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Die SNB senkt nochmals

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins per 21. März 2025 um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 0,25% gesenkt. Unser Chefökonom Fredy Hasenmaile erklärt, was der Entscheid für wirtschaftliche Auswirkungen hat, und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Allgemein und Wirtschaft

Warum hat die SNB ihren Leitzins nochmals gesenkt?

Der Leitzins war zwar bereits zuvor tief. Allerdings ist auch die Schweizer Inflation mittlerweile wieder auf ein sehr tiefes Niveau gefallen. Und die zum Jahresbeginn gesunkenen Stromtarife sowie die Senkung des Mietreferenzzinssatzes Anfang März dämpfen die Inflation in diesem Jahr weiter. Zudem überwiegen die Abwärtsrisiken für die Konjunktur aufgrund der anhaltenden europäischen Industrieflaute und der erratischen US-Handelspolitik. Dies könnte die Preisentwicklung zusätzlich bremsen. Damit die Inflation auch mittelfristig im SNB-Zielband von 0% bis 2% bleibt, hat sich die Nationalbank entschieden, vorsorglich die monetären Bedingungen noch weiter zu lockern.

 

War dies nun die letzte Zinssenkung?

Die SNB hat mit frühzeitigen Zinssenkungen vorgelegt. Das Leitzinsniveau befindet sich bereits wieder nahe null. Die letzten Inflationszahlen sind ebenfalls nicht tiefer als von der Nationalbank erwartet ausgefallen. Und der Franken hat sich zuletzt, ungeachtet der hohen politischen Unsicherheiten, etwas abgeschwächt. Damit besteht nicht unbedingt noch zusätzlicher Handlungsbedarf. Allerdings könnte die Europäische Zentralbank (EZB) wegen der labilen Konjunktur in der Eurozone die Leitzinsen zur Stützung der Wirtschaft stärker herabnehmen als derzeit erwartet. Dies würde den Zinsabstand zur Schweiz verringern und den Franken wieder relativ attraktiver machen. Um dem entgegenzuwirken, halten wir einen nochmals tieferen SNB-Leitzins in diesem Jahr weiterhin für möglich.

 

Kehren die Negativzinsen wieder zurück?

Keiner mag Negativzinsen, auch die SNB nicht. Die Direktoriumsmitglieder zeigen sich aber grundsätzlich bereit, bei Bedarf erneut auf das Instrument zurückzugreifen. Die Negativzinsphase vor der Pandemie ging einher mit einer ultra-lockeren Geldpolitik der EZB. Dadurch löste sich der Zinsabstand zur Schweiz auf, was einen «Daueraufwertungsdruck» auf die Schweizer Währung bedeutete. Dem musste die Nationalbank mit nochmals tieferen Negativzinsen begegnen. Im Nachhinein hat die EZB in der Summe negative Effekte ihrer Negativzinspolitik festgestellt und dürfte das Experiment eher nicht wiederholen. Zinssenkungen Richtung null erscheinen aber auch in der Eurozone im Falle einer tieferen Rezession jederzeit möglich. Um den Zinsabstand zu wahren, und einen Aufwertungsschock beim Franken zu verhindern, kann man deshalb für die Zukunft vorübergehend negative Zinsen in der Schweiz nicht ausschliessen.

Hypothekarmarkt

Was bedeutet der Zinsentscheid für die Hypothekarzinsen?

Mit der erneuten Leitzinssenkung sinkt entsprechend auch der darüber gesteuerte Tagesgeldsatz SARON. Damit werden SARON-Hypotheken schliesslich wieder günstiger als die meisten Festhypotheken. Da an den Zinsmärkten bereits seit einiger Zeit ein finaler SNB-Leitzins nahe Null vorweggenommen wird, haben die Finanzierungskonditionen für längerfristige Festhypotheken bereits Ende letzten Jahres neue zyklische Tiefstwerte erreicht. Damit dürfte es, ohne Negativzinsen, am langen Ende nicht mehr viel Abwärtspotenzial geben. Und beendet die SNB ihren Lockerungszyklus beim aktuellen Niveau, könnten die Festhypotheken im späteren Jahresverlauf sogar wieder etwas mehr kosten.

 

Welchen Einfluss hat die Senkung auf den Wohnimmobilienmarkt?

Mit der jüngsten Senkung der Leitzinsen und den in den letzten Wochen gestiegenen Kapitalmarktzinsen ist die zuvor sehr flache Zinskurve etwas steiler geworden. Tiefer am kurzen Ende und höher am langen Ende. Insgesamt verändert sich durch diese Drehung der Zinskurve vorderhand nur wenig an den Finanzierungsbedingungen für Wohneigentum. Das mittlerweile erreichte tiefe Zinsniveau hat die Zuversicht auf Käuferseite zurückgebracht und wir beobachten eine Belebung der Nachfrage nach Wohneigentum. Mit den erneut tiefen Finanzierungskonditionen dürfte das Immobilienpreiswachstum entsprechend ebenfalls wieder mehr Fahrt aufnehmen.

 

Welche Zinsbindung bietet sich bei der Verlängerung oder Neuaufnahme einer Hypothek an?

Der Zinsvorteil von Festhypotheken gegenüber SARON-Finanzierungen hat sich mit den letzten SNB-Senkungen wieder aufgelöst. Längerfristige Festhypotheken machen aber weiterhin Sinn, wenn man von einer fortlaufenden Konjunkturerholung und keinem zusätzlichen Zinssenkungsbedarf der Nationalbank und der anderen grossen Notenbanken ausgeht. Vor allem wenn man eine fixe Kalkulationsgrundlage bevorzugt, bietet sich eine mehrjährige Festhypothek an. Kürzere Laufzeiten sind hingegen vorteilhafter, wenn man von einer anhaltenden oder nochmals ausgeprägteren Konjunkturschwäche ausgeht, einhergehend mit weiteren Zinssenkungen. In unserem Basisszenario sehen wir die Finanzierungskosten über die Laufzeiten hinweg allerdings nicht sehr weit voneinander abweichen.

Chefökonom Raiffeisen Schweiz
«Die SNB ist mittlerweile sehr weit fortgeschritten»

Fredy Hasenmaile

Chefökonom Raiffeisen Schweiz

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