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Anlageausblick – Volatilität voraus

Nach dem deutlichen Zinsrückgang ist der Anlagenotstand zurück. Zwar rechnen wir nach dem starken Börsenjahr 2024 in den kommenden Monaten mit einer höheren Volatilität und insgesamt moderateren Renditen. Anlegen bleibt aber alternativlos. Entsprechend empfehlen wir, an der langfristigen Anlagestrategie festzuhalten.

Schaukelpferd

Ausgabe 09.01.2025

Positives Wachstum – aber unter Potenzial

Ein erfreuliches Börsenjahr liegt hinter uns. Alle in unseren Anlagelösungen berücksichtigten Anlageklassen konnten zulegen und entsprechend weisen sämtliche Anlagestrategien eine positive Performance auf. Mit dem Start in den Januar wurde der Zähler wieder auf null zurückgestellt und die Frage lautet: Was können Anlegerinnen und Anleger 2025 erwarten? Um es vorwegzunehmen: Mit einem breit diversifizierten Portfolio sollten auch in diesem Jahr moderat positive Renditen möglich sein. Aber der Reihe nach.

In puncto Wirtschaftswachstum bleibt die Lage durchzogen und die meisten Volkswirtschaften dürften gemäss unseren Konjunkturprognosen unter ihrem Potenzial wachsen. Dies gilt insbesondere für Europa, wo weiterhin keine Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung auszumachen sind. Dass mit Deutschland und Frankreich die beiden grössten Volkswirtschaften der Europäischen Union (EU) derzeit über keine handlungsfähige Regierung verfügen, hilft dabei nicht. Und mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus kommt ein zusätzlicher politischer Unsicherheitsfaktor hinzu. Es ist davon auszugehen, dass er mit der klaren Kongressmehrheit im Rücken bis zu den Zwischenwahlen 2026 versuchen wird, möglichst viele seiner Wahlversprechen umzusetzen. Neben einem Bürokratieabbau sowie Steuersenkungen ist auch eine aggressive Handels- und Zollpolitik zu erwarten. Auf der Politbühne ist also für Spannung gesorgt.

 

BIP-Wachstumsprognosen für 2025 von Raiffeisen Schweiz und längerfristiges Potenzialwachstum

BIP-Wachstumsprognosen für 2025 von Raiffeisen Schweiz und längerfristiges Potenzialwachstum

Quellen: Raiffeisen Schweiz CIO Office, Raiffeisen Schweiz Economic Research

Entspannung wird es dafür auf Seiten der Geldpolitik geben. Insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Leitzinsen im Jahresverlauf nochmals deutlich senken. Und hierzulande dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins weiter in Richtung 0% reduzieren. Für Sparerinnen und Sparer sind dies keine erfreulichen Aussichten. Denn wer Geld auf dem Sparkonto hortet oder in sichere Schweizer Staatsanleihen investiert, erleidet nach Abzug der Inflation einen Kaufkraftverlust. Um sein Vermögen langfristig zu steigern, kommt man also auch 2025 um das Thema Anlegen nicht herum.

Attraktiver Schweizer Aktienmarkt – hohe Dividendenrenditen

Im Fokus stehen dabei Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle oder Aktien von Firmen mit soliden Bilanzen und Geschäftsmodellen. Dabei hat die Bedeutung der Selektion zugenommen. Nach der starken Performance in den vergangenen beiden Jahren sind insbesondere Technologieaktien sportlich bewertet. Und da diese ein hohes Gewicht in den relevanten Indizes aufweisen, liegen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse mittlerweile im teuren Bereich. Unter Ausklammerung der «Glorreichen Sieben» sehen die Bewertungen moderater aus. Aus diesem Grund empfehlen wir in den USA die Beimischung von gleichgewichteten Indexprodukten. Die europäischen Aktienmärkte und die Schwellenländerindizes sind von ihrer Branchenzusammensetzung her zyklisch ausgerichtet. Solange die Vorlaufindikatoren für die Industrie nicht nach oben drehen, bleiben wir in diesen Märkten untergewichtet. Aufgrund unserer Konjunkturprognosen präferieren wir dividendenstarke Aktien aus defensiven Sektoren wie Gesundheit, Nahrungsmittel, Telekommunikation und Versorger. Entsprechend sehen wir vor allem beim Schweizer Aktienmarkt interessante Opportunitäten. Die Risikoprämie (Gewinnrendite abzüglich Obligationenrendite von 10-jährigen Eidgenossen) ist hierzulande hoch. Hinzu kommt eine attraktive Dividendenrendite von über 3%.

 

Entwicklung der Dividendenrendite des Swiss Market Index (SMI) und der Rendite 10-jähriger Eidgenossen

Entwicklung der Dividendenrendite des Swiss Market Index (SMI) und der Rendite 10-jähriger Eidgenossen

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Von weiter sinkenden (Leit-)Zinsen profitieren auch Immobilien und Gold, die bereits 2024 zu den Gewinnern zählten. Entsprechend gehören sowohl Immobilienfonds als auch das gelbe Edelmetall weiterhin in ein diversifiziertes Portfolio. Zwar sind die Agios der Schweizer Immobilienfonds nach der starken Performance im vergangenen Jahr wieder deutlich angestiegen. Aber tiefere Hypothekarzinsen sowie eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum werden in der Schweiz zu weiter steigenden Immobilienpreisen führen. Gold profitiert von sinkenden Opportunitätskosten. Hinzu kommt eine anhaltend hohe Nachfrage von Notenbanken aus den Schwellenländern. Wir rechnen deshalb mit einem weiter steigenden Goldpreis – auch wenn die Rendite des vergangenen Jahres kaum erreicht werden dürfte.        

Den Schweizer Franken erachten wir auf den aktuellen Niveaus als fair bewertet. Kurzfristig dürfte zwar der US-Dollar aufgrund der Wirtschaftspolitik von Trump weiter zur Stärke neigen, sein Aufwertungspotenzial ist allerdings limitiert. Im Bann des schwachen Wachstums, der politischen Unsicherheiten sowie weiterer Zinssenkungen seitens EZB wird die Euroschwäche anhalten. Mittel- und langfristig bleibt die Grundtendenz klar: Die im internationalen Vergleich moderate Staatsverschuldung, die tiefe Inflation sowie die politische Stabilität in der Schweiz zementieren den Status des Frankens als Hartwährung.  

2025 wird in vielerlei Hinsicht ein spannendes Anlagejahr. Die von uns erwartete höhere Volatilität an den Finanzmärkten wird die Anlegerinnen und Anleger auf Trab halten, bietet gleichzeitig aber auch Opportunitäten. Wichtig ist es, und das haben die letzten Jahre eindrücklich gezeigt, an der langfristig festgelegten Anlagestrategie festzuhalten und investiert zu bleiben. Denn Liquidität zu horten, ist in einem Umfeld von negativen Realzinsen keine erfolgsversprechende Alternative.  

Der CIO erklärt: Was heisst das für Sie als Anleger?

Die Freude währte nur kurz. Anfang 2023 stieg die Rendite der 10-jährigen Schweizer Staatsanleihe kurzzeitig auf über 1.5% und auch auf den Sparkonti gab es wieder Zinsen von teilweise mehr als 1%. Seit März 2024 hat die Schweizerische Nationalbank die Leitzinsen aber wieder deutlich von 1.75% auf 0.5% gesenkt – und weitere Zinssenkungen stehen auf der Agenda. Das Nullzinsumfeld wird also wieder Realität und damit kehrt der Anlagenotstand zurück. Wer sein Vermögen langfristig steigern will, kommt um das Thema Anlegen nicht herum. Auch wenn wir im Hinblick auf 2025 von einer erhöhten Volatilität ausgehen und die Gesamtrenditen nach dem fulminanten 2024 moderater ausfallen dürften, sollten breit diversifizierte Portfolios auch im neuen Jahr zulegen können. Wir empfehlen entsprechend, an der langfristigen Anlagestrategie festzuhalten.

Matthias Geissbühler Portrait

Matthias Geissbühler

Chief Investment Officer Raiffeisen Schweiz

Seit Januar 2019 ist Matthias Geissbühler als Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz für die Anlagepolitik verantwortlich. Zusammen mit seinem Team analysiert er kontinuierlich die weltweiten Geschehnisse an den Finanzmärkten und entwickelt die Anlagestrategie der Bank.

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