So digitalisieren Sie Ihr Geschäftsmodell

Eine digitalere Wirtschaft schafft neuen unternehmerischen Spielraum. Dabei müssen KMU nicht zwingend Unsummen für IT-Infrastruktur in die Hand nehmen. René Brugger, Verantwortlicher Kompetenzteam Strategie und digitale Geschäftsmodelle, gibt fünf Praxis-Tipps, wie KMU den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen.

1. Digitalisierung schrittweise angehen

Um sich nicht im Dschungel der Digitalisierung zu verlieren, bedarf es eines klaren Fahrplans. «Vor allem bei knappen Ressourcen empfiehlt sich, nicht alles auf einmal stemmen zu wollen», rät RUZ-Begleiter René Brugger. «Die Devise sollte sein: kleine Schritte definieren und gleichzeitig das grosse Ganze im Blick behalten.» 

«Bei der Digitalisierung sollte die Devise sein: kleine Schritte definieren und gleichzeitig das grosse Ganze im Blick behalten.»

René Brugger, Verantwortlicher Kompetenzteam Strategie und digitale Geschäftsmodelle beim RUZ

Ein Maschinenbauer kann zum Beispiel damit beginnen, den Maschinenpark eines Kunden zu vernetzen und ihm Daten zur Performance in einem digitalen Cockpit zur Verfügung zu stellen. Eine Möglichkeit, das weiter auszubauen und Umsatz zu generieren, wäre ein kostenpflichtiges Premium-Cockpit mit grösserem Funktionsumfang. Die Daten, die dabei anfallen, kann der Maschinenbauer in einem weiteren Schritt aber auch nutzen, um sein Produkt zu verbessern oder zusätzliche Services zu entwickeln. Er kann auch mit Partnern zusammenspannen und dem Kunden weitergehende Lösungen anbieten wie zum Beispiel eine passende Robotiklösung für die Materialzufuhr.

2. Am gleichen Strang ziehen

Digitalisierung ist nicht nur ein Thema für die IT-Abteilung oder technikaffine Mitarbeitende. Es sollten alle mit ins Boot geholt werden. «Eine aktive Beteiligung des ganzen Personals und vor allem der Unternehmensführung ist essenziell», betont Brugger. Als Beispiel einer solchen «basisdemokratischen Digitalisierung» gilt etwa die eigenverantwortliche Schichtplanung: Über ein Online-Tool koordinieren die Mitarbeitenden ihre Arbeitseinsätze selbst. Damit werden dem Personal mehr Rechte, aber auch mehr Pflichten übertragen. Gleichzeitig können Umplanungskosten und Zeit eingespart werden.

3. Partnerschaften nutzen

Nicht jedes Unternehmen hat die Möglichkeit, sein Geschäftsmodell so stark zu digitalisieren wie beispielsweise ein Onlinehändler. Trotzdem kann auch ein kleiner Handwerksbetrieb mit den richtigen Einfällen und guten Partnerschaften zum digitalen Vorreiter werden. Zum Beispiel indem er sein zwangsläufig analoges Kerngeschäft um digitale Services erweitert, wie René Brugger anhand eines Beispiels erklärt: «Ein Cheminée-Bauer hat einen QR-Code aufs Holzlager gedruckt und einen Hitzesensor in den Kamin verbaut. Damit verknüpft er seine Kundschaft mit einer Vielzahl an weiteren Dienstleistern: dem Bauern, der das Holz bringt, dem Kaminfeger, dem lokalen Energieunternehmen sowie einem Zahlungsanbieter.» Solche Partnerschaften erweitern das Kerngeschäft des Cheminée-Bauers um ein ganz neues Ökosystem, das zusätzlichen Umsatz generiert. Denn jeder über seine Plattform abgewickelter Auftrag und jede darüber ausgelöste Zahlung wirft eine kleine Provision für ihn ab. 

4. Zahlungsverkehr digitalisieren

Solche Ansätze bedingen die Bereitschaft zur Digitalisierung im Zahlungsverkehr. Denn damit schlägt ein Unternehmen die Brücke zwischen spannender Produktidee und einträglichem Geschäftsmodell. Der digitale Zahlungsverkehr ist aber nicht nur Mittel zum Zweck: Er ersetzt repetitive und oft manuell ausgeführte Aufgaben, beseitigt Doppelspurigkeiten und minimiert Sicherheitsrisiken. Schlussendlich spart das Unternehmen Zeit und Kosten. «Allerdings sollten KMU nicht einfach wahllos ein bestimmtes Programm einführen», mahnt Brugger. Er empfiehlt, vorgängig eine Auslegeordnung des gesamten Buchhaltungsprozesses zu machen. «Dabei treten die aufwändigsten manuellen Schritte schnell zum Vorschein und können dann gezielt mit digitalen Lösungen ausgemerzt werden».

5. Externe Expertise beiziehen

Damit das Vorhaben Digitalisierung in Erfolg mündet, kann der Beizug externer Expertise hilfreich sein. Die Aussensicht ermöglicht nicht nur kreative Herangehensweisen, sondern auch eine objektive Standortbestimmung. Hier setzt das unverbindliche Erstgespräch an: Zusammen mit einem Begleiter diskutieren Unternehmer ihre aktuellen Herausforderungen und erhalten Tipps und Werkzeuge, um den nächsten Digitalisierungsschritt zu gehen. Manchmal reicht bereits dieser erste Input als Anstoss für neue Ideen. Wenn mehr Gesprächsbedarf vorhanden ist, kann die Zusammenarbeit mit dem RUZ-Begleiter auch vertieft werden.

René Brugger

René Brugger ist Verantwortlicher Kompetenzteam Neue Geschäftsmodelle und Strategien beim Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ. Er führte selbst Automatisierungs-Unternehmen und gehört zu den Gründern der Industrie 4.0-Bewegung in der Schweiz. 

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