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Archithema: Jäger und Sammler

Basislager oder Gipfelglück? Diese Frage stellt sich, wer die Hasenberg Lodge für eine ruhige Auszeit mieten will. Ein Umbauprojekt der besonderen Art.

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Ein Beitrag von metermagazin.com für Raiffeisen. Autorin: Anita Simeon Lutz, Fotografie: Bruno Augsburger Fotoarbeiten.

Michelle Corrodi und Roger Zogg haben die Hasenberg Lodge nach ihren Wünschen umgebaut und eingerichtet.

Hoch oben über dem Walensee wohnt ein Jäger. Der Jäger ist auch Architekt und hat sich daher in den frühen 90er Jahren – inspiriert vom damals angesagten amerikanischen Meister Richard Meier – einen Hochsitz gebaut. Das gebogene Panoramafenster eröffnet den Blick zum See bis hinauf zu den Spitzen der Churfirsten, deren Erkundung des Jägers Lieblingsbeschäftigung ist. Oder wenigstens die eine. Eine zweite ist das Sammeln. Auf Tutti, Ricardo und Co. ersteigert er die unterschiedlichsten Möbeltrouvaillen – vom klassischen Le Corbusier Sessel bis zur Glasleuchte im Stil des Brutalismus. Er hat ein gutes Händchen dafür – auch dank seiner Partnerin, die ebenfalls Architektin ist und sich mit Wohnkonzepten, Interiorgestaltung und -möblierung bestens auskennt, war sie doch jahrelang Forscherin am ETH Wohnforum bei Professor Dietmar Eberle. Die Rede ist von Michelle Corrodi und Roger Zogg, die zusammen das Elternhaus des Jägers umgebaut haben und nun für Leute, die für ein Wochenende oder auch länger zur Ruhe kommen wollen, zur Verfügung stellen. 

«Wir mussten uns das Haus zuerst aneignen», erzählt Michelle. «Es waren nicht nur schöne Erinnerungen, die Roger mit dem Haus verband und die Qualitäten der Architektur waren nicht auf den ersten Blick erkennbar.» Das hatte jedoch auch mit der in die Zeit gekommene Möblierung zu tun und mit den Verunklärungen, die im Laufe der Zeit dazu gekommen waren. In den 80er-Jahren hatte man zum Beispiel im Untergeschoss einen Wintergarten an die Fassade angehängt, sodass man im Innenraum auf einmal an eine Hausfassade stiess. «Rein thematisch hätte dies auch einen besonderen Reiz haben können, aber der Wintergarten war unklimatisiert und einfach an die Fassade geklebt», meint Michelle. So entschieden sie sich, den Wintergarten zu eliminieren, den Raum im Untergeschoss aber trotzdem talabwärts etwas zu erweitern und dementsprechend zu klimatisieren.

 

Basislager mit Loftcharakter

Heute kommt das «Basislager», wie die Besitzer das Untergeschoss neu getauft haben, als Loft daher, der dank der räumlichen Erweiterung doch noch einen dieser wunderbaren Blicke auf den See erhascht. Der Loftcharakter wird dank dem Einbau einer Bulthaup b2 Werkbank noch verstärkt. Der hangseitige Bereich, der mit einem ausziehbaren Sofa bestückt ist, kann mit einem verdunkelnden Vorhang vom Rest des Lofts abgetrennt werden, was zum Grundangebot eines Schlafraums mit Bad und Dusche noch ein zusätzliches Zimmer ergibt, sodass das Basislager bei Vollbesetzung von vier Leuten bewohnt werden kann. Ein besonderes Bijou des Basislagers ist die rundum mit Seekiefer-Mehrschichtplatten ausgekleidete Schreibstube mit Blick in die Hortensien.

Der Entscheid, das Haus in zwei Wohnungen aufzuteilen hat auch mit der anfangs angesprochenen Aneignung des Hauses zu tun. «Bei der Recherche sind wir auf den Architekten des Hauses gestossen, Willi E. Christen, der unter anderem am Luziensteig Mehrzweckhallen für den Waffenplatz konzipiert hatte. Die einfache Bauweise dieser landwirtschaftlich anmutenden Bauten wurde auch beim Wohnbau eingesetzt. «Seinen Entwürfen liegt eine sehr strukturelle Denkweise zugrunde und dieses Wissen half uns, das Haus als reine Bausubstanz zu erkennen und ergab die Freiheit, im Grundriss zu experimentieren», meint Michelle. Der Befreiungsschlag kam mit einer 90 Grad-Drehung der Treppe. «Früher hatte die Treppe nach unten ihren Anritt vom heutigen Wohnzimmer aus», erzählt Roger. Dank der Drehung kann die obere Wohnung nun gegen den Eingang hin abgeschlossen werden und so entstehen zwei unabhängige Wohn-Einheiten, die aber im Angebot auch zusammen gemietet werden können. Die Abspitzung der Treppe hat Roger jedoch viel Schweiss gekostet. «Die haben damals die Treppe in einem Block gegossen», meint er seufzend. Überhaupt haben Michelle und Roger sehr vieles selbst gemacht. «Wir haben viel Zeit und Herzblut in das Projekt reingesteckt», meinen sie unisono. Und natürlich hat es auch immer wieder intensive Diskussionen dabei gegeben. Denn obwohl beide Architekten sind, ticken sie ganz unterschiedlich. Michelle geht beim Entwurf eher strategisch vor. Bei ihr muss zuerst ein Konzept vorliegen, bevor Hand angelegt wird. Roger hingegen macht seine Entscheidungen eher vom Bauch heraus. Es muss die Situation zuerst sehen und dann weiss er zum Beispiel, welches Möbel da am besten hinpassen würde.

 

Konzept des Boutique Hideaways

Die beiden haben das Elternhaus von Roger, das übrigens ursprünglich anno 1971 gebaut wurde, so umgebaut und eingerichtet, wie sie es für sich selbst gerne hätten. «Wenn wir nach getaner Arbeit im Wohnraum des Gipfelglücks sassen und uns noch ein gutes Glas Wein genehmigten, da hatten wir schon manchmal Lust, das Haus gar nicht erst zu vermieten. Mit dem Konzept des Boutique Hideaways konnten wir dem Umbau aber bis ins letzte Detail unseren Stempel aufdrücken», meint Michelle. Und so ist das Haus zu einem Gesamtkunstwerk geworden. Vor allem in der oberen Wohnung, die auf den Namen «Gipfelglück» hört, gehen Einrichtung, Architektur und Innenarchitektur Hand in Hand. Der Hauptraum ist das Wohnzimmer mit den grossen Fenstern, die von den Architekten mit einem tiefen Regalmöbel gerahmt wurden, was den Ausblick wie durch ein Fernrohr noch mehr fokussiert. Die Fensterlaibung kann auch als Sitzbank genutzt werden. Der Durchgang zur Küche wurde wieder geöffnet und das Trennelement zwischen Küche und Wohnraum bekommt nun wieder seine ursprünglich angedachte Funktion als Barmöbel. Das ganze Haus hat ein stimmiges Farbkonzept erhalten, das aus der Polychromie der 50er Jahre schöpft. Vor allem in den Schlafzimmern kommt dieses zum Tragen, da hier auch dunkle Farbtöne wie zum Beispiel ein tiefes Dunkelblau eingesetzt wurden. Aber auch sanftere Töne wie zum Beispiel ein Hellblau für die Decke der Küche oder ein sanftes Grau für das Schlafzimmer des Basislagers kommen zum Einsatz. Immer passend dazu wurden auch die Vorhänge in einem edlen Lodenstoff ausgewählt. Basislager wie Gipfelglück strahlen eine besondere Harmonie aus, in der man sich sofort super wohl fühlt und am liebsten für immer bleiben würde.

Entstehung des Gourmetlabel «Wilde 13»

Und dann ist da noch eine Geschichte: Vor vier Jahren kam der Jäger mit ganz viel Beute nach Hause. Zuviel, um es an Verwandte, Bekannte und die üblichen Verteilkanäle weiterzugeben. Daraus entstand 2017 kurzerhand das Gourmetlabel «Wilde 13», nach Rogers Lieblingsgeschichte aus Kindertagen benannt. Unter dem Label vertreiben Roger und Michelle nun die herrlichsten Würste, Trockenfleisch, Salamis und Fleischkäse. Zu ihren exklusiven Abnehmern gehören auch Sven Wassmer, Andreas Caminada und Silvio Germann. Mit letzterem vom Restaurant Igniv in Bad Ragaz wollen Michelle und Roger ein Abendessen-Delivery in ihrer Hasenberg-Lodge aufbauen. Und Roger bietet den Gästen an, mit ihm auf die Jagd zu gehen. Im österreichischen Grosswalsertal hat er ein Revier pachten können, sodass die Jagd für ihn (fast) das ganze Jahr geöffnet ist. «Wer stundenlang still die Natur beobachtet, klärt seine Gedanken. Das schafft Abstand und rückt die Welt wieder gerade.» Und das haben wir doch alle nötig. Vor allem in dieser verrückten Corona-Zeit.

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