Die Geschäftslage der Industrie-KMU hat sich zuletzt verschlechtert. Der drohende Handelskrieg beeinträchtigt die Planungssicherheit, weshalb viele KMU ihre Investitionspläne zurückfahren oder verschieben. Auch die ausschliesslich im Inland tätigen Betriebe zeigen eine gewisse Verunsicherung.
Die Geschäftslage der kleinen und mittleren Industrieunternehmen hat sich im März verschlechtert, wie der Raiffeisen KMU PMI zeigt. Der Einkaufsmanagerindex fiel von 49.9 Punkten im Februar auf 47.9 und signalisiert damit eine anhaltend rückläufige Geschäftstätigkeit. Neu notieren wieder alle Komponenten unter der Wachstumsschwelle von 50 - auch die Auftragskomponente, die von 51.5 auf 47.8 zurückging und mit 30% den grössten Anteil am Gesamtindex aufweist. Am deutlichsten geht weiterhin der Einkaufslagerbestand zurück, wie die befragten KMU berichten. Die entsprechende Komponente liegt bei 42.9 Punkten und damit deutlich unter den übrigen vier Subindizes. Das weist auf verhaltene Geschäftserwartungen und eine abwartende Haltung der Unternehmen hin.
Dieser Eindruck wird durch eine Sonderumfrage von Raiffeisen bestätigt. Diese zeigt, dass über 60% der exportierenden KMU ihre Investitionspläne aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage und der damit einhergehenden Unsicherheit zurückfahren (siehe Grafik). Jedes fünfte exportierende Unternehmen plant sogar, seine Investitionsvorhaben stark zu kürzen. Sogar unter den KMU, die ausschliesslich im Inland tätig sind, zeigt sich eine gewisse Verunsicherung. Hier plant rund ein Drittel der Betriebe, die Investitionspläne wegen der politischen Grosswetterlage zurückzufahren.

Wie stark wirkt sich die aktuelle weltpolitische Lage und die damit einhergehende Unsicherheit auf Ihre Investitionspläne für 2025 aus?
Der grösste Unsicherheitsfaktor für die Unternehmen sind die zunehmenden handelspolitischen Spannungen. Noch ist unklar, welches Ausmass der Zollkrieg zwischen den USA und dem Rest der Welt annehmen wird. Es ist gut möglich, dass einige der angekündigten Strafzölle rasch wieder zurückgenommen werden. Insgesamt ist aber mit deutlich höheren Handelsbarrieren als in den vergangenen Jahrzehnten zu rechnen.
links: Raiffeisen KMU PMI März 2025 / Mitte und rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten (I)
Die meisten KMU halten sich mit Investitionen zurück
Die Investitionsvorhaben der von Raiffeisen befragten KMU fallen im Vergleich zu 2024 deshalb wenig überraschend verhalten aus. Bei vielen Unternehmen bleibt das Investitionsvolumen voraussichtlich auf dem Niveau des Vorjahres (siehe Grafik). Knapp die Hälfte rechnet mit gleichbleibenden Ausrüstungsinvestitionen, und rund zwei Drittel erwarten unveränderte Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Dies deutet darauf hin, dass derzeit wohl Ersatzinvestitionen gegenüber Erweiterungsinvestitionen priorisiert werden.

Wie werden sich Ihre Investitionen in der Schweiz 2025 im Vergleich zu 2024 voraussichtlich verändern?
Allerdings gibt es auch eine nicht vernachlässigbare Anzahl an KMU, die ihre Investitionen in Maschinen und andere Ausrüstungsgüter (30%) sowie in Forschung & Entwicklung (21%) erhöhen wollen. Die Ausrüstungsinvestitionen sind letztes Jahr laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft insgesamt deutlich gesunken. Angesichts der schlechten Konjunkturlage in den meisten Industriebranchen ausserhalb des Pharmasektors waren vermutlich auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung rückläufig. Daher besteht bei einigen KMU jetzt wohl ein gewisser Nachholbedarf. Voraussetzung für mehr Investitionen ist aber, dass der Handelskrieg in den nächsten Wochen und Monaten nicht weiter eskaliert.
Jüngst gab es eine positive Entwicklung, die zu mehr Investitionen führen könnte. So hat sich der mittelfristige Ausblick für KMU mit starkem Deutschlandgeschäft verbessert. Hintergrund ist der Plan der deutschen Regierung, die Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur massiv zu erhöhen. Allerdings gibt es im nördlichen Nachbarland grosse Kapazitätsengpässe und langwierige Beschaffungsprozesse. Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Nachfrageschub aus Deutschland nur verzögert eintreten und schwächer ausfallen wird als erhofft. Raiffeisen rechnet daher erst ab 2026 mit Impulsen für die Schweizer Industrie, die auf das deutsche Fiskalprogramm zurückzuführen sind.
Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)
Mär 25 | Feb 25 | Jan 25 | Dez 24 | Nov 24 | |
---|---|---|---|---|---|
Gesamtindex | 47,9 | 49,9 | 44,6 | 45,4 | 50,1 |
Auftragsbestand | 47,8 | 51,5 | 44,4 | 43,3 | 52,2 |
Produktion | 49,7 | 50,6 | 45,5 | 44,5 | 50,3 |
Beschäftigung | 48,0 | 48,0 | 41,1 | 45,8 | 50,2 |
Lieferfristen | 48,3 | 52,0 | 49,5 | 49,3 | 43,8 |
Einkaufslager | 42,9 | 44,1 | 42,6 | 47,4 | 52,8 |
50 = Wachstumsschwelle

Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.
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