Künstliche Intelligenz beschleunigt den Wandel für KMU

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Ist generative künstliche Intelligenz wirklich so gross wie alle sagen? Welche Chancen und Risiken hält KI für Schweizer KMU bereit und wie finden sie digital affine Mitarbeitende? Die KI-Expertin und ehemalige Co-CEO von digitalswitzerland Diana Engetschwiler weiss es und zeigt, wie sich KMU erfolgreich anpassen.

 

Woran haben Sie gemerkt, mit generativer KI kommt was ganz Grosses?

Die äusserst kontroversen Kommentare der Fachleute nach dem Release von ChatGPT liessen mich erahnen: Wow, da kommt etwas Bahnbrechendes auf uns zu. Die einen sprachen vom ‘Ende der Menschheit’, die anderen sahen in der neuen Technologie einen ‘Heilsbringer’ für uns alle. 

 

Und, ist es denn wirklich so gross, wie alle meinen?

Ja. Und wir sind erst am Anfang. Es liegt noch so viel mehr drin, als wir uns heute vorstellen können. Um mit dem ehemaligen Google-Chef Eric Schmidt zu sprechen: 'Das Thema ist trotz des aktuellen Hypes nach wie vor underhyped’. 

 

Wo sehen Sie für Schweizer KMU die grössten Chancen? 

Grosses Potenzial bergen zum Beispiel die Verbesserung des Kundenservice mit KI trainierten Bots oder die Simulation von neuen Produkten oder Leistungen. Aber auch die Meinungsbildung vor Entscheiden kann datenbasiert verbessert werden.

 

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Welche Branchen sind insbesondere betroffen?

Grundsätzlich ist KI für alle Branchen relevant. Riesige Auswirkungen sehe ich im Gesundheitswesen in der datenbasierten Diagnose. Aber auch der gesamte Bildungsbereich dürfte sich durch KI tiefgreifend verändern. Mit künstlicher Intelligenz erhält jeder und jede einen viel einfacheren Zugang zu individuell auf sich zugeschnittener Aus- und Weiterbildung. Das bringt auch gesellschaftspolitische Vorteile.

 

Wo liegen die grössten Risiken für KMU?

Wer zu lange an alten Geschäftsmodellen festhält und sich nicht fortlaufend weiterentwickelt, wird heute deutlich schneller obsolet als früher. KI beschleunigt den Wandel massiv. Noch ist es aber nicht zu spät, auf den KI-Zug aufzuspringen.

 

«Wer zu lange an alten Geschäftsmodellen festhält und sich nicht fortlaufend weiterentwickelt, wird heute deutlich schneller obsolet als früher.»

Diana Engetschwiler, Unternehmerin, Digitalexpertin und Rednerin 

 

Wer ist gefordert, wer muss die Digitalisierung und die Nutzung von KI im Unternehmen vorantreiben? 

Ganz klar die Führung, also der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung. Veränderung muss von oben initiiert und getrieben werden. Studien zeigen, dass der Digitalisierungsgrad in Unternehmen höher ist, wenn mehr jüngere, digital afine Personen in den Führungsgremien sitzen.

 

Können KMU im Kampf um die digitalen Talente gegen die Grossen überhaupt bestehen?

KMU haben viele Vorteile gegenüber grossen Konzernen: grössere Flexibilität, raschere Aufstiegsmöglichkeiten, mehr Verantwortung oder individualisierbare Arbeitsmodelle. Sie können oft auch mehr und direkter fassbaren ‘Purpose’ bieten. Das ist insbesondere für jüngere Menschen wichtig, welche mit der eigenen Arbeit einen direkten Beitrag zu etwas Grösserem leisten wollen.

 

«Für KMU ist es noch nicht zu spät, auf den KI-Zug aufzuspringen.»

Diana Engetschwiler, Unternehmerin, Digitalexpertin und Rednerin

 

Wie kommuniziere ich diese Vorteile glaubwürdig? 

Gut funktionieren Social-Media-Posts von jüngeren Mitarbeitenden, welche sich an eine altermässig vergleichbare Zielgruppe wenden. Das kommt meistens viel besser an als klassische Stellenauschreibungen der Personalabteilung.

 

Worauf möchte Diana Engetschwiler in der digitalen Welt unter keinen Umständen mehr verzichten und was sind für Sie auf der anderen Seite die grössten Ärgernisse der Digitalisierung?

Auf keinen Fall mehr verzichten möchte ich auf das Smartphone, auf Online-Kartendienste wie Google Maps und auf ChatGPT. Schwierig würde es für mich auch ohne WhatsApp werden. Gut verzichten könnte ich dagegen auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Tiktok, welche die Ausschüttung des Hormons Dopamin anregen und damit süchtig machen.

 

Diana Engetschwiler

Diana Engetschwiler ist Unternehmerin, Digitalexpertin und Rednerin. Als Co-CEO und Geschäftsleitungsmitglied von digitalswitzerland half sie mit, die Schweiz zu einer führenden digitalen Nation auszubauen. Mit ihrem jüngsten Start-up Wolfpak.ai stellt sie Führungskräften einen KI-gesteuerten Leadership-Coach zur Seite. Die ausgebildete Sportwissenschaftlerin und Harward-Business-School-Absolventin spielte als Volleyball-Profi mehrere Jahre für die Schweizer Nationalmannschaft.