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So erlebt die Schweizer Bevölkerung die Teuerung

Die Inflation kehrte in den letzten Jahren zurück – auch in der Schweiz. Wie stark spürt die Bevölkerung die Teuerung? Was weiss sie über die Inflation? Und was tut die Schweizer Bevölkerung, um ihr Vermögen zu schützen? Unsere Umfrage liefert Antworten.

Die Umfrage in Zahlen

  • 87 Prozent der Befragten wissen: Ist die Inflation grösser als der Zins, sinkt die Kaufkraft.

  • Die Inflationsrate von 2023 schätzen die Befragten auf 2,6 Prozent. Tatsächlich lag sie jedoch nur bei 2,1 Prozent.

  • Knapp ein Viertel der Bevölkerung möchte Gelder anlegen, um sie vor der Inflation zu schützen.

  • 5'500 Franken wurden 2023 pro Kopf in die 3. Säule einbezahlt.

Wer sein Budget plant, nimmt die Teuerung stärker wahr

Die Jahresteuerung in der Schweiz lag 2023 bei 2,1 Prozent. Im Vergleich zu den 2,8 Prozent des Vorjahres ging die Inflation damit bereits wieder etwas zurück. Dennoch spürte die Bevölkerung die Teuerung 2023 deutlich: Auf einer Skala von 1 bis 7 nennen die Befragten einen Mittelwert von 4,4. Am stärksten wurden die Preiserhöhungen bei den Krankenkassenprämien empfunden, gefolgt von den Kosten für Energie und Lebensmittel.

 

Inflations-Empfinden nach Ausgabenposten 2023

Quelle: Raiffeisen Marktforschung

Die Bandbreite der individuellen Wahrnehmung der Inflation unter den Befragten ist gross. Wie stark eine Person die Teuerung erlebt, hängt vor allem von drei Faktoren ab:

  • Plant jemand seine Ausgaben, wird die Teuerung stärker wahrgenommen als ohne Budget.
  • Je höher der Sparbetrag Ende Monat ausfällt, desto weniger fühlt man sich von der Inflation betroffen.
  • Je vermögender eine Person ist, umso schwächer nimmt sie die Teuerung wahr.

Inflation trifft kleine Einkommen doppelt

Je kleiner das Einkommen, desto kleiner auch der verfügbare Sparbetrag – das zeigen die Umfragedaten klar. Dadurch nehmen Personen mit tiefen Löhnen die Inflation stärker wahr als höhere Einkommensklassen. Zudem verfügen sie über weniger Mittel, um in die private Vorsorge einzuzahlen: Wer 2023 pro Haushalt monatlich weniger als 5'000 Franken zur Verfügung hatte, zahlte durchschnittlich 3'484 Franken in die 3. Säule ein. Über alle Einkommensklassen hinweg lag der Schnitt bei 5'500 Franken.

Was auffällt: Wer bis zu 5'000 Franken verdient und ein Budget führt, zahlt mehr in die 3. Säule ein als jemand ohne Budget. Das gilt allerdings nur für diese Einkommensklasse. Bei Besserverdienenden scheint es umgekehrt: Führen sie ein Budget, zahlen sie weniger ein.

Über die Umfrage

Für die Umfrage «Inflation in der Schweiz: So erlebt die Bevölkerung die Teuerung» wurden vom 22. Januar bis zum 1. Februar 2024 1'015 Personen aus der Schweizer Bevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren mittels geschichteter Zufallsstichprobe aus dem Intervista Online-Panel befragt. Die Repräsentativität der Umfrage ist aufgrund der Panelqualität als hoch zu bewerten, wobei wie bei allen Online-Befragungen eine Verzerrung hin zu einem höheren Bildungsniveau und stärkerer Online-Aktivität besteht.

Die Bevölkerung überschätzt die Preisentwicklung

Die Umfrageteilnehmenden wurden nach den Inflationsraten der letzten vier Jahre gefragt. Dabei überschätzten die meisten die Teuerung: Für 2023 nennen die Befragten im Schnitt eine Jahresteuerung von 2,6 Prozent, tatsächlich lag diese bei nur 2,1 Prozent. Auch die Inflationsraten von 2020 und 2021 werden deutlich überschätzt. Einzig im Jahr 2022 – als die Teuerung mit 2,8 Prozent den Zenit erreichte – lag die Inflation über den Schätzungen.

 

Entwicklung des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) von 2020 bis 2023 im Vergleich zur Einschätzung der Teuerung der Bevölkerung

Quelle: Raiffeisen Marktforschung

Auf lange Sicht schätzen die Befragten die Teuerung erstaunlich präzis ein: Die Preisentwicklung eines 100-Franken-Warenkorbs von 1990 bis heute wird im Schnitt auf 152 Franken geschätzt. Damit liegt die Bevölkerung nur um 5 Franken daneben: Gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), mit dem die Inflation in der Schweiz gemessen wird, kostet der Warenkorb heute 147 Franken. 

Gut zu wissen

Der Warenkorb der Schweiz: Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) 

Die Inflationsrate wird in der Schweiz über den Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessen. Der LIK wird monatlich vom Bundesamt für Statistik (BFS) errechnet und dient Politik und Wirtschaft als Orientierungshilfe, etwa zur Anpassung von Löhnen, Renten oder Mieten. Grundlage ist ein Warenkorb mit einer repräsentativen Auswahl von Waren und Dienstleistungen. Dabei gibt es jedoch Abweichungen zum Haushaltsbudget, da der LIK gewisse Ausgaben nicht umfasst, zum Beispiel Krankenkassenprämien, Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge.

Überdurchschnittlich grosses Wissen

Die Schweizer Bevölkerung weiss über die Inflation offensichtlich gut Bescheid. Die meisten der Befragten können den Begriff in eigenen Worten erklären und wissen, dass er den Anstieg der Konsumentenpreise bezeichnet. Die Mehrheit kennt auch die Folgen der Teuerung. 87 Prozent der Befragten sind sich bewusst: Eine Jahresinflation von 2 Prozent führt bei einem Zinssatz von 1 Prozent zu einem Kaufkraftverlust – wir können uns am Ende des Jahres mit dem Ersparten weniger kaufen. Der Anteil an richtigen Antworten auf diese Standardfrage, die in Umfragen zum Finanzwissen häufig zum Einsatz kommt, ist erstaunlich hoch. Zum Vergleich: In Studien aus Frankreich, Italien und den USA wurde die gleiche Frage nur von rund 60 Prozent korrekt beantwortet.

Aktiv bei Ausgaben, passiv beim Vermögen

Mehr als drei Viertel der Bevölkerung schnallen den Gürtel aufgrund der Inflation enger: Um die Teuerung abzufedern, reduzierten 77 Prozent der Befragten ihre Ausgaben. Gespart wurde vor allem bei Restaurants und Hotels, Nahrungsmitteln sowie Freizeit und Kultur.

Um einiges passiver verhält sich die Bevölkerung auf der Vermögensseite: 41 Prozent haben keine Schritte unternommen, um die Inflation auszugleichen – und planen es auch in Zukunft nicht. Nur knapp 25 Prozent möchten weitere Gelder als Inflationsschutz in Anlagen verschieben, 17 Prozent vom Privat- auf das Sparkonto. 7 Prozent wollen eine Immobilie kaufen und 3 Prozent Gold.

 

Reaktion der Bevölkerung auf die erhöhte Teuerung

Quelle: Raiffeisen Marktforschung

So schützen Sie Ihr Vermögen vor der Inflation

Tipp 1

Investieren Sie in Aktien, Immobilien und Gold

In Inflationszeiten verlieren Nominalwerte wie Sparkonten und Bargeld laufend an Wert. Langfristigen Inflationsschutz bieten Realwerte – Aktien, Immobilien oder Gold. Wenn Sie Ihr Vermögen vor der Teuerung schützen möchten, sollten Sie es deshalb in Realwerte investieren. Dabei empfiehlt sich ein möglichst langer Anlagehorizont, um die kurzfristigen Kursschwankungen abzufedern.

 

Tipp 2

Legen Sie auch Ihre Vorsorgegelder an

Inflation verteuert nicht nur den Alltag – sie schmälert auch die Altersvorsorge. Die Zinsen auf dem Säule-3a-Konto können die Inflation nämlich nicht kompensieren. Investieren Sie deshalb Ihre Gelder frühzeitig in Vorsorgefonds, da diese die Teuerung eher wettmachen können.

 

Tipp 3

Erwägen Sie einen einmaligen Bezug Ihrer Pensionskasse

Anders als die AHV muss die Pensionskasse die Teuerung nicht ausgleichen. Die Inflation wirkt sich in der 2. Säule also direkt auf die Kaufkraft der Renten aus. Ziehen Sie deshalb den Kapitalbezug oder Teilbezug Ihrer Pensionskassengelder in Betracht. Das lohnt sich aber nur, wenn Sie die Gelder gewinnbringend anlegen.

Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung.