Digitale Absatzwege in der Landwirtschaft
Webshop, Instagram oder Online-Marktplatz: Digitale Kanäle bieten Landwirtinnen und Landwirten vielfältige Möglichkeiten zur Absatzsteigerung und können die klassischen Wege optimal ergänzen. Auf was Sie dabei achten müssen und welche Möglichkeiten Ihnen Plattformen wie Farmy bieten, lesen Sie hier.
Vorteile digitaler Absatzwege in der Landwirtschaft
Grossverteiler, Marktstände und Hofläden gehören zu den klassischen Absatzwegen in der Landwirtschaft. Doch auch hier eröffnen digitale Tools vielfältige Chancen. So können etwa Webshops, soziale Medien oder Online-Marktplätze zusätzliche Absatzkanäle und Einkommen generieren.
Solche digitalen Absatzwege bieten Landwirtinnen und Landwirten viele Chancen:
- Erschliessung neuer Kundenstämme durch die regionale oder schweizweite Vermarktung der Produkte
- Grössere Bekanntheit für den Betrieb
- Höhere Margen dank besseren Preisen für den Produzenten
- Verringerte Abhängigkeit von Grossverteilern und grössere Kontrolle über den gesamten Vertriebsweg
- Direkte Kontakte mit den Endkonsumentinnen und -konsumenten; Stärkung der Kundenbindung
Webshop als Ergänzung zu klassischen Vertriebskanälen
«Digitale Absatzkanäle können den klassischen Vertrieb über Grosshandel oder Hofladen optimal ergänzen», sagt Spiros Doukas, Geschäftsführer des Raiffeisen Unternehmerzentrums RUZ. Es gibt viele unterschiedliche digitale Vermarktungswege, die mit mehr oder weniger grossem Aufwand initiiert werden können. Einige Massnahmen lassen sich selbständig und relativ einfach umsetzen. Das sind:
- Abomodelle: Solche eignen sich besonders gut für frische, regelmässig benötigte Erzeugnisse wie Gemüse oder Milchprodukte. Dabei können Sie entscheiden, ob Sie die Waren liefern oder von den Kundinnen und Kunden abholen lassen möchten.
- Webshop: Auch hierfür eignen sich frische Waren – aber auch länger haltbare wie Konfi, Trockenfrüchte oder Saucen. Geschenkkörbe sind ebenfalls beliebt.
- Soziale Medien: Auf Instagram, Facebook oder TikTok können Sie Ihren Hof und Ihre Produkte vermarkten. Hier punkten vor allem besondere Produkte wie regionale Weine oder Fleischspezialitäten. Auch Ihren Hofladen und Marktstand können Sie so bewerben.
Online-Marktplätze bieten Zugang zu bestehenden Kunden
Eine weitere Möglichkeit ist es, Dritte einzubeziehen. Es gibt etablierte Online-Marktplätze, auf denen Landwirtinnen und Landwirte ihre Produkte verkaufen können. Kundinnen und Kunden können dort bei mehreren Anbietern gleichzeitig einkaufen und sich die Ware nach Hause liefern lassen. Solche Plattformen sind zum Beispiel Gebana.com für Landwirtschaftsprodukte aus aller Welt, Biomondo.ch für Schweizer Bioprodukte, Farmy.ch für frische Produkte aus der ganzen Schweiz oder Graubündenviva.ch für regionale Spezialitäten aus Graubünden. Die Produzentinnen und Produzenten können je nach Modell die Ware selber in ein Lager oder Logistikzentrum bringen oder von den Plattformbetreibern bei sich auf dem Hof abholen lassen.
«Online-Marktplätze bieten Landwirtinnen und Landwirten Zugang zu einem bereits bestehenden Kundenstamm und Unterstützung in Marketing und Logistik. Das generiert grosse Umsatzchancen», sagt Doukas. «Aber: Sie erfordern auch eine hohe Zuverlässigkeit und Flexibilität.»
Kosten-Nutzen-Analyse zentral
Absolut zentral sei, dass die Betriebe bei ihren digitalen Aktivitäten immer die eigenen Ressourcen im Auge behalten, betont Doukas: «Sie müssen Kosten und Nutzen der verschiedenen Absatzkanäle genau analysieren.»
Vor der Entscheidung für den einen oder anderen digitalen Absatzkanal sollten Sie sich deshalb unter anderem folgende Fragen stellen:
- Habe ich die nötigen personellen Ressourcen, um das Angebot bereitzustellen?
- Habe ich genug Ware, um Bestellungen zuverlässig und schnell ausführen zu können?
- Habe ich die logistische Kompetenz dazu?
- Kann ich wettbewerbsfähige Preise anbieten und bin ich mit der Marge zufrieden?
- Kann ich mit mehr Sichtbarkeit umgehen – auch wenn das zuweilen negative Kundenfeedbacks bedeuten kann?
- Müssen meine Produkte so schnell wie möglich zum Kunden oder sind sie lange haltbar?
Ein Beispiel: Ein Direktvertrieb über den eigenen Webshop bedeutet zwar oft eine höhere Marge, bedingt aber auch ein gewisses technisches Knowhow und mehr eigenen Aufwand für Logistik und Organisation. Plattformen und andere Zwischenhändler nehmen den Landwirtinnen und Landwirten einen Teil dieser Arbeit ab – das wiederum kann die Marge schmälern und erfordert eine hohe Schnelligkeit.
«Ich rate Landwirtinnen und Landwirten, ihre klassischen Absatzkanäle um digitale Wege zu erweitern, dies aber bewusst und konsequent zu tun», sagt Doukas. «Am besten ist es, wenn sich ein Betrieb auf zwei bis drei Kanäle fokussiert und diese professionell bewirtschaftet – für einen nachhaltigen Erfolg mit langfristiger Rentabilität.»
Auf dem Online-Marktplatz von Farmy.ch können Bauernhöfe, Metzgereien oder Bäckereien ihre Erzeugnisse anbieten. «Wir verstehen uns als Wochenmarkt im Netz», erklärt Roman Hartmann, der Farmy gemeinsam mit Tobias Schubert 2014 gegründet hat. «Unsere Anbieter sind vor allem kleine und mittelgrosse Betriebe, die Kunden in der ganzen Schweiz ansprechen und so ihren Absatz steigern möchten.»
Rund 1200 Betriebe sind auf Farmy vertreten. Diese können ihre Preise selber bestimmen und profitieren zudem von der Maschinerie dahinter: Sie müssen sich weder mit den technischen Aspekten eines Onlineshops noch mit Marketing beschäftigen, erhalten Unterstützung in der Logistik und Zugang zu einem bereits bestehenden Kundenstamm. Ausserdem können sich die Produzentinnen und Produzenten auf der Website vorstellen, was wiederum die Kundenbindung erhöht.
«Viele unserer Landwirte wickeln ihre gesamten Online-Verkäufe über uns ab und setzen daneben noch auf klassische Absatzwege wie Hofläden oder Grossverteiler», sagt Roman Hartmann. «Das eine schliesst das andere ja nicht aus.» Im Gegenteil, die Absatzkanäle ergänzen sich: Etwa wenn die durch Online-Massnahmen gewonnene Sichtbarkeit für Veranstaltungen auf dem Hof genutzt wird.