unbekannten Partnern
- Häufig bei Auslandgeschäften (Export und Import)
- Vor allem bei Aufträgen mit grossem Bestellvolumen oder hochpreisigen Produkten
Peter Schnückel, stand mit seinem Bauprojekt vor verschiedenen Herausforderungen: Schwierige Verkaufsverhandlungen, fehlende Finanzierung und Schwierigkeiten beim Kauf von Mobiliar. Mit Zahlungsgarantien schaffte er das nötige Vertrauen zwischen seinen Geschäftspartnern und setzte sein Projekt erfolgreich um.
2. Ein Unternehmen bezieht eine bauliche Dienstleistung oder ein technisches Produkt
Dienstleistungs- und Werkverträge sowie auch gewisse Kaufverträge sind oft mit einer Gewährleistungsgarantie verbunden. Für Bauherren oder Unternehmen aus dem Infrastrukturbereich ist diese Garantieart ein Mittel, um sich gegen Baumängel, Montagefehler oder Betriebsstörungen abzusichern. Die Gewährleistungsgarantie stellt sicher, dass der Kunde – zum Beispiel eine auf Montage-Dienstleistungen oder technische Produkte spezialisierte Firma – die Arbeiten sorgfältig ausführt bzw. das Produkt in der vereinbarten Qualität liefert. Dabei wird meist nur ein kleiner Teil des Vertragswerts abgesichert, zum Beispiel 10 Prozent. Diesen Betrag kann der Garantiebegünstigte bei nachträglichen Mängeln geltend machen, bis die Gewährleistungsfrist – in der Regel zwei Jahre – abgelaufen ist.
Beispiel: Ein Kraftwerk beauftragt ein spezialisiertes Dienstleistungsunternehmen mit der Montage, Inbetriebnahme und Wartung eines Generators. Die Gewährleistungsgarantie stellt sicher, dass der Generator einwandfrei funktioniert und keine Betriebsstörungen auftreten.
Typische Anwendungsbereiche der Gewährleistungsgarantie:
- Dienstleistungs-, Werk- und Kaufverträge, unabhängig von Unternehmensgrösse
- Vor allem in der Baubranche und im Infrastrukturbereich
- Häufig bei Bau-, Montage- oder Wartungsarbeiten
- Bei Export- und Importgeschäften oder grösseren Geschäften im Inland
3. Ein Unternehmen verkauft ein hochpreisiges Produkt und verlangt dafür eine Anzahlung
Grössere Aufträge erfordern in vielen Fällen eine Anzahlung des Käufers, wenn sie mit langen Produktionszeiten oder hohen Vorleistungen verbunden sind. Eine Anzahlung ist jedoch ein einseitiger Vertrauensvorschuss, den insbesondere ausländische Kunden oftmals nicht zu leisten bereit sind. Im Gegenzug wird deshalb häufig eine Anzahlungsgarantie verlangt. Mit dieser stellt der Käufer sicher, dass die Anzahlung, mit der ein Teil der Produktionskosten gedeckt werden soll, zweckgemäss verwendet wird. Trifft die Lieferung nicht fristgerecht beim Kunden ein, kann der Anzahlungsbetrag von der garantiegebenden Bank unmittelbar zurückgefordert werden.
Beispiel: Ein Schweizer Maschinenbauer verkauft eine Maschine nach Frankreich und verlangt dafür eine Anzahlung. Der französische Kunde ist jedoch nur gegen eine Anzahlungsgarantie bereit, diese zu leisten. So stellt er sicher, dass er den gesamten Anzahlungsbetrag zurückerhält, sollte der Geschäftspartner aus der Schweiz die Maschine nicht fristgerecht liefern.
Typische Anwendungsbereiche der Anzahlungsgarantie:
- Verkauf von Maschinen und industriellen Anlangen
- Bei hochpreisigen Produkten mit langen Produktionszeiten
- Typischerweise kleinere bis mittlere Unternehmen mit geringer Marktmacht
- Meist bei Export- oder Importgeschäften
- Im Inland teilweise im Zusammenhang mit Kunden aus dem öffentlichen Sektor
Die Carrosserie Hess AG setzt mit ihren Elektrobussen auf Wachstumskurs. Um dieses Wachstum zu finanzieren, benötigen Sie Kundenanzahlungen in Form von Steuergeldern. Damit die Städte und Verkehrsbetriebe vorschiessen können, benötigen sie allerdings Sicherheiten in Form von Anzahlungsgarantien.
4. Ein Unternehmen nimmt an einer öffentlichen Ausschreibung teil
Plant die öffentliche Hand ein grösseres Bauprojekt oder eine Beschaffung in Bereichen wie IT oder Infrastruktur, kommt es zu einer öffentlichen Ausschreibung. Bedingung für die Teilnahme ist oft eine Bietungsgarantie. Mit diesem Absicherungsinstrument stellt der Auftraggeber sicher, dass die Bewerbenden gewillt sind, das Projekt später auch umzusetzen. Sollte sich der ausgewählte Anbieter zurückziehen, lässt sich mit der Garantiesumme eine neue Ausschreibung finanzieren.
Beispiel: Der Bund plant eine neue Autobahnbrücke und schreibt das 100 Millionen Franken teure Bauprojekt öffentlich aus. Bedingung für die Teilnahme ist eine Bietungsgarantie über 5 Prozent der Gesamtkosten. Mit dem Garantiebetrag von 5 Millionen kann der Bund die Kosten einer allfälligen erneuten Ausschreibung absichern, sollte sich das ausgewählte Bauunternehmen zurückziehen.
Typische Anwendungsbereiche der Bietungsgarantie:
- Öffentliche Ausschreibung von grösseren Projekten oder Beschaffungen
- Oft in der Baubranche, aber auch in Bereichen wie Infrastruktur, Verkehr oder IT
- Sowohl für inländische als auch für ausländische Anbieter, unabhängig von Grösse
- Garantiebegünstigt ist oft die öffentliche Hand, seltener Private