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Tabuthema Erbschaft: Wenig Wissen, langes Zaudern

Raiffeisen hat Menschen in der Schweiz zum Thema Erbschaft befragt. Dabei zeigt sich: Erbende und Erblassende haben zwar ähnliche Ziele, bei der Umsetzung hapert es aber oft. Ein Grund dafür: Die eigene Nachlassregelung ist noch immer ein Tabu, darum schieben viele das Thema auf die lange Bank.

Frau mit Tochter im Arm

Ausgabe 10.12.2024

Die Umfrage in Zahlen

Erkenntnis #1:

Vorbereitung und Wissen fehlen

Beim Thema Erben sind verbindliche Regelungen wichtig: Sie garantieren, dass Erblassende ihren Willen umsetzen können, und verhindern Konflikte unter den Erbenden. Viele ältere Menschen sind jedoch nicht auf den Ernstfall vorbereitet. Von den 51- bis 79-Jährigen hat weniger als die Hälfte den Nachlass bereits geregelt. Oft fehlen wichtige Dokumente wie ein Testament oder ein Erbvertrag.

Neben der Vorbereitung mangelt es häufig auch an Wissen. Die Umfrage belegt, dass sich gerade jüngere Menschen nicht genügend gut mit dem Thema Erbschaft auskennen. Wichtige Fakten rund um Erbschaft und Konkubinat zum Beispiel sind einem beträchtlichen Teil der Befragten nicht bekannt: Über ein Drittel der 18- bis 30-Jährigen und rund ein Viertel der 31- bis 50-Jährigen wissen nicht, dass man seinen Konkubinatspartner bzw. seine Konkubinatspartnerin im Testament oder Erbvertrag explizit begünstigen muss, damit er oder sie erbberechtigt ist. Fehlendes Wissen birgt also das Risiko, dass Paare sich nicht ausreichend absichern.

 

Erkenntnis #2:

Wohneigentum steht oft im Vordergrund

Künftige Erbende und Erblassende haben sehr klare Vorstellungen, wie das Erbe eingesetzt werden soll. Eine zentrale Rolle spielt das Eigenheim: 38 Prozent der künftigen Erbenden wünschen sich einen Erbvorbezug, um Wohneigentum zu finanzieren. Rund ein Drittel der künftigen Erblassenden möchte mit dem Nachlass die nächste Generation beim Kauf eines Hauses oder einer Wohnung unterstützen.

Ein wichtiges Thema sind auch Liegenschaften, die bereits im Familienbesitz sind: Viele wünschen sich, Wohneigentum an die Kinder weiterzugeben bzw. von den Eltern zu übernehmen.

Was, wenn ich mein Erbe nicht unmittelbar brauche?

Wohneigentum steht oft im Vordergrund, aber ein beträchtlicher Teil der Befragten sehen im Erbe auch einfach ein Finanzpolster ohne festgelegten Verwendungszweck. Wichtig dabei: Geld, das nicht unmittelbar gebraucht wird, sollte angelegt werden. Eine auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmte Anlagestrategie mit passendem Zeithorizont und Risikoprofil unterstützt Erbende dabei, möglichst langfristig vom Erbe zu profitieren.

Erkenntnis #3:

Das Erbe kommt eigentlich zu spät

Naturgemäss nimmt die Wahrscheinlichkeit zu erben mit dem Alter zu – dabei wäre der Bedarf an finanziellen Mitteln in jungen Jahren besonders gross, etwa bei der Familiengründung oder beim Eigenheimkauf. Das Erbe kommt also eigentlich zu spät. Darum wünschen sich viele, vor allem jüngere Befragte, einen Erbvorbezug: Fast jede zweite Person, die eine Erbschaft erwartet, möchte nicht zuwarten, bis der Erblasser oder die Erblasserin verstirbt.

Viele ältere Befragte sind jedoch zurückhaltend, einen Erbvorbezug zu gewähren. Sie wollen nicht vorschnell handeln und klammern sich eher an ihr Vermögen. Manche befürchten vermutlich, dass das Geld sonst nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt bis zum Tod zu decken.

Zur Umfrage

Raiffeisen-Umfrage Erbschaft

Die Raiffeisen-Umfrage zum Thema Erbschaft ist eine repräsentative Studie, die in Zusammenarbeit mit der ZHAW durchgeführt wurde. Sie zeigt, was die Schweizer Bevölkerung übers Erben und Vererben denkt. Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung, die vom 11. bis 24. April 2024 in allen Landesteilen durchgeführt wurde. Insgesamt nahmen 1’151 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren daran teil.

Zusammenfassung

Bei der Erbschaft ist frühzeitiges Handeln gefragt

Die Umfrage zeigt: Viele der Befragten haben klare Vorstellungen, wofür das Erbe eingesetzt werden soll. Weil die Nachlassplanung aber oft hinausgeschoben wird, hapert es bei der Umsetzung dieser Ziele. Dem können alle Beteiligten mit frühzeitigem Handeln entgegenwirken: indem sie sich Wissen aneignen, Erwartungen abklären und vor allem verbindliche Regelungen treffen.

 

Die 5 wichtigsten Tipps:

  1. Testament oder Erbvertrag frühzeitig erstellen
  2. Familienkonstellation berücksichtigen und den Konkubinatspartner absichern
  3. Steuerliche Konsequenzen bedenken 
  4. Bei Wohneigentum klare Regelungen treffen 
  5. Im Zweifelsfall Profis zu Rate ziehen

Schaffen Sie klare Verhältnisse beim Nachlass

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