Die SNB senkt die Zinsen weiter
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins im Dezember 2024 um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent gesenkt. Unser Chefökonom Fredy Hasenmaile erklärt Ihnen, was der Zinsentscheid für wirtschaftliche Auswirkungen hat und beantwortet die wichtigsten Fragen.
Allgemein und Wirtschaft
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins im Dezember weiter auf 0,5 Prozent gesenkt. Warum?
Die Schweizer Inflation ist wieder sehr tief. Zudem planen die Schweizer Unternehmen auch für die kommenden Monate keine nennenswerten Preisanhebungen. Der Preistrend fällt damit weiterhin schwächer als ursprünglich erwartet aus. Gleichzeitig lässt die erhoffte Erholung der Schweizer Industrie wegen des starken Frankens und der schwächelnden Nachfrage, vor allem aus Deutschland, auf sich warten. Deshalb will die SNB den Exporteuren mit niedrigeren Zinsen etwas mehr unter die Arme greifen, indem sie die Refinanzierung für die Unternehmen verbilligt und sich vor allem gegen eine stärkere Aufwertung des Frankens stemmt.
Stehen noch mehr Zinssenkungen bevor?
Das SNB-Leitzinsniveau ist mittlerweile bereits wieder zumindest leicht expansiv. Die Nationalbank bewertet die Abwärtsrisiken für die Inflation und die Konjunktur jedoch weiterhin höher als die Aufwärtsrisiken. Die erneute Aufwertung des Franken in den letzten Monaten hat die Sorgen über negative Auswirkungen auf die Industrie erhöht. Deshalb hält das SNB-Direktorium eine weitere Lockerung für möglich. Da zudem die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt wegen der ausgeprägten Konjunkturschwäche in der Eurozone mehr Signale Richtung schnellerer und weitergehender Zinssenkungen sendet, sehen wir eine gestiegene Wahrscheinlichkeit, dass die Nationalbank auch ihren Leitzins noch weiter Richtung Null senken muss. Dies um den Zinsabstand gegenüber der Eurozone zu wahren und den Aufwertungsdruck auf den Franken in Schach zu halten.
Kehren dann die Negativzinsen nochmals zurück?
Die Negativzinsphase vor dem globalen Inflationsschock ging einher mit einer überaus lockeren Geldpolitik der EZB, mit dem Ziel, die seit der Finanzkrise chronisch niedrige Inflation wieder Richtung Inflationsziel anzuheben. Dies erzeugte einen Daueraufwertungsdruck auf den Franken und zwang die SNB zu Negativzinsen, um die Attraktivität des Franken zu senken. Seitdem hat sich jedoch vor allem der Arbeitsmarkt in der Eurozone nachhaltig erholt. Die Arbeitslosigkeit bleibt in den europäischen Ländern weiterhin sehr tief, womit der inländische Preisdruck nicht wieder gleichermassen stark abfallen dürfte. Dies spricht grundsätzlich gegen allzu aggressive Zinssenkungen der EZB, geschweige denn Negativzinsen. Dafür bräuchte es wohl eine tiefere Rezession. Aktuell bleibt aber zumindest ein verhaltenes Wachstum angezeigt. Nichtsdestotrotz zeigt sich die SNB bereit, ihren Leitzins in einem Negativszenario bei Bedarf auch wieder unter null zu senken.
Hypothekarmarkt
Was bedeutet der Zinsentscheid für die Finanzierungskonditionen?
Mit der vierten Leitzinssenkung in Folge bewegt sich auch der darüber gesteuerte Tagesgeldsatz SARON weiter nach unten. Damit verringert sich der Zinsvorteil der längerfristigen Festhypotheken gegenüber SARON-Hypotheken. Da an den Zinsmärkten aktuell auf Jahressicht ein SNB-Leitzins nahe Null und damit weitere Senkungen eingepreist sind, haben die Finanzierungskonditionen für längerfristige Festhypotheken bereits im Vorfeld des SNB-Entscheids neue zyklische Tiefstwerte erreicht. Damit gibt es, ohne Negativzinsen, am langen Ende nicht mehr viel Abwärtspotenzial. Geht die SNB hingegen weniger weit als erwartet mit den Zinsen nach unten, dürften die Festhypotheken im nächsten Jahr sogar wieder etwas mehr kosten.
Welchen Einfluss hat dies auf die Preise für Wohneigentum?
Das Ende der Negativzinsphase hat in den letzten beiden Jahren die Erschwinglichkeit von Wohneigentum verschlechtert und die Immobiliennachfrage reduziert. Der Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen hat sich damit abgeschwächt. Die zunehmende Knappheit an Wohnraum hat allerdings einen Preisrückgang verhindert. Aktuell lässt sich parallel zu den Zinssenkungen wieder eine Belebung der Nachfrage nach Wohneigentum feststellen. Mit den mittlerweile deutlich günstigeren Finanzierungskonditionen dürfte das Immobilienpreiswachstum auch wieder mehr Fahrt aufnehmen.
Wie sollen sich Kundinnen und Kunden am besten verhalten, wenn deren Zinsbindung in nächster Zeit ausläuft?
Mit einer längeren Zinsbindung fährt man aktuell aufgrund der gestiegenen Zinssenkungserwartungen für die SNB besser als mit einer SARON-Hypothek. Längerfristige Festhypotheken machen derzeit vor allem dann Sinn, wenn man von einer baldigen Konjunkturerholung und einem begrenzten Zinssenkungsbedarf für die Nationalbank und die anderen Notenbanken ausgeht. Auch wenn man eine fixe Kalkulationsgrundlage bevorzugt, bietet sich eine mehrjährige Festhypothek an. Kürzere Laufzeiten sind hingegen vorteilhafter, wenn man von einer ausgeprägten Konjunkturschwäche ausgeht, einhergehend mit nochmals stärker als erwarteten Zinssenkungen. In unserem Basisszenario sehen wir die Finanzierungskosten über die Laufzeiten hinweg allerdings nicht sehr weit voneinander abweichen.
«Die Frankenstärke und die schnelleren Zinssenkungen der EZB fordern mehr SNB-Zinsschritte.»
Fredy Hasenmaile
Chefökonom Raiffeisen Schwiez