Enttäuschender Jahresabschluss

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Der KMU PMI rutscht im Dezember unter die Wachstumsschwelle von 50 und gibt damit einen Vorgeschmack auf 2025. Für das neue Jahr zeichnet sich erneut ein unterdurchschnittliches Wachstum der Weltwirtschaft ab. Das Umfeld für die Schweizer Industrie bleibt damit herausfordernd.
 

Der Raiffeisen KMU PMI ist zum Jahresende von 50.1 auf 45.4 Punkte gesunken und hat 2024 damit deutlich im Kontraktionsbereich beendet. Der leichte Aufschwung zu Beginn des vierten Quartals hat sich also wie erwartet als trügerisch herausgestellt. Denn von der globalen Industriekonjunktur fehlten bis zuletzt Signale für eine Erholung und einen möglichen Anstieg der Auslandsnachfrage. In der Eurozone beispielsweise sind die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie auch im Dezember deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 geblieben. Der Index für die gesamte Währungsunion verringerte sich dabei von 42.7 auf 41.8 Punkte. Die harten Daten, wie zum Beispiel die effektive Industrieproduktion, entwickeln sich zwar weiterhin weniger negativ als es die Unternehmensstimmung eigentlich vermuten lässt. Für eine Verbesserung der Auftragslage gibt es aber nach wie vor keine Anzeichen. So hat sich die Einschätzung der europäischen Industrieunternehmen zum Auftragsbestand jüngst eher nochmals verschlechtert, vor allem in Deutschland und Frankreich. Demzufolge ist nicht überraschend, dass sich die Stimmungserholung bei den Schweizer Industrie-KMU zum Jahresende nicht fortgesetzt hat. Die schwache Industrienachfrage aus der EU, insbesondere aus Deutschland, senkt die Kapazitätsauslastung der Schweizer Produktionsbetriebe und belastet zunehmend die Margen. Je grösser derzeit die Exportabhängigkeit einer Branche von Deutschland ist, umso negativer fällt das Exportwachstum der letzten 12 Monate aus.

Wie bereits im dritten Quartal der Fall liegen wieder alle fünf Komponenten des Raiffeisen KMU PMI unter der Wachstumsschwelle von 50. Besonders stark verringerte sich die Auftragskomponente, die von 52.2 auf 43.3 Punkte fiel. Auch das Produktionsvolumen war laut Einschätzung der befragten KMU rückläufig. Die entsprechende Komponente sank von 50.3 auf 44.5 Punkte. Einen grossen Rückgang verzeichnete auch die Beschäftigungskomponente, die mit 45.8 Punkten nun wieder deutlich im Kontraktionsbereich notiert. Der Trend zu mehr Kurzarbeit setzt sich fort, berichten die von Raiffeisen befragten KMU. Diejenigen, die eine schwache Beschäftigungsentwicklung melden, verweisen dabei meist auf die schlechte Lage am europäischen Markt. Die harten Daten zur Beschäftigung entwickeln sich bisher zwar weniger negativ als es der PMI anzeigt. Je länger die Industrieflaute anhält, desto grösser aber die Gefahr, dass die Unternehmen doch noch an Substanz verlieren.

links: Raiffeisen KMU PMI Dezember 2024 / Mitte und rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten (I)

 

 

Weltwirtschaft wächst auch 2025 unterdurchschnittlich

Die Aussichten für 2025 sind für die meisten Exportbranchen wenig optimistisch. In der Eurozone bleibt das BIP-Wachstum wahrscheinlich bei weniger als 1%. Die rückläufige Inflation stärkt zwar die Kaufkraft, das Konsumentenvertrauen und damit auch die Konsumlaune erholen sich bisher aber langsamer als erwartet. Von Aufbruchstimmung ist aktuell keine Spur zu sehen, schon gar nicht in der Industrie. Zudem ist die politische Instabilität derzeit hoch. Deutschland und Frankreich verfügen aktuell über keine handlungsfähige Regierung, weshalb baldige Strukturreformen in diesen beiden zentralen Ländern unwahrscheinlich sind.

Auch aus den USA und China sind 2025 kaum neue Impulse zu erwarten. Die US-Konjunktur dürfte zwar robust bleiben, allerdings wird sich das hohe Wachstumstempo voraussichtlich etwas abschwächen. Ähnlich sieht es in China aus, das weiter stark mit hausgemachten Problemen zu kämpfen hat. Insgesamt wird die Weltwirtschaft 2025 wohl erneut unterdurchschnittlich wachsen. Positive Szenarien sind zwar ebenfalls denkbar. Die Zinssenkungen könnten die Nachfrage zum Beispiel stärker stützen als erwartet. Alles in allem überwiegen aber die Abwärtsrisiken. Ein besonderes Risiko stellt dabei eine mögliche Verschärfung der US-Zollpolitik dar. Sollte die neue Administration einen harten Kurs einschlagen, könnte dies die globale Industrie in eine Abwärtsspirale stürzen – mit besonders harten Folgen für die europäischen Hersteller, die derzeit am wenigsten gut für externe Schocks gewappnet sind. Angesichts der hohen Unsicherheiten ist 2025 zudem nicht mit einer Umkehr der Frankenstärke zu rechnen.

Nichtsdestotrotz hält sich die Schweiz insgesamt besser als viele andere Industrieländer. Dank des robusten Dienstleistungssektors, steigender Reallöhne sowie positiver Effekte weiterer Leitzinssenkungen dürfte sich die Konjunktur 2025 entgegen dem globalen Trend leicht erholen. Wir erwarten ein BIP-Wachstum von 1.3%. Die Rahmenbedingungen für die binnenorientierten KMU bleiben damit etwas besser als für die im Exportgeschäft tätigen Unternehmen.

 

Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)

 Dez 24Nov 24Okt 24Sep 24 Aug 24
Gesamtindex

45,4

50,1

51,947,248,0
Auftragsbestand

43,3

52,2

54,148,447,8
Produktion

44,5

50,3

53,246,847,5
Beschäftigung

45,8

50,2

50,048,049,4
Lieferfristen

49,3

43,8

50,645,547,7
Einkaufslager

47,4

52,8

48,045,247,8

50 = Wachstumsschwelle

Domagoj Arapovic, Senior Economist Raiffeisen Schweiz
Domagoj Arapovic, Senior Economist Raiffeisen Schweiz

Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.

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