Ob New Space oder Old Space: Noch immer verstehen wir 95 Prozent des Universums nicht wirklich. Thomas Zurbuchen, Ex-Forschungsleiter der Nasa und ETH-Professor sagt, welche zwei Forschungsschwerpunkte er aktuell am spannendsten findet.
Gibt es ausserirdisches Leben?
«Für mich ist das die interessanteste Frage überhaupt», sagt Thomas Zurbuchen, Professor für Weltraumwissenschaft und -technologie an der ETH Zürich. «Denn wir machen auf dem Gebiet rasante Fortschritte.» In der Tat: Seit 1995 haben Forscherinnen und Forscher über 6’000 Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems entdeckt. «Zudem wissen wir mittlerweile, dass es auf dem Mars mit grosser Wahrscheinlichkeit einmal stehendes Wasser gab und es auf dem Mond noch immer viel mehr Wasser gibt, als gedacht.» Beides wichtige Hinweise auf Leben. Zurbuchen: «Wir haben es nur noch nicht gefunden.»
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Wann entstehen schwarze Löcher?
«Schwarze Löcher sind cool – schon der Name», findet Zurbuchen. Dabei handelt es sich um einen Bereich im Weltall, in dem die Gravitation so stark ist, dass nicht einmal Licht entkommt. «Jede Galaxie hat ein schwarzes Loch im Zentrum», erklärt Zurbuchen. Nun haben Forschende das älteste schwarze Loch gefunden; es ist über 13 Milliarden Jahre alt. «Dieser Fund stellt das ganze bisherige Wissen über die Entstehung von Galaxien auf den Kopf», so der Astrophysiker. Denn schwarze Löcher spielen bei der Galaxieentwicklung eine wichtige Rolle, durch ihre intensive Energie und Strahlung. «Bisher dachte man aber, dass sie erst am Schluss des Entwicklungsprozesses entstehen», erklärt Zurbuchen. Das ist aber wohl falsch. «Es sieht so aus, als ob sie schon in einem sehr frühen Stadium des Universums existierten, lange bevor viele Galaxien vollständig entwickelt waren.»
«Kürzlich hat man das älteste schwarze Loch gefunden; es ist über 13 Milliarden Jahre alt.»
Thomas Zurbuchen, ex Wissenschaftsdirektor der NASA (2016-2022), heute Professor an ETHZ
Was ist mit New Space gemeint?
Auf in den Orbit: Thomas Zurbuchen, Jahrgang 1968, wuchs am Thunersee auf und studierte in Bern Physik und Mathematik. Ende der 90er provierte er in experimenteller Astrophysik und anschliessend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die University of Michigan. 2016 wurde er Forschungsleiter der Weltraumbehörde Nasa. 2023 kehrte er in die Schweiz zurück und übernahm die Leitung des Space Centers der ETH Zürich. Seine aktuelle Mission: Die Zusammenarbeit zwischen Akademie, Industrie und Start-ups fördern.