Industrierezession drückt auf Beschäftigung

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Die anhaltend schwache Industriekonjunktur hinterlässt Spuren in der Beschäftigung. Der Raiffeisen KMU PMI verringerte sich im Januar entsprechend von 45.4 auf 44.6 Punkte. Die Einschätzung zur Auftragslage und zur Produktion fiel zwar etwas besser aus als im Vormonat, blieb insgesamt jedoch negativ.
 

Der Raiffeisen KMU PMI für Januar zeigt eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage kleiner und mittlerer Industrieunternehmen in der Schweiz. Der Einkaufsmanagerindex sank auf 44.6 Punkte, nach 45.4 Punkten im Dezember und signalisiert damit weiterhin eine rückläufige Geschäftstätigkeit. Alle fünf Komponenten blieben unter der Wachstumsschwelle von 50. Die Auftragskomponente (44.4 nach 43.3) fiel zwar etwas weniger negativ aus als zum Jahresende, ebenso wie die Einschätzung zum Produktionsvolumen (45.5 nach 44.5). Aufgrund des deutlichen Rückgangs der Komponenten zur Beschäftigung (41.1 nach 45.8) und zum Einkaufslager (42.6 nach 47.4) nahm der Gesamtindex dennoch leicht ab. Die beiden letzten Komponenten liegen damit nun weit unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.

links: Raiffeisen KMU PMI Januar 2025 / Mitte und rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten (I)

 

 

Beschäftigung unter Druck – Kurzarbeit nimmt zu

Der PMI von procure.ch, der im Gegensatz zum Raiffeisen KMU PMI eher die Geschäftslage von Grossunternehmen abbildet, verzeichnete in den letzten Monaten ebenfalls einen Rückgang der Beschäftigungskomponente. Diese lag zum Jahreswechsel nach wie vor unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der KMU PMI von Raiffeisen zeigt nun, dass sich die Beschäftigungsentwicklung seit Anfang Jahr eher noch verschlechtert hat. Dies deckt sich mit den aktuellen Meldungen des Staatsekretariats für Wirtschaft, wonach die Zahl der Kurzarbeitsanträge jüngst deutlich zugenommen hat. Der Anstieg der Voranmeldungen ist jedoch hauptsächlich auf die Uhrenindustrie und die MEM-Branche zurückzuführen. In Deutschland, wo die Kurzarbeit im vierten Quartal des letzten Jahres stark zugenommen hat, sind mehr Branchen betroffen, z.B. auch der Automobilsektor. Aber auch hier ist die MEM-Industrie besonders unter Druck. Insgesamt liegen die Kurzarbeitszahlen in beiden Ländern jedoch noch weit unter dem Niveau früherer Industrierezessionen.  Während der Krise von 2009 waren in der Schweiz zum Beispiel zeitweise über 90'000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Das aktuelle Niveau liegt bei etwas mehr als 10'000, wenn man davon ausgeht, dass wie bisher etwa die Hälfte der laufenden Anträge bewilligt wird. Dies ist vergleichbar mit den frühen 2010er-Jahren, als die Nachfrage aus Europa aufgrund der Staatsschuldenkrise ebenfalls besonders schwach ausfiel.

 

Unsicherheiten bleiben gross

Das Risiko einer weiteren Abkühlung am Arbeitsmarkt bleibt jedoch bestehen. Die Einkaufsmanagerindizes für die ausländische Industrie haben sich mit der Ausnahme von China im Januar zwar leicht verbessert. Allerdings notiert die Mehrheit der PMIs weiter deutlich unter der 50-Punkte-Marke, insbesondere in der Eurozone, was auf eine unverändert fragile Industriekonjunktur hinweist. Zudem bleibt die Unsicherheit über die weitere Handelspolitik der USA ein Belastungsfaktor. Derzeit sind vor allem Mexiko und Kanada im Visier von US-Präsident Trump. Mögliche Zölle auf Importe aus Europa sind aber noch lange nicht vom Tisch. Dies sorgt für Ungewissheit und dürfte die Zurückhaltung der europäischen und Schweizer Industrie zusätzlich erhöhen, selbst wenn es letztendlich nicht zu wesentlichen Zollerhöhungen kommt.

 

Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)

 Jan 25Dez 24Nov 24Okt 24Sep 24
Gesamtindex

44,6

45,4

50,1

51,947,2
Auftragsbestand

44,4

43,3

52,2

54,148,4
Produktion

45,5

44,5

50,3

53,246,8
Beschäftigung

41,1

45,8

50,2

50,048,0
Lieferfristen

49,5

49,3

43,8

50,645,5
Einkaufslager

42,6

47,4

52,8

48,045,2

50 = Wachstumsschwelle

Domagoj Arapovic, Senior Economist Raiffeisen Schweiz
Domagoj Arapovic, Senior Economist Raiffeisen Schweiz

Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.

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