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Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Der neue Chef der SNB steht für Kontinuität. Das ist gut, denn genau das braucht der Franken, um eine stabile Währung zu bleiben. Die Börse dagegen zeigt sich diese Woche unschlüssig. Es fehlen die Impulse.

Richtungslose Schweizer Börse

Der Swiss Market Index (SMI) tut sich schwer. Auf einen guten Wochenstart folgte Ernüchterung. Zeitweise rutschte der Schweizer Leitindex unter die psychologische Marke von 12'000 Punkten. Konträr dazu zog die Volatilität etwas an, befindet sich allerdings in etwa auf dem Niveau von Anfang Jahr. Diese Orientierungslosigkeit hat vor allem mit der schwachen Nachrichtenlage der Unternehmen zu tun. Enttäuschende Neuigkeiten kamen vom Elektrokomponentenhersteller Carlo Gavazzi. Ein schwacher Geschäftsgang und ein getrübter Ausblick veranlassen das Unternehmen zu einer Dividendenkürzung. Der Versicherer Zurich übernimmt für 600 Millionen US-Dollar das Reiseversicherungsgeschäft der Konkurrentin AIG und baut damit seine Marktstellung aus. Nach Abschluss der Transaktion rechnet Zurich mit Bruttoprämien aus diesem Geschäft von 2 Milliarden Dollar. Positiv im Gespräch waren die Aktien von Richemont, weil bekannt wurde, dass Bernard Arnault beim Luxusgüterkonzern eingestiegen ist. Arnault kennt sich in diesem Sektor aus. Er ist Mehrheitsaktionär des Luxusgüterkonglomerats LVMH.

 

Basel III trifft Banken

Der Bundesrat hält an seinen Fahrplan fest und will die verschärften Eigenmittelvorschriften nach Basel III wie geplant per Anfang 2025 einführen. Weil es in einigen Ländern diesbezüglich zu Verzögerungen kommen könnte, hatte die Schweizerische Bankiervereinigung mindestens eine teilweise Verschiebung angeregt. Höhere Eigenmittel bedeuten aus Bankensicht höhere Kosten, was die Aktienkurse belastet. So tendierten die Valoren der Grossbank UBS im Wochenverlauf schwächer. Aktuell handeln sie auf dem Niveau von Anfang Jahr, nachdem sie dieses Jahr in der Spitze 9.4% zugelegt hatten.

 

Für Meyer Burger scheint die Sonne

Die Aktien des gebeutelten Solarzellenherstellers Meyer Burger haben diese Woche deutlich zugelegt, weil die Produktion der Solarmodule in den USA Fahrt aufnimmt. Positiv ausgelegt wurde auch, dass mit einem US-Energieunternehmen ein dreijähriger Abnahmevertrag abgeschlossen werden konnte. Zudem wurde mit einem US-amerikanischen Industrie- und Technologiekonzern eine Vereinbarung über eine strategische Zusammenarbeit ausgehandelt, die voraussichtlich im dritten Quartal abgeschlossen wird. Die Nachrichten bestätigen, dass der Aufbau in den USA planmässig verläuft. Wie gross die Unsicherheiten sind, verdeutlicht aber die Tatsache, dass die Titel – trotz eines Kurssprungs von über 30% – immer noch um das Niveau der Kapitalerhöhung von Anfang April handeln: 1 Rappen. Daran wird sich bald etwas ändern, denn die Aktionäre haben an der Generalversammlung diese Woche einer Aktienzusammenlegung im Verhältnis von 750:1 zugestimmt. Die neuen Titel werden ab dem 1. Juli gehandelt.

Neuer Chef der SNB ist bekannt

Martin Schlegel, der aktuelle Vize-Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), übernimmt ab Oktober das Zepter. Seine Ernennung steht für Kontinuität. Er wirkt seit 2003 für die SNB und wird bisweilen auch als «Ziehsohn» und damit logischer Nachfolger des amtierenden Chefs, Thomas Jordan, bezeichnet. Dieser arbeitet seit 1997 für die Schweizerische Nationalbank und war 2012 zum obersten Währungshüter des Landes aufgestiegen.

 

Volkswagen kooperiert mit Rivian

Elektroautos sind mehr Computer als Auto, sagt man. Aus diesem Grund will der deutsche Autobauer Volkswagen (VW) mit dem US-Elektroautohersteller Rivian eine Partnerschaft eingehen, bei der es um die Entwicklung von Software für Elektroautos geht. Bis zu fünf Milliarden US-Dollar will VW in das Projekt investieren. Auf dem Papier scheinen beide Unternehmen davon zu profitieren: Rivian braucht wegen hohen Verlusten frisches Geld und VW musste die Einführung neuer Elektromodelle in der Vergangenheit wegen Softwareproblemen immer wieder verschieben. Bevor jedoch die Früchte der Kooperation geerntet werden, dürfte es noch einige Jahre dauern.    

Auf der Agenda

Schweizer Inflation

Am 4. Juli publiziert das Bundesamt für Statistik (BFS) die aktuellen Teuerungsdaten.

Aufgefallen

Verzicht auf den Pool

Die Stimmung der US-Konsumenten trübt sich zunehmend ein. Grosse Ausgaben wie etwa ein eigener Pool werden aufgeschoben, wie die Warnung des Schwimmbadbauers Pool Corporation zeigte.

Chart der Woche

Europas Autosektor stockt

Kursentwicklung des europäischen Aktienmarktes verglichen mit dem Autosektor, indexiert

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Europas Autosektor tut sich schwer. Die Aktienkurse hinken dem Markt hinterher. Gründe sind eine konjunkturell bedingt sinkende Nachfrage, hohe Kosten aufgrund der Elektrifizierung und zunehmende chinesische Konkurrenz. Das drückt die Erträge. Belastend wirkt auch, dass Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte stark subventioniert werden und so den Wettbewerb verzerren. Deshalb sollen sie nun in Europa – wie schon in den USA – mit einem Strafzoll belegt werden. Was als Schutz gedacht ist, könnte nach hinten losgehen, denn China war in der Vergangenheit der wichtigste Absatzmarkt für viele europäische Hersteller.  

Publikation «Marktkommentar»

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