Nachhaltiges Anlegen – nur fürs Gewissen?
Wer nachhaltig anlegt, beruhige damit nur sein Gewissen und engagiere sich in der Folge weniger für Klimapolitik – so lautet eine verbreitete Sorge. Eine grossangelegte Studie verschiedener Universitäten konnte diese Behauptung nun widerlegen.
Die Hälfte aller Fonds ist nachhaltig
Nachhaltigkeit spielt für Anlegerinnen und Anleger eine zunehmend wichtige Rolle. In der Schweiz weist heute mehr als die Hälfte aller Fonds einen Nachhaltigkeitsbezug auf. Das klingt zwar positiv, könnte aber auch Grund zur Sorge sein. Nämlich dann, wenn mit der Investition in nachhaltige Anlagen lediglich das schlechte Gewissen beruhigt wird und man sich in der Folge nicht mehr anderweitig gegen den Klimawandel engagiert.
Zusammenhang mit politischen Entscheiden
Forschende haben nun in einer repräsentativen Studie untersucht, wie es in der Schweizer Bevölkerung grundsätzlich um die Präferenz für nachhaltige oder nicht-nachhaltige Anlagen steht. Und wie sich klimafreundliche Anlagen auf die Unterstützung für staatliche Regulierungen zum Klimawandel auswirken. Im folgenden Video ordnen Erol Bilecen, Leiter Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit Vorsorgen & Anlegen bei Raiffeisen Schweiz, und Julian Kölbel, Assistant Professor für Sustainable Finance an der Universität St.Gallen, die Resultate ein.
Durchgeführt wurde die Studie von der Universität Zürich, der Universität St. Gallen und dem Massachusetts Institute of Technology mit Unterstützung von Raiffeisen Schweiz. Dabei konnten die Befragten wählen zwischen Investitionen in einen herkömmlichen Fonds oder einen auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Fonds. Sämtliche Teilnehmende wurden also gefragt, wie sie investieren würden. Um ehrliche und realitätsnahe Antworten zu erhalten, wurde ein Anreiz gesetzt: rund zehn Teilnehmende wurden zufällig ausgelost und ihre Anlageentscheide tatsächlich umgesetzt und die jeweils 1'000 Franken in den ausgewählten Fonds investiert. Diese Personen erhalten nach 12 Monaten den Betrag aus dem Investment, inklusive der Rendite.
In einem zweiten Schritt kam die zum Studienzeitpunkt kurz bevorstehende Abstimmung über das Klima- und Innovationsgesetz im Juni 2023 ins Spiel: Die Probanden konnten sich für oder gegen das Referendum aussprechen und einen frei wählbaren Betrag ihres potenziellen Gewinnes der Pro- oder Kontra-Seite spenden.
Abstimmung zum neuen Klima- und Innovationsgesetz
Studie gibt Entwarnung
Die Befürchtung, nachhaltige Investments könnten zu mehr Trägheit in anderen wichtigen Bereichen der Nachhaltigkeit führen, hat die Studie widerlegt. Das sind die wichtigsten Resultate:
Umwelt ist Trumpf
Die Auswertungen bestätigen die Präferenz der Menschen für nachhaltige Anlagelösungen. In der Experimentalgruppe, in welcher die Teilnehmenden neben finanziellen Kennzahlen auch Informationen zum CO2-Fussabdruck des Fonds erhielten, entschieden sich rund 76.8 Prozent für den Klimafonds. In der Kontrollgruppe, in welcher nur die finanziellen Informationen abgebildet wurden, waren es hingegen nur 30.1 Prozent.
Anzahl Befragte in Prozent, die den Klimafonds gewählt haben
Klimabezogene Informationen über die beiden zur Auswahl stehenden Fonds erhielten nur die Studienteilnehmenden in der Experimentalgruppe.
Nachhaltige Investments geben ein gutes Gefühl
Der nachhaltige Fonds wurde von den Teilnehmenden bevorzugt, obwohl dieser zum Untersuchungszeitpunkt finanziell leicht schlechter performte als der konventionelle. Das zeigt: Die Präferenz hängt wohl nicht mit besseren Rendite- oder Risikoerwartungen zusammen, sondern lässt sich auf positivere Emotionen zurückführen.
Nachhaltig anlegen macht nicht träge
Nachhaltiges Anlegen hat keine negativen Auswirkungen auf das politische Engagement in punkto Nachhaltigkeit. Vielmehr zeigte die Studie, dass Personen, die nachhaltig investieren, sich auch eher politisch für Nachhaltigkeitsthemen einsetzen: Im Schnitt spendeten die Personen in der Experimentalgruppe mehr Geld (35.10 Franken) zugunsten der Pro-Kampagne als in der Kontrollgruppe (31.20 Franken). Dieser Effekt war allerdings statistisch nicht signifikant.
Download Studie
Nachhaltiges Anlegen ist mehr als ein Feigenblatt
Die Studie kann die Sorge, nachhaltiges Anlegen sei nur fürs Gewissen, entkräften. Stattdessen zeigt sie einmal mehr, dass Anlegerinnen und Anleger lieber in nachhaltige Fonds investieren als in konventionelle. Mehr noch: Es ist sogar ein leichter Effekt erkennbar, dass Personen mit nachhaltigen Investitionen sich auch eher politisch für Nachhaltigkeits-Themen engagieren. Damit bekommen nachhaltige Anlagen eine grössere Relevanz und einen weiteren Wirkungskreis.
20 Jahre Erfahrung mit nachhaltigen Vorsorge- und Anlagelösungen
Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells als Genossenschaftsbank. Vor diesem Hintergrund fördern wir konsequent zukunftsfähiges, nachhaltiges Anlegen und bauen dafür auf über 20 Jahre Erfahrung mit nachhaltigen Vorsorge- und Anlagefonds unter dem Label «Futura». Die Futura Fonds erfreuen sich unter Anlegerinnen und Anlegern grosser Beliebtheit und machen schon heute über 90 Prozent an unserem gesamten Fondsvolumen aus. Das Angebot an Vorsorgefonds ist bereits seit 2019 vollständig nachhaltig, im Juni 2021 wurde die aktive Fondslinie auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Seit Ende 2022 steht Anlegerinnen und Anlegern mit dem Vermögensverwaltungsmandat «Futura Impact» zudem eine Anlagelösung zur Verfügung, die eine positive und messbare ökologische und soziale Wirkung anstrebt.