So geht Vorsorge! Schon früh die Weichen richtig stellen
Wenig Verpflichtungen, viel Abenteuerlust: Das Leben junger Erwachsener spielt sich im Hier und Jetzt ab. Aber gerade in jungen Jahren ist es ratsam, sich über die Vorsorge zu informieren. Warum? Weil Sie jetzt den Grundstein für Ihre Zukunft legen. Hier gibt es Antworten auf fünf zentrale Fragen.
Frage 1
Meine Pensionierung ist noch weit weg. Warum soll ich jetzt schon anfangen, mich um meine Vorsorge zu kümmern?
Ganz einfach: Die Entscheidungen, die Sie heute treffen, wirken sich massgeblich auf Ihre finanzielle Zukunft aus. Wenn Sie noch studieren, mehrere Arbeitgeber oder wenig Einkommen haben, müssen Sie besonders genau hinschauen. Vielleicht haben Sie nicht jedes Jahr den Mindestbetrag in die AHV (1. Säule) einbezahlt oder verdienen zu wenig, um in die Pensionskasse (2. Säule) einzahlen zu können. Dann kann das später zu tieferen Renten führen und den Lebensstandard einschränken.
Schon in jungen Jahren aktiv werden lohnt sich auch bei der 3. Säule, der privaten Vorsorge. Wenn Sie früh mit dem Einzahlen beginnen, vermehren sich Ihre Vorsorgegelder über die Jahre. In 30 Jahren kann sich das angelegte Geld problemlos verdoppeln. Kommt hinzu: Wenn Sie in die Säule 3a einzahlen, sparen Sie Steuern. Denn die Einzahlungen lassen sich vom steuerbaren Einkommen abziehen.
«Mein Rat: Zahlen Sie auch kleine Beträge in einen Vorsorgefonds ein – Sie werden überrascht sein, was dank Zinseszinseffekt in ein paar Jahren zusammenkommt.»
Tashi Gumbatshang, Leiter Beratungszentrum Vermögen & Vorsorgen bei Raiffeisen Schweiz
Frage 2
Warum ist ein Fonds langfristig besser als das Konto?
Die Zinsen sind derzeit sehr tief. Säule-3a-Konten werfen deshalb kaum Erträge ab. Wer über einen Fonds in Aktien und Obligationen investiert, hat wesentlich höhere Ertragschancen. Der lange Anlagehorizont ist dabei ein entscheidender Vorteil: Sie profitieren vom langfristigen Aufwärtstrend an den Börsen und können kurzfristige Kursschwankungen entspannt aussitzen. Viele junge Erwachsene haben diese Vorteile schon erkannt: Die Studie «Vorsorgebarometer 2022» zeigt, dass die 18- bis 30-Jährigen erstmals mehr Geld in Fonds investiert haben als auf Konten gelegt.
«Wer in einen Vorsorgefonds investieren will, sollte die Beträge übers Jahr verteilen. Mit einem Fondssparplan geht das ganz einfach.»
Tashi Gumbatshang, Leiter Beratungszentrum Vermögen & Vorsorgen bei Raiffeisen Schweiz
Frage 3
Ich kenne mich mit Aktien überhaupt nicht aus. Kann ich trotzdem mit gutem Gewissen in Vorsorgefonds investieren?
Ja. Denn in Vorsorgefonds investieren ist nicht das Gleiche wie selbst Aktien kaufen. Die Detailarbeit machen hier Anlageexpertinnen und -experten. Sie sorgen für die Zusammenstellung der Fonds und legen verschiedene Anlagestrategien fest. Das Spektrum reicht von konservativen Fonds mit einem kleinen Aktienanteil bis zu riskanteren Lösungen für wachstumsorientierte Anleger. Digitale Lösungen machen die Fondswahl besonders leicht. In wenigen Schritten eröffnen Sie Ihre Säule 3a – ganz ohne Papierkram.
Frage 4
Kann ich jederzeit auf meine Vorsorgegelder zugreifen?
Nein. Die Säule 3a ist die sogenannte gebundene Vorsorge. Sie heisst so, weil das Geld grundsätzlich bis fünf Jahre vor der Pensionierung gebunden ist, also nicht bezogen werden kann. Es gibt jedoch Sonderfälle, in denen eine Auszahlung vorzeitig möglich ist:
- wenn Sie auswandern
- wenn Sie sich beruflich selbständig machen
- wenn Sie eine Hypothek zurückzahlen
- wenn Sie für sich ein Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen
«Wenn Sie regelmässig in die 3. Säule einzahlen, schaffen Sie eine solide Basis, um später ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Und das erst noch mit steuerlichen Vorteilen.»
Tashi Gumbatshang, Leiter Beratungszentrum Vermögen & Vorsorgen bei Raiffeisen Schweiz
Frage 5
Alle reden von Inflation. Was hat das mit meiner Vorsorge zu tun?
Die Inflation bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus. Wenn die Preise steigen, sinkt die Kaufkraft des Geldes. Das heisst: Mit dem gleichen Betrag kann man sich weniger kaufen. Für die Vorsorge bedeutet das: Geld, das junge Erwachsene heute ertraglos zur Seite legen, hat bei der Pensionierung einen deutlich geringeren Wert.
Für die AHV hat das weniger gewichtige Folgen, denn hier wird die Inflation ausgeglichen. Bei der beruflichen Vorsorge (2. Säule) kommt es auf die Pensionskasse an – grundsätzlich sind diese nicht verpflichtet, die Inflation auszugleichen. Wenn Sie Ihre eigenen Ersparnisse in der 3. Säule vor Inflation schützen möchten, eignen sich Vorsorgefonds. Bei langem Anlagehorizont hält die erwartete Rendite in der Regel mühelos mit der Teuerung mit.
Tashi Gumbatshang
Leiter Kompetenzzentrum Vermögens- und Vorsorgeberatung Raiffeisen Schweiz
Tashi Gumbatshang leitet das Kompetenzzentrum für Vermögens- und Vorsorgeberatung bei Raiffeisen Schweiz. Er studierte Betriebswirtschaft an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW sowie Arbeits- und Organisationspsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal in Deutschland. Tashi Gumbatshang ist Absolvent der Swiss Banking School und eidg. dipl. Finanz- und Anlageexperte. Im Nebenamt ist er als Dozent für Finanz- und Wirtschaftspsychologie an der Kalaidos Fachhochschule tätig.