Die Schweizer Architekturpreise: Der beste Umbau 2024
Der Architekturpreis «Der beste Umbau» liefert Anschauungsbeispiele und Inspirationen und zeigt die hohe Qualität, mit der in der Schweiz umgebaut und renoviert wird. Vergeben werden ein Jurypreis sowie ein Publikumspreis.
Raiffeisen ist Hauptsponsorin der Architekturpreise, um Eigenheimbesitzerinnen und Eigenheimbesitzer – und solche, die es noch werden wollen – zu unterstützen, ihr Zuhause attraktiv zu gestalten. Auch bei der 10. Edition würdigen «Die Schweizer Architekturpreise 2024», die von den Zeitschriften Das Ideale Heim und Umbauen+Renovieren ausgelobt werden, herausragende Leistungen in der Architektur und im Bauwesen und fördern damit das Bewusstsein für Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation in der Branche. Gesucht werden zum grossen Jubiläum «Der beste Umbau 2024» und «Der beste Neubau 2024» der Schweiz.
Das Mehrfamilienhaus aus den 1950er-Jahren mit vier Mietwohnungen, bestehend aus zwei Geschoss- und zwei Maisonettewohnungen, wurde umfassend saniert. Die räumlich engen Grundrisse wurden durch einen grosszügigen Eingangsraum mit Garderobe und Bad sowie einer offenen Küche im Wohnraum aufgeweitet. Wesentlich zur neuen Offenheit tragen die zu raumhohen Verglasungen erweiterten Fenster bei. Der Wohnraum der Maisonettewohnung verbindet sich über einen Luftraum in die Galerie des Dachraumes. Ein neuer gartenseitiger Balkonvorbau in Stahl ergänzt das kompakte Volumen. Die energetisch sanierte Gebäudehülle wurde aussen gedämmt und mit Wellplatten über beide Vollgeschosse verkleidet. Das Dachgeschoss setzt sich als Haube bewusst in Blech ab.
Die alte Scheune wurde seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr genutzt. Nach einer Analyse des Bestandes schien der Einbau einer Cluster-Typologie naheliegend, da sie es ermöglicht, ohne grosse Strukturveränderung ein für Tiere und Heu gebautes Gebäude in einen Wohnraum für Menschen umzuwandeln. Mehrere private Wohneinheiten gruppieren sich um Gemeinschaftsräume, die unmittelbar an die Wohneinheiten anschliessen und zugleich der inneren Erschliessung dienen. Die Architekten haben nicht nur die Räume entworfen, sondern auch daran gearbeitet, dass sich eine Bewohnergruppe bildet. Das Gebäude behält seinen Scheunencharakter bei, fügt sich gut in das Dorf ein und steht gleichzeitig zu seiner Modernität, mit grossen Öffnungen, die seine Räumlichkeit von aussen sichtbar machen.
3. Projekt: Umbau und Erweiterung zweier Wohnhäuser
Architekten: Biolley Pollini Architectes & M-Ap Architectes
In einem Wohnviertel aus den 1930er Jahren am Fusse des Valency-Parks bot die Bauordnung ausnahmsweise das Recht, zwischen zwei Gebäuden zu bauen. Das Projekt nutzt diese Gelegenheit, um die Parzellen zu verdichten und den Bewohnern mehr Flexibilität zu bieten. Auf der einen Seite gewinnen die drei ursprünglichen Wohnungen jeweils neue Flächen in der Erweiterung, auf der anderen Seite erstreckt sich eine einzigartige Wohnung über vier Etagen, um eine «Co-Parental»-Typologie anzubieten. Diese einzigartige Typologie besteht aus zwei unabhängigen Wohneinheiten, verbunden durch eine «Kinder-Suite», die entweder der einen oder der anderen Wohnung zugeordnet werden kann. Das Material der Fassade zielt darauf ab, die Lesart der ursprünglichen Volumina zu bewahren und gleichzeitig der Erweiterung eine klare Identität zu verleihen.
Die ehemalige Remise war durch eine massive Bruchsteinmauer in einen Nutzbereich mit Stallungen, Kutschenraum und Heuboden und einen Wohnbereich für die Bediensteten unterteilt. Bedingt durch zweiseitige Brandmauern erhielten die Innenräume kaum direktes Tageslicht. Der Eingriff reagiert mit einer offenen Raumkomposition auf die ungünstige Lichtsituation. Zum einen werden die vormals separierten Gebäudeteile mittels einer in die Trennmauer geschnittenen, doppelgeschossigen Kreisöffnung verschränkt. Zudem wird das bestehende Tragsystem von einer in Ortbeton gegossenen Betonstruktur überlagert, die eine Vielzahl situativ geformter Räume entstehen lässt, darunter zwei Atrien, die zenitales Licht bis in die Gartenebene führen.
Die Wohnbaugenossenschaft bainviver-chur realisiert an der Planaterrastrasse 11 ein buntes und gemeinnütziges Wohn-, Arbeits- und Lebensprojekt. Das Gebäude wurde ursprünglich als Schulhaus gebaut und später zum chemischen Labor des Kantons Graubünden umfunktioniert. Die neue Nutzung als genossenschaftliches Mehrwohnungshaus mit gemeinsam nutzbarem Erdgeschoss bedeutet, dass nicht nur die Räume anders genutzt werden, sondern dass vor allem einiges an Technik ausgebaut werden und dann Neues wie Sanitärtechnik eingebaut werden musste. Die störenden Elemente wurden ausgebaut und das neue Wohn- und Raumkonzept auf der Grundstruktur des Gebäudes wieder aufgebaut. Der Aussenbereich wurde umgedacht und es entstand ein neuer Vorgarten, der als Begegnungszone wahrgenommen wird.
Die Umnutzung eines solch grossen Gewerbebaus in ein Wohnhaus ist neu, aber wegweisend für die Schweizer Baukultur. Die mächtigen Pilzstützen des ehemaligen Weinlagers sind die prägnantesten Elemente des Bestandes und bilden den Ausgangspunkt des Entwurfs. Um ihre Wirkung trotz der Kleinteiligkeit der neuen Wohnnutzung erlebbar zu behalten, werden sie in verschiedener Weise freigespielt und in Szene gesetzt. So bilden die Stützen auch den Ausgangspunkt für die innere Organisation des Hauses: Der eigentliche Städtebau ist zwar durch den Bestand gesetzt – doch entsteht entlang der inneren Strassen gewissermassen eine Stadt im Haus. Die erschliessen nicht nur die Treppenhäuser und die gemeinschaftlichen Waschküchen – sie ermöglichen vor allem auch eine Vielfalt an Wohnungstypologien für alle Generationen und Lebensformen.
Die kleine Cabane wurde um 1920 erstellt und seither durch diverse Eigentümer mehrfach umgebaut. Mit dem aktuellen Umbau und einer typologischen Neuformulierung sollte das kleine Haus auf die wesentlichen Elemente zurückgeführt und seine einfache Struktur wieder klar erkennbar gemacht werden. Mit einfachen Eingriffen wurde dem Haus seine ursprüngliche Leichtigkeit zurückgegeben. Im Innern wurde die untypische und überdimensionierte Wendeltreppe entfernt. Der Dachboden und eine Vielzahl der Deckenbalken wurden ebenfalls entfernt, um dem Raum mehr Höhe bis unter das Dach geben zu können. Einzig über der Veranda bleibt ein Podest erhalten, das über Tritte im gekachelten Cheminée erreicht werden kann. Mit dem Künstler Noel Fischer wurden kiemenartige weisse Kacheln produziert, welche die warme Kaminluft in den Raum entweichen lassen.
Das Musikstudio wurde 1997 im Garten eines über hundertjährigen Wohnhauses in Stein am Rhein gebaut. Es besteht aus zwei Räumen. Instrumentale und elektronische Musik waren getrennt. Später wurde eine Küche ergänzt. Das zusätzliche Zimmer spannt zusammen mit dem bestehenden Bau einen Freiraum auf. Damit wird in der bestehenden Gartenanlage ein innerer, geschützter Bereich geschaffen. Verstärkt wird dieser Freiraum durch die Pergola, die ein demontierbares Regen- und Sonnendach aufnehmen kann. Der neu geschaffene Bereich vordoppelt die Wohnfläche ins Freie, Aussen und Innen verschmelzen, Rundgänge entstehen. Der Anbau mit gespiegelter Dachform und der ergänzenden Pergola vervollständigt das ehemalige Musikstudio mit flach geneigtem Pultdach zu einem Haus mit einem Giebel.
Nachdem die als «betreutes Seniorenwohnen» betriebene Siedlung das Ende ihres ersten Sanierungszyklus erreicht hatte, sollten die Häuser – weg von Kleinst-Einheiten – einer familiengerechten Wohn-nutzung zugeführt werden. Die zwei kongruenten Häuser sind kamm-artig in die Tiefe organisiert und bestehen aus je einem Kopfbau mit dahinterliegendem Laubengangtypus. Statt eines Komplett-Ersatzes wurde mit dem Ziel eines ressourcen- und energieschonenden Um-gangs mit bestehender Bausubstanz sowie des Erhalts des Baum-bestandes die Grundstruktur erhalten und eine neue Anordnung mit Geschosswohnungen und Reihenhäusern konzipiert.
Das kleine ehemalige Fischerhaus befand sich auf einer schmalen Parzelle in einer Zone für fünf Vollgeschosse. Die Eigentümerin wünschte sich eine Aufstockung für den Eigenbedarf mit lichtdurchfluteten Räumen und offenen Raumverbindungen im Innern wie auch nach aussen. Hierfür wird das alte Giebeldach abgebrochen und ein dreigeschossiger, leichter Holzbau auf der alten massiven Brandmauer aufgebaut. Aufgrund der gegebenen schmalen Parzelle wird die Grosszügigkeit und Raumverbindung in der Vertikalen gesucht. Der Entwurf basiert auf zwei doppelgeschossigen Räumen, einer zur Strasse und einer zum Hof, die zueinander versetzt stehen. Als Raumtrenner dient im 3. Obergeschoss eine Nasszelle und eine Treppe auf die Dachterrasse quer zu den Brandwänden.