Anlageausblick: An Sachwerten führt 2025 kein Weg vorbei

«2025 dürfte insgesamt ein gutes Jahr für Aktien werden. Weiter sinkende Zinsen dürften den hiesigen Immobilienmarkt befeuern und auch Gold sollte weiterhin eine attraktive Anlage bleiben. Wichtig ist, sein Geld zu investieren. Denn auf dem Sparkonto drohen Verluste.»
Matthias Füllemann
Anlagekundenberater
2024 war ein starkes Börsenjahr: Trotz zahlreicher Krisen und Kriege lieferte es überdurchschnittliche Renditen und übertraf die Erwartungen vieler Anlegerinnen und Anleger. Sind die Finanzmärkte immun geworden gegen geopolitische Einflüsse? Matthias Füllemann, Anlagekundenberater, wiegelt ab: «Nein. Aber andere Themen haben stärker dominiert und die Börsen bewegt.»
Eine wichtige Rolle spielten die Entwicklungen in den USA: Markant gestiegene Unternehmensgewinne und die Senkung der Leitzinsen sorgten für Auftrieb. Zudem stützte die Aussicht auf eine «sanfte Landung» der US-Wirtschaft – also ein verlangsamtes Wachstum ohne Konjunktureinbruch – die Stimmung an den US-Märkten.
2025 allerdings könnte sich die Wirtschaft in den USA abkühlen. Für Unsicherheiten sorgt die Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus. Es ist zwar möglich, dass Deregulierung und Steuererleichterungen kurzfristig positive Effekte haben. Die Abschottungspolitik und geplanten Zölle dürften die Volatilität an den Finanzmärkten aber erhöhen.
Auch die Werte der US-Tech-Giganten Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla, die 2024 boomten, haben vermutlich ihren Höhepunkt erreicht. Für 2025 geht Anlagekundenberater Matthias Füllemann von einer deutlichen Verlangsamung aus und empfiehlt, jetzt einen Teil der Gewinne mitzunehmen.
Mageres Wachstum in Europa
Global sieht Matthias Füllemann weitere Risiken, welche die Finanzmärkte belasten könnten. «Wenn Konflikte wie in der Ukraine oder in Taiwan weiter eskalieren, sind Einbrüche an den Märkten nicht auszuschliessen.»
Insbesondere in Europa dürfte das Wachstum der Wirtschaft mager ausfallen. Es sei besonders anfällig, da viele Länder stark von der Industrie abhängig sind. Bereits spürbar sei dies in Deutschland, wo die Automobil- und Chemieindustrie schwächeln. Hinzu komme eine starke Abhängigkeit von den Exporten nach China. Dort belasten die Immobilienkrise und strukturelle Probleme das Wachstum.
In den ersten sechs Monaten von 2025 ist in Europa daher mit wenig Wachstumsimpulsen zu rechnen. Politische Unsicherheiten in den beiden grössten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich sowie fragliche Wachstumsperspektiven in südeuropäischen Ländern wie Spanien oder Italien verschärfen die Situation.
Sinkende Zinsen beflügeln Immobilien
Positiver könnte die zweite Jahreshälfte aussehen: Bis Ende 2025 dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bis auf 1,5 Prozent senken, um die Konjunktur zu stimulieren. Dennoch bleibt Vorsicht geboten: «Erst wenn die konjunkturellen Vorlaufindikatoren über drei Monate hinweg konstant nach oben zeigen, wäre das ein Zeichen, wieder verstärkt in zyklische Werte zu investieren», erklärt Anlageberater Matthias Füllemann.
Schon weiter fortgeschritten ist der Zinssenkungszyklus in der Schweiz. Dies dürfte den Immobilienmarkt befeuern: Immobilienfonds rücken dann verstärkt in den Fokus, da sie attraktive Ausschüttungsrenditen bei gleichzeitiger Aussicht auf steigende Preise bieten.
Jährlicher Vermögens-Check
Wie immer zum Jahresanfang empfiehlt es sich, das eigene Portfolio zu prüfen und gegebenenfalls Umschichtungen vorzunehmen. «Die starken Börsenbewegungen 2024 haben viele Portfolios aus dem Gleichgewicht gebracht. Es könnte sinnvoll sein, einen Teil der Gewinne zu realisieren und gewisse Umschichtungen vorzunehmen.»
Sachwerte wie Immobilien und Gold bleiben attraktiv – besonders in einem Umfeld sinkender Zinsen. Matthias Füllemann betont die Bedeutung eines strategischen Ansatzes: «Ein Vermögens-Check kann helfen, die richtige Balance zu finden und Chancen zu nutzen.» Dabei solle man sich fragen, welche Gelder man benötigt und welche entbehrlich sind. «Auf Sparkonten erhält man kaum Zinsen und inflationsbereinigt drohen gar Verluste. Wer nicht auf das Geld angewiesen ist, sollte es breit diversifiziert investieren.»