Frauen und Vorsorge
«Kümmern Sie sich aktiv und so früh wie möglich um Ihre Altersvorsorge.»
Jeannette Weitnauer
Finanzplanerin mit eidg. Fachausweis
Frauen verfügen im Alter in der Regel über ein tieferes Renteneinkommen als Männer. In der Neurentenstatistik des Bundesamtes für Statistik vom 01.2022 zeigt sich, dass Frauen im Durchschnitt rund 25 % weniger Renteneinkommen zur Verfügung haben als Männer.
Was können Frauen unternehmen, um ihre finanzielle Situation im Alter zu verbessern? Im nachfolgenden Interview mit unserer Finanzplanerin Jeannette Weitnauer erfahren Sie mehr über dieses wichtige Thema.
Jeannette Weitnauer, im September 2022 haben sie den Kundenanlass „Absichern und Vorsorgen für Single-Frauen“ durchgeführt. Wieso nur für alleinstehende Frauen?
Die unzureichende Altersvorsorge betrifft eher Frauen, die ihr Leben alleine finanziell stemmen und sich nicht auf ein gemeinsames Renteneinkommen verlassen können. Oft sind es Frauen, die zwar voll im Erwerbsleben stehen, jedoch in „typischen Frauen-Berufen“ arbeiten, die generell tief entlöhnt werden. Arbeiten diese zudem in einem kleinen Teilzeitpensum, sind sie keiner beruflichen Vorsorge angeschlossen. Es sind aber auch Frauen, die nach einer Scheidung oder einem Todesfall wieder alleine die finanzielle Verantwortung tragen.
Bei einer Scheidung findet doch ein Vorsorgeausgleich innerhalb der 1. und 2. Säule zwischen Mann und Frau statt. Reicht das nicht aus?
Durch den gesetzlichen Vorsorgeausgleich in der AHV und der Pensionskasse wird ein Ausgleich für die gemeinsamen Ehejahre vorgenommen. Dies ist ein Ausgleich dafür, dass ein Elternteil zu Gunsten der Familie das Arbeitspensum reduziert hat und dadurch weniger oder gar keine Altersvorsorge aufbauen konnte. Steigt jemand nach einigen Jahren wieder ins Berufsleben ein oder erhöht das Arbeitspensum, geschieht dies oft zu einem tieferen Lohn. Die entstandenen Vorsorgelücken können nicht mehr geschlossen werden.
Entstehen die Vorsorgelücken in beiden Säulen, AHV und Pensionskasse?
Ja. Allerdings ist die Lücke bei der AHV kleiner, da innerhalb der AHV auch eine Entschädigung für die Kinderbetreuung in Form von Erziehungsgutschriften stattfindet. Bei der beruflichen Vorsorge ist das Problem, dass nicht der Bruttolohn für die Leistungsberechnung massgebend ist, sondern der „Versicherte Lohn“. Vom Bruttolohn wird in der Regel die „Koordination“ von CHF 25‘095 abgezogen, da die Gesetzgebung davon ausgeht, dass wir für diesen Betrag bereits innerhalb der 1. Säule versichert sind. Die Leistungen werden nun aufgrund dieses „Versicherten Lohns“ berechnet, weshalb die Altersvorsorge nur unzureichend aufgebaut werden kann.
Was können Frauen unternehmen, um ihre Altersvorsorge besser aufzubauen?
Als erstes möchte ich alle Frauen - auch junge Frauen - sensibilisieren, sich selbst um ihre Altersvorsorge zu kümmern. Verheiratete Frauen verlassen sich zu oft auf das gemeinsame Einkommen und auf die gemeinsame Altersvorsorge. Die Realität zeigt aber, dass zwei von fünf Ehen geschieden werden. Generell sollten alle - Frauen wie Männer - sich so früh als möglich um ihre Altersvorsorge kümmern. Die Rentenentwicklung wird in den nächsten Jahren stark sinkend sein. Experten schätzen, dass in Zukunft das Renteneinkommen noch 45 % bis 50 % vom vorhergehenden Erwerbseinkommen ausmachen wird. Es wird unumgänglich, sich aktiv um die eigene Altersvorsorge zu bemühen.
Welche konkreten Massnahmen können getroffen werden?
Einzahlungen in die private Vorsorge 3a ist eine sehr gute Massnahme. Sie bauen Ihre Altersvorsorge auf und sparen gleichzeitig Steuern. Leider ist es gerade mit tiefen Einkommen nicht immer möglich, den maximalen Beitrag 3a von aktuell CHF 6‘883 pro Jahr zu leisten. Aber auch kleine Schritte führen zum Ziel. Sie können mittels Dauerauftrag einen regelmässig kleinen Betrag einzahlen. Falls möglich können Sie Ende Jahr noch eine Zusatzzahlung leisten. Personen mit langem Anlagehorizont haben die Möglichkeit, mittels Fondssparplan renditeoptimiert in Vorsorgefonds investieren.
Im aktuellen Raiffeisen Vorsorgebarometer geben nur 41 % der befragten Personen an, über ein durchschnittliches Wissen zum Thema Vorsorge zu haben. Was sind die Gründe dafür?
Das Thema Vorsorge, vor allem was die 1. und 2. Säule anbelangt, ist sehr komplex. Nur wenige wissen, wie sich die AHV-Rente berechnet. Der Vorsorgeausweis der Pensionskasse ist für viele unverständlich. Leider wird dieses Wissen nicht oder viel zu wenig vermittelt. Das Thema Vorsorge steht in der Eigenverantwortung. Lassen Sie sich von Fachpersonen unterstützen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Pensionskasse betreffend den Leistungen bei Invalidität, Tod und Alter.
Ebenfalls können wir Sie mit einer Vorsorgeanalyse oder Pensionsplanung unterstützen. Gerne stehen wir Ihnen für ein unverbindliches Erstgespräch zur Verfügung. Neben den ersten wichtigen Tipps zu Ihrer Situation, können wir Ihnen detailliert aufzeigen, was eine Vorsorgeanalyse oder eine Finanz- und Pensionsplanung beinhaltet und welchen Nutzen Sie daraus ziehen können.