Weinhändler Roland Kaufmann tätigt rund 10 bis 15 Prozent seiner Ausgaben in Euro. Den damit einhergehenden Wechselkursrisiken begegnet er mit zwei einfachen Mitteln: Er kalkuliert grosszügig und wechselt regelmässig kleinere Beträge, damit sich Schwankungen übers Jahr ausgleichen. Er erklärt, wieso sich diese Strategie lohnt.
Hoher Aufwand bei Auslandszahlungen
Um seine Lieferanten zu bezahlen, braucht Roland Kaufmann neben Schweizer Franken auch Euro. Denn der Weinspezialist und Spirituosenhändler kauft seine edlen Tropfen auch im Ausland ein – das betrifft etwa 10 bis 15 Prozent seiner Ausgaben. Lange nutzte er für Devisengeschäfte die Online-Dienste eines Anbieters von Auslandüberweisungen.
Kaufmann profitierte zwar von attraktiven Konditionen, war aber mit der Abwicklung nicht wirklich zufrieden: «Ich hatte einerseits mein mit der Buchhaltung verknüpftes Frankenkonto, dann andererseits den Account beim Online-Broker. Dort musste ich ausländische Empfänger und Zahlungen in Euro separat erfassen, liess mir einen Kursvorschlag geben und bezahlte anschliessend die Rechnung. Das alles musste ich dann wiederum manuell in meine Buchhaltung übertragen.»
Fremdwährungskonto spart Arbeitsschritte
Um den Wechsel-, Überweisungs- und Verbuchungsprozess zu vereinfachen, eröffnete er ein Fremdwährungskonto in Euro bei seiner Raiffeisenbank und bezahlt die ausländischen Rechnungen seither bequem im Raiffeisen E-Banking. Das spare ihm nicht nur Arbeitsschritte bei Euro-Überweisungen, sondern vereinfache die gesamte Zusammenarbeit mit der Bank. «Je mehr Bankprodukte ich von Raiffeisen beziehe, desto besser ist der Überblick der Bank über meine finanzielle Situation – entsprechend gut und ganzheitlich werde ich beraten.»
Mit Sicherheitsmargen kalkulieren
Doch die effizienteren Prozesse für die Devisentransaktionen schützen den Unternehmer noch nicht vor Wechselkursrisiken. Denn bei einem fixen Verkaufspreis können schon kleine Schwankungen des Eurokurses zu spürbaren Auswirkungen auf die Marge führen.
«Wenn ich grosszügig kalkuliere, muss ich nicht jede Wechselkursverschlechterung gleich an meine Kunden weitergeben.»
Roland Kaufmann, Inhaber Kaufmann Wine & Drinks AG
Vor unliebsamen Budget-Abweichungen schützt sich Roland Kaufmann mit einer grosszügigen Kalkulation. «Ich kalkuliere meine Verkaufspreise aktuell mit einem Eurokurs von 1,00 Franken und habe damit ein Sicherheitspolster von mehr als 5 Rappen», sagt er. Damit ist er auf der sicheren Seite und profitiert bei einem noch stärkeren Franken von höheren Gewinnmargen auf seinen Verkäufen. «Zudem kann ich so auf lange Sicht auch grosszügiger gegenüber meinen Kunden sein – ich muss nicht jede Wechselkursverschlechterung gleich an sie weitergeben.»
Kleine Spot- statt grosse Termingeschäfte
Auf weitere Absicherungsmassnahmen wie beispielsweise Termingeschäfte verzichtet das Unternehmen bewusst – primär, weil bei Kaufmann Wine & Drinks über das ganze Jahr verteilt regelmässig kleinere Ausgaben anfallen. Roland Kaufmann kauft immer dann Euro, wenn er sie gerade zur Zahlung einer Rechnung braucht, in der Regel zwischen 10'000 und 50'000 Euro. «So schone ich meine Liquidität, denn ich binde keine grösseren Beträge auf meinem Eurokonto. Zudem gleichen sich die Kursschwankungen übers Jahr hinweg in der Regel mehr oder weniger aus.»
«Beim aktuellen Fremdwährungs-Exposure fährt Kaufmann Wine & Drinks mit der Kombination aus Sicherheitsmarge und regelmässigen Spot-Geschäften am besten.»
Oliver Degen, Firmenkundenberater, Raiffeisenbank Leimental
«Das ist für das Unternehmen sicher die richtige Strategie», bestätigt Oliver Degen, Firmenkundenberater bei der Raiffeisenbank Leimental. Sollte sich der Anteil der Fremdwährungen an den Gesamtkosten massiv erhöhen oder zusätzliche Risikofaktoren hinzukommen, wäre allenfalls eine Überprüfung der Strategie angebracht. «Aber in der aktuellen Situation fährt Kaufmann Wine & Drinks mit der Kombination aus Sicherheitsmarge und regelmässigen Spot-Geschäften am besten.»
Attraktive Konditionen für KMU
Wenn gerade wieder eine Zahlung in Euro anstehe, schaue er schon ein paar Mal ins E-Banking, um einen möglichst guten Zeitpunkt für den Devisenkauf zu finden, sagt Roland Kaufmann. «Aber ein ‘Junkie’ in Sachen Wechselkurse bin ich nicht.» Fast wichtiger als das Auf und Ab von Euro und Franken sind dem Unternehmer die Bankkonditionen für die Devisengeschäfte. «Und die sind bei meiner Raiffeisenbank konkurrenzfähig. Insbesondere auch für ein KMU wie unseres, das mit eher kleinen Beträgen operiert.»
Die Kaufmann Wine & Drinks AG ist Spezialistin für Weine und Spirituosen. Sie beliefert hauptsächlich Gastrobetriebe, verkauft aber in etwas kleinerem Rahmen auch an Privatkunden. Das Familienunternehmen wurde 1968 als Mineralwasserhandel gegründet. Diesen Geschäftszweig hat der heutige Inhaber Roland Kaufmann mittlerweile verkauft und konzentriert sich seit rund 20 Jahren auf edle Tropfen aus der Schweiz und Europa. Der Betrieb in Bättwil, Kanton Solothurn, hat 15 Mitarbeitende.