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Wohnraumnutzung aus individueller Sicht

In der Schweiz besteht eine Diskrepanz zwischen dem vorhandenen Wohnraum und den Wünschen der Bewohnenden. Ältere Menschen bevorzugen es, am selben Ort zu altern, während Jüngere mehr Platz suchen. Die Bereitschaft, Wohnraum zu verändern oder freizugeben, nimmt mit dem Alter ab, und die Kompromissbereitschaft bei Umzügen ist begrenzt. Lesen Sie hier Erkenntnisse der soeben erschienenen Studie.

Erkenntnis #1

Umzugsbereitschaft sinkt mit zunehmender Zimmeranzahl. 

Gemäss den befragten Personen scheint ein Überschuss von zwei Zimmern, also zwei Zimmer mehr als Personen im Haushalt, die ideale Wohnungs-/Hausgrösse. Die Umzugsbereitschaft und damit wohl auch der Umzugsdruck sinkt mit zunehmendem Zimmerüberschuss. Die Ursache für einen Umzugsdruck liegt somit eher in zu kleinen Wohnungen als in zu grossen.

 

Erkenntnis #2

Weniger Kompromissbereitschaft bei «Empty Nester». 

32 Prozent aller Befragten möchten nicht von ihrer Preisvorstellung abweichen. Das heisst, sie möchten nicht mehr an monatlichen Wohnkosten bezahlen, wie sie bei der Wunschvorstellung geäussert haben. Wiederum nimmt die Kompromissbereitschaft mit zunehmendem Alter ab: Die «Empty Nester» (Paare, deren Kinder ausgezogen sind) weisen mit 48 Prozent die geringste Kompromissbereitschaft auf. 

 

Erkenntnis #3

Geringer Umzugsdruck bei zu grossen Wohnungen.

Neben dem tiefen Umzugsdruck ist auch wenig sozialer Druck vorhanden. Nur jede dritte befragte Person findet, dass ältere Paare oder Alleinstehende in zu grossen Wohnungen ihren Wohnraum für jüngere Familien freigeben sollen. Zudem verhindern bei Personen, die eigentlich bereit wären in eine kleinere Wohnung zu ziehen, finanzielle Anreize einen Umzug. Die Neumiete für kleinere Wohnungen ist beispielsweise oftmals teurer als die Bestandsmiete der grösseren Wohnung, die man bereits seit längerer Zeit bewohnt.

 

Erkenntnis #4

Eine Verkleinerung des Wohnraums ist für 70 Prozent der Befragten keine Option.

Rund jede/r zweite Befragte zeigt keine Bereitschaft sowohl zum Umzug als auch zur Verkleinerung des Wohnraums. Nur 11 Prozent streben ein Downsizing an. Auch wenn die Bereitschaft allgemein als gering eingestuft werden kann, so erhöht sie sich mit zunehmendem Alter.

 

Erkenntnis #5

Downsizing fordert viele Voraussetzungen.

Mehr als zwei Drittel der Befragten würden ein Downsizing (Verkleinerung des Wohnraums) nur in Betracht ziehen, wenn die Wohnung günstiger ist, an einer ruhigeren Lage liegt, gute Verkehrserschliessungen oder einen besseren Ausbaustandard hat.

Fredy Hasenmaile
«Gerade Empty Nester leben häufig in für ihre Bedürfnisse zu grossen Wohnungen und Häusern und hätten damit das grösste Verkleinerungspotenzial. Der Umzugsdruck ist jedoch gerade für diese Gruppe sehr tief. Mit Blick auf ökologische und soziale Gesichtspunkte braucht es neue Anreize, um ein Downsizing attraktiver zu machen. »

Fredy Hasenmaile

Chefökonom Raiffeisen Schweiz

Zusammenfassung

Was brauchen bzw. wünschen sich Herr und Frau Schweizer wirklich?

Nachfolgend sind die wichtigsten Punkte der Studie zusammengefasst:

  • Viele Nutzungsmöglichkeiten sollten sich in den eigenen Räumlichkeiten befinden. Ein externes Büro ist beispielsweise nicht gleich attraktiv wie ein Büro in den eigenen vier Wänden.
  • Bezüglich des Preises besteht wenig Handlungsspielraum. Die Anzahl Räume sind ebenso wichtig, könnten aber gegebenenfalls durch neue Nutzungsvarianten angereichert werden. Höhere Flexibilität der Jüngeren bietet hierfür eine Chance.
  • Die Kombination von Umzugsbereitschaft und Verkleinerung ist besonders herausfordernd. Es sind zwei Veränderungen auf einmal. Bei den Eigentümern/-innen kommt erschwerend noch eine dritte Veränderung dazu: der aufwendige Verkaufsprozess.

Zur Studie

Studie «Wohnraumnutzung aus individueller Sicht»

Die vorliegende Studie untersucht die Treiber der Umzugsbereiten (Wunsch nach mehr Wohnraum) sowie die Kompromissbereitschaft (Flexibilität) bei der Suche nach einem neuen Zuhause. Im Weiteren ist das Ziel, ein besseres Verständnis über die potenzielle Freisetzung von Wohnraum bei den Nicht-Umzugsbereiten (z.B. Downsizing) zu schaffen. Die umfangreiche Studie wurde von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), dem Hauseigentümerverband Schweiz, der Fédération Romande Immobilière und Raiffeisen Schweiz durchgeführt.

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