Frischer Wind in einer alten Branche

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Dorothee Auwärter führt Kuhn Rikon in der vierten Generation. Im Interview spricht sie über die Dos und Don'ts einer Verwaltungsratspräsidentin, Innovationsmöglichkeiten in einer alten Branche wie Küchenutensilien sowie über Erfolge und Misserfolge im Ausland.

 

Sie haben 2014 das Verwaltungsratspräsidium von Kuhn Rikon übernommen. Wie lief der Nachfolgeprozess ab?

Ich war bereits seit 2008 Teil des Verwaltungsrats und konnte in dieser Zeit viel von meinem Vater lernen. Er hat den Prozess der Übergabe sehr positiv gestaltet, indem er mir viel beigebracht, sich in den richtigen Momenten aber auch zurückgezogen hat. Sehr geholfen hat auch, dass ich nicht unmittelbar auf meinen Vater gefolgt bin, da ich bei seinem Rücktritt noch in der Ausbildung an der HSG steckte und gerade Mutter geworden war. So war das Verwaltungsratspräsidium während drei Jahren familienextern besetzt. Das hat sicherlich für etwas emotionalen Abstand auf allen Seiten gesorgt.

 

 

Expertin am Zug: Business-Talk mit Dorothee Auwärter

 

Weshalb haben Sie sich für den Verwaltungsrat und nicht für eine operative Tätigkeit entschieden?

Als Juristin und Anwältin passt für mich das Amt der Verwaltungsratspräsidentin sehr gut. Die Geschäftsführung wäre auch schwieriger mit meinem Familienleben oder meinen Vorstellungen davon zu vereinbaren. Mir ist sehr wichtig, dass ich mich nicht verzettle, sondern mich auf meine Aufgaben auch wirklich konzentrieren kann.

 

Ist das ein Tipp, den Sie auch anderen geben können?

Auf jeden Fall. Ein Verwaltungsratspräsidium bedeutet nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch eine grosse Verantwortung. Wenn es gut läuft, ist der Zeitaufwand bescheiden. Doch man muss auch in der Lage sein, im Notfall alles andere stehen und liegen zu lassen.  

 

«Ein Verwaltungsratspräsidium bedeutet nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch eine grosse Verantwortung.»

Dorothee Auwärter, Verwaltungsratspräsidentin Kuhn Rikon AG 

 

Was macht eine gute Verwaltungsratspräsidentin sonst noch aus?

Ich verstehe Verwaltungsratsarbeit als Teamarbeit. Es geht mir nicht darum, mich selbst zur Schau zu stellen, sondern ein Team zu formen, das insgesamt die beste Leistung für das Unternehmen erbringt. Eine gute Verwaltungsratspräsidentin ist also eine Teamleaderin, die ein angenehmes Arbeitsklima schafft und Zuversicht ausstrahlt. Daneben braucht es organisatorisches Geschick und eine gute Kommunikationsfähigkeit. Ein grosser Teil meiner Aufgabe besteht darin, die Kommunikation innerhalb des Verwaltungsrats, mit der Geschäftsleitung, den Aktionären, der Familie und wichtigen Geschäftspartnern sicherzustellen. Zudem ist mir wichtig, dass ich einen fachlichen Beitrag leisten kann – bei mir ist es das Juristische. 

 

Und was sollte man unterlassen?

Der Verwaltungsrat soll die Finger vom Operativen lassen. Das ist Sache der Geschäftsleitung. Der Verwaltungsrat ist für die strategische Ausrichtung und die Oberaufsicht zuständig.

 

 

Apropos Strategie: Sind Innovationen bei einem Traditionsunternehmen, das sich auf Töpfe und Pfannen spezialisiert hat, noch möglich?

Es stimmt, wir bewegen uns in einer sehr alten Branche – Küchenuntensilien gibt es seit Tausenden von Jahren. Da sind die Innovationsmöglichkeiten geringer, aber durchaus vorhanden. Innovationen vorantreiben kann man besonders in den Bereichen Materialien, Beschichtung, Funktionen und Designs. Und auch die Digitalisierung bietet Chancen: Wir haben zum Beispiel zusammen mit V-Zug eine tolle Lösung entwickelt, bei der Herd und Pfannen miteinander kommunizieren und so das Kochen massiv vereinfachen. Wichtig ist es aber auch, den Fokus zu behalten. Wir können gerade als KMU nicht alles machen.

 

Kuhn Rikon hat auch Niederlassungen im Ausland. Wie gelingt es einem Schweizer Unternehmen, sich im Ausland durchzusetzen?

Auch hier hilft eine gute Fokussierung. Man bearbeitet einen Markt am besten gezielt, mit angemessenen finanziellen und personellen Ressourcen. Zudem wählen wir jeweils den Omni-Channel-Ansatz und vertreiben unsere Produkte in einem Markt nach Möglichkeiten über verschiedene Kanäle. In den USA etwa ist neben dem stationären Handel und dem E-Commerce der TV-Shoppingsender QVC ein wichtiger Kanal.

 

Unterscheiden sich die Märkte stark?

Ja. Um einen Markt zu erschliessen, müssen wir wissen: Was wird gekocht und wer kocht? Was sind die sozialen Gepflogenheiten und präferierten Farben? In China beispielsweise mussten wir Lehrgeld bezahlen, weil wir eine falsche Farbe für unseren Hotpan gewählt hatten. Und in Mexiko war das Problem, dass jene, die sich unsere Produkte leisten können, gar nicht selber kochen. Man darf nicht meinen, man kenne und verstehe die ganze Welt.

Claudio Minder

Dorothee Auwärter ist Verwaltungsratspräsidentin der Kuhn Rikon AG im Tösstal, die weltweit für ihre Töpfe, Pfannen und andere Küchenutensilien bekannt ist. Sie führt das Familienunternehmen in 4. Generation: 2014, mit 34 Jahren, hat sie das Amt übernommen. Zudem ist Auwärter Rechtsanwältin und Partnerin bei Schiller Rechtsanwälte und Mitglied des Vorstandsausschusses von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie.