Drei Geschäftsbereiche – eine starke Marke
Marc Girardelli profitiert als Unternehmer bis heute von seinen Erfolgen im Skiweltcup. Mithilfe einer Dachmarkenstrategie schaffte er es, seine drei Geschäftsbereiche unter einen Hut zu bringen. Erfahren Sie, welche Faktoren für eine erfolgreiche Markenstrategie entscheidend sind.
Viele Ideen, aber keinen konkreten Plan
Er war schon immer ein Allrounder. Der fünffache Gesamtweltcupsieger ist bis heute der einzige Skifahrer, der innerhalb von einer Saison in allen Disziplinen Rennen gewonnen hat. Ein Multitalent ist der Vorarlberger nach wie vor: Marc Girardelli führt ein Unternehmen mit drei Geschäftszweigen, ist Helikopterpilot, Krimiautor und Botschafter von zwei rumänischen Skigebieten.
Als Unternehmer folgte Girardelli stets dem Lustprinzip. Nach seinem Rücktritt im Jahr 1997 probierte er vieles aus, liess manches wieder fallen und verfolgte andere Dinge weiter. «Ich hatte nie einen konkreten Plan», gibt er zu. Anfang 2021 ging Girardelli seiner unternehmerischen Vision erstmals auf den Grund. Gemeinsam mit dem Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ entwickelte er eine klare Markenstrategie. «Das hat mir geholfen, Struktur in mein Denken zu bringen.»
Drei Standbeine, ein Gesicht
Die zentrale Herausforderung war es, das Marketing der drei Geschäftsbereiche der Marc Girardelli Sport AG besser zu koordinieren: Da ist zum einen die eigene Bekleidungslinie, die Skischulen und Bergbahnen mit individuellen Teamanzügen ausstattet. Zum anderen veranstaltet Girardelli exklusive Skievents für Privatkunden. Das jüngste Baby des Unternehmers ist eine virtuelle Skiakademie – Girardelli analysiert Skivideos von Kunden und coacht sie online.
Die drei Standbeine sind über die Jahre organisch gewachsen und entsprechend uneinheitlich waren die Aktivitäten. Die gemeinsam mit dem RUZ erarbeitete Strategie bringt die drei Geschäftszweige unter einen Hut. Mithilfe einer Dachmarke lassen sich Überschneidungen zwischen den Zielgruppen besser nutzen: «Mit der neuen Strategie befruchten sich die drei Geschäftsbereiche gegenseitig. Die Ausstrahlungskraft der Marke Girardelli lockt Kunden an, die auch für die anderen Bereiche interessant sind», erklärt RUZ-Begleiter Tobi Frei. So dient die virtuelle Skiakademie vor allem auch zur Kundenakquise für die Skievents: Über das Online-Coaching lernt Girardelli Hobbyskifahrer rund um die Welt kennen. Diese Kontakte nutzt er, um Kunden für ein Skiwochenende mit VIP-Charakter in Wengen oder ein Skiseminar in Aspen zu gewinnen.
Die Zielgruppen im Visier
Im Rahmen der Strategieentwicklung wurden die Zielgruppen der drei Standbeine eingehend analysiert. Bei der eher älteren und gutbetuchten Klientel, die Girardelli mit seinen Events anspricht, ist sein Name nach wie vor eine Weltmarke. Bei den jüngeren Zielgruppen im Bereich Kleidung und Coaching geht es hingegen darum, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dafür braucht es einen frischen Auftritt und neue Kanäle. Zwar setzte Girardelli bereits stark auf das Internet. Die Skioutfits lassen sich mit einem Online-Konfigurator personalisieren und auch die Skiakademie ist digital ausgerichtet. «Vom Online-Marketing hatte ich jedoch wenig Ahnung», bekennt Girardelli.
Das RUZ unterstützte den Unternehmer mit digitalem Marketing-Know-how. Gemeinsam suchte man nach neuen Wegen, um die Zielgruppen zu erreichen. «Suchmaschinenoptimierung reicht heute nicht mehr aus», stellt RUZ-Berater Tobi Frei fest. «Kampagnen auf zielgruppennahen Plattformen sind relativ günstig und sehr effektiv.» Der Vorteil: Bezahlt wird nur pro Klick, wenn der potenzielle Kunde also auch anbeisst und die entsprechende Website besucht. Das sogenannte Microtargeting erlaubt es, mit personalisierten Botschaften sehr spezifische Gruppen anzusprechen. «Wer die Informationskanäle und Beuteschemen seiner Zielgruppen kennt, kann diese ganz gezielt angehen», sagt Frei und bemerkt: «Hier besteht gerade für KMU grosses Potenzial.»
Kommunikation als Stärke
Das Angebot der Marc Girardelli Sport AG ist zwar breit, doch das Unternehmen ist erstaunlich schlank aufgestellt. Von seinem Büro in Liechtenstein aus hält der Geschäftsführer die Fäden zusammen. Im Skibekleidungsgeschäft unterstützen ihn ein Partner und zwei Mitarbeitende. Statt auf Festangestellte setzt der Unternehmer insbesondere im Event-Bereich auf temporäres Personal. «Ich bin kein Hirte», stellt Girardelli fest. «Schon zu Beginn meiner Unternehmerkarriere habe ich gemerkt, dass das Management grösserer Teams nicht meine Stärke ist.»
Dennoch: Marc Girardelli ist kein Eigenbrötler, auch wenn er während seiner Karriere oft als solcher bezeichnet wurde, weil er auf eigene Faust durch den Skizirkus tingeln musste. Im Gespräch mit ihm merkt man rasch, dass dieses Image völlig ungerechtfertigt war. Girardelli erzählt bereitwillig von seinen Höhen und Tiefen – von der Skihalle, die er im Ruhrgebiet aufzog und kurze Zeit später wieder verkaufte, von den ersten Erfolgen im Skibekleidungsgeschäft, von den Spätfolgen der vielen Knieverletzungen und von seiner Liebe zum Appenzellerland.
Marc Girardelli kommuniziert gerne und die Werkstätten mit dem RUZ haben ihm dies einmal mehr bewusst gemacht. «Kommunikator ist mein Job», sagt er. «Ich tausche gerne Erfahrungen aus und bin gut darin, Leute zusammenzubringen.» Seine neue Strategie wird dieser Stärke gerecht. Der Mensch Marc Girardelli steht im Mittelpunkt und knüpft neue Kundenbeziehungen.
Marc Girardelli
Marc Girardelli ist 1963 in Lustenau, Österreich, geboren und gehört zu den erfolgreichsten Athleten der Skigeschichte: Er ist vierfacher Weltmeister, gewann fünfmal den Gesamtweltcup und 46 Weltcuprennen. Bereits als Junior verliess Girardelli aufgrund von persönlichen Differenzen das österreichische Nationalteam und ging fortan für Luxemburg an den Start. Seit seinem Rücktritt im Jahr 1997 ist er als Unternehmer tätig. Er hat eine eigene Skibekleidungslinie, organisiert Skievents und leitet eine virtuelle Skiakademie.