ChatGPT & Co. für jedes KMU
An ihnen führt kein Weg mehr vorbei: KI-Tools wie der Chatbot «ChatGPT» sind nicht nur in den Medien omnipräsent, sondern vermehrt auch in Schweizer KMU anzutreffen. Wir zeigen auf, wie Ihr Unternehmen konkret von künstlich intelligenten Tools profitieren kann und wie die Einführung im Betrieb gelingt.
ChatGPT revolutioniert Texterstellung
Am besten fragen wir ChatGPT gleich selbst: Welchen Nutzen bringst du Schweizer KMU?
«ChatGPT kann einem KMU Unterstützung im Kundenservice, Vertrieb, der personalisierten Marketingkommunikation, Datenanalyse und -verarbeitung sowie in der Automatisierung von Aufgaben bieten. Es verbessert die Effizienz, optimiert Marketingkampagnen und ermöglicht fundierte Geschäftsentscheidungen.»
Der Textroboter aus dem Hause «Open AI» beantwortet die Frage problemlos. Dabei ist der Text, den ChatGPT ausspuckt, auf den ersten Blick kaum von menschgemachten Inhalten zu unterscheiden. Das ist erstaunlich und gegenüber früherer «Bots» eine bahnbrechende Entwicklung. Die Markteinführung von ChatGPT im November 2022 war deshalb nicht nur in der Techwelt ein Paukenschlag: ChatGPT hat künstliche Intelligenz in die breite Öffentlichkeit katapultiert. «Seither nutzen auch immer mehr Schweizer KMU sogenannte generative KI», sagt Spiros Doukas, Geschäftsführer des Raiffeisen Unternehmerzentrums. Dabei handelt es sich um künstlich intelligente Tools, die wie ChatGPT mittels moderner maschineller Lerntechnologien trainiert wurden und automatisch natürlich wirkende Medieninhalte generieren.
Innert Sekunden zu Text, Bild und Video
Auf Anfrage erstellt eine solche KI zum Beispiel innert Sekunden massgeschneiderte Texte – von Produktinformationen über Social Media Posts bis zu Nachrichtenartikeln. Aber auch mit Bild gibt es Möglichkeiten: Bildbearbeitung und Videoproduktion sind nur zwei von vielen weiteren Anwendungsbeispielen. «Anders als bei Photoshop und Co. braucht es dazu kaum Vorwissen», weiss Doukas. Aus Text und Bild kreieren generative KI-Tools zudem multimediale Inhalte wie Präsentationen, Erklärvideos oder Animationen. «In einigen Unternehmen sind auch bereits Add-Ons zur Sprachsteuerung im Einsatz», führt Doukas weiter aus. Damit lassen sich etwa Maschinen per Sprachbefehl ansteuern.
Generative KI eignet sich für diverse Branchen und Geschäftsbereiche. «Marketing, Kommunikation und Werbung sind die Klassiker, doch generative KI kann auch etwa in der IT beim Programmieren oder im Personalwesen unterstützen», sagt Doukas. Dort schlägt die Software zum Beispiel auf Basis anonymisierter hochgeladener Dossiers die fünf besten Kandidatinnen und Kandidaten vor.
Mit diesen 5 KI-Tools sofort loslegen:
DALL·E ist darauf ausgelegt, auf Textbefehl Bilder zu generieren. Inhalt und Stil können dabei frei definiert werden. Auf Wunsch kreiert die Software etwa einen Fuchs im van-Gogh-Stil oder einen realistischen Küchentisch mit zwei Tassen darauf.
Neuroflash bringt qualitativ hochwertige Texte in natürlicher Sprache hervor. Das auf die deutsche Sprache ausgelegte Tool eignet sich insbesondere für längere Textinhalte und komplexere Themen. Auch den Faktencheck übernimmt das System.
Murf ist ein KI-Stimmen-Generator, der es ermöglicht, hochwertige Voiceovers in mehreren Sprachen zu erstellen.
Clipdrop ist ein KI-Tool für die Bildbearbeitung. Trotz einfacher Bedienung lassen sich mit diesem Werkzeug professionelle Resultate erzielen. Es ist besonders geeignet für Produktfotografien.
Tome erleichtert das Erstellen von Präsentationen. Neben dem inhaltlichen Aufbau und der Formatierung unterstützt die Software auch beim Design, mit künstlich generierten Bildern und einer abgestimmten Farbwelt.
Effizienz steigern, Kundenerlebnis verbessern
Setzen KMU frühzeitig auf generative KI, verschaffen sie sich langfristige Vorteile. Durch die Automatisierung fallen manuelle Schritte weg, zum Beispiel die Suchmaschinenoptimierung bei der Texterstellung. Doukas bringt es auf dem Punkt: «Unternehmen sparen Zeit und Geld.» Das ist allerdings erst die Kostenseite: Die KI-Tools bieten auch grosses Potenzial im Austausch mit Kundinnen und Kunden. «Auf Webseiten installierte Chatbots können Anfragen schnell und zuverlässig beantworten. Das Kundenerlebnis wird dadurch verbessert.»
«Mit KI-Tools senken KMU die Kosten und verbessern das Kundenerlebnis.»
Spiros Doukas, Geschäftsführer Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ
So gelingt die Einführung von KI-Tools
Entscheidet sich ein KMU, KI-Tools wie ChatGPT einzusetzen, stellt sich als Erstes die Frage des «Warum». Geht es um Automatisierung? Oder um Datenanalysen? Ein Beispiel hierfür wäre die Sichtung verschiedener CVs im Rekrutierungsprozess. «Unternehmen sollten erst überlegen, was sie erreichen wollen», rät Doukas. «Denn davon hängt die Wahl des richtigen Tools ab.» Danach gilt es, Ressourcen bereitzustellen: Angestellte, die die Tools managen, und entsprechende finanzielle Mittel.
Sind diese Fragen geklärt, lohnt es sich, mit einem kleinen Projekt zu starten. Doukas sieht dabei folgenden Vorteil: «Mit einem kleineren Datenset, zum Beispiel mit Kundenanfragen oder in der Buchhaltung, behält man die Übersicht und sieht schnell, wo Verbesserungen erzielt werden.» Zuletzt sollten die gewonnenen Erkenntnisse dokumentiert und Personal geschult werden. «Wir raten den KMU, sich für diesen Lernprozess ein bis zwei Jahre einzuplanen. Danach kann man grössere Projekte ausrollen», meint Doukas. Mit Blick auf die Kosten reicht anfänglich ein tiefer dreistelliger Betrag pro Monat für Software und Support. Dazu kommen einmalige Schulungskosten, die pro Person im drei- bis vierstellig Bereich liegen, sowie die laufenden Personalkosten für die Mitarbeitenden, die die Tools betreuen.
Das sollten Sie im Umgang mit KI-Tools beachten:
- Vergewissern Sie sich, über welche Server Daten transferiert und gespeichert werden. Sensible Kunden- oder Geschäftsdaten sollten Sie nie einem Risiko aussetzen. Ein Blick in die Nutzungsbedingungen hilft, die Sicherheit der Daten zu gewährleisten.
- Seien Sie kritisch und hinterfragen Sie die Ergebnisse von ChatGPT und Co. Die Tools können falsche Informationen oder verzerrte Inhalte generieren. Stellen Sie sicher, dass immer der Mensch das letzte Wort hat.
- Überlegen Sie sich, was Sie mit generierten Daten wie Logos oder Bildern vorhaben. Die KI kennt (noch) kein Urheber- oder Markenrecht. Die Daten gehören niemandem – weder der KI noch Ihnen.
- Es lohnt sich, KI-generierte Daten eingehend zu prüfen. Bei Texten können Plagiate entstehen, Bilder können Markenrechtsverletzungen verursachen.
- Sorgen Sie für eine breit abgestützte Akzeptanz innerhalb des Teams. Ärger über Umschulungen sind genauso ernst zu nehmen wie die Angst vor einem Jobverlust. Durch Sensibilisierung und Aufzeigen des Mehrwerts können Sie Mitarbeitende vom Wandel überzeugen.
«Sorgen Sie für eine breit abgestützte Akzeptanz innerhalb des Unternehmens. Neue KI-Tools sind nicht selten Auslöser für Konflikte.»
Spiros Doukas, Geschäftsführer Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ
Spiros Doukas
Als langjähriger Unternehmer in zahlreichen KMU und Grossunternehmen verfügt Spiros Doukas über ein ausgezeichnetes Know-how und ein breites Netzwerk in der Schweizer Unternehmer-Landschaft. Dabei entwickelt er digitale und kommerzielle Strategien und begleitet diese bei der Umsetzung.