Die Innerschweizer Landwirte Andreas und Daniel Grüter investieren in die Nachhaltigkeit ihres Betriebs. Solarpanele auf dem Stalldach in Kombination mit einer Heubelüftungsanlage reduzieren die Energiekosten, verbessern die Futterqualität und sorgen zusätzlich für eine weitere Einnahmequelle.
Innovation trotz steigenden Kosten
Steigende Betriebskosten bei gleichzeitigem Modernisierungsbedarf: In diesem Spannungsfeld arbeiten Andreas und Daniel Grüter. Ihren Hof in Hohenrain im Kanton Luzern haben die Cousins vor fünf Jahren von ihren Vätern übernommen. Auf 48 Hektaren Land halten sie 120 Muttersauen und 520 Mastschweine sowie 60 Milchkühe. Zudem bauen sie Weizen, Gerste, Raps und Mais an – zum Teil als Brotgetreide, zum Teil als Tierfutter. «Bei so vielen Tieren fallen bei uns vor allem die hohen Energie- und Futterkosten ins Gewicht», sagt Andreas Grüter. Etwa 15 Prozent des Futters stammt aus Eigenanbau, der Rest muss zugekauft werden. Den gestiegenen Futterpreisen stehen die gesunkenen Erträge für die Mastschweine gegenüber. Der Schlachtviehpreis ist seit 2020 von 4.50 auf 3 Franken pro Kilo gefallen. Das liegt daran, dass in der Schweiz zurzeit mehr Schlachtschweine auf den Markt kommen als nachgefragt werden.
«Wir sind beide noch jung und müssen den Hof zukunftstauglich machen. Da machen grössere, langfristig wirkende Investitionen Sinn.»
Andreas Grüter, Landwirt
«Wir mussten etwas tun, um Kosten und Ertrag zu optimieren», sagt Andreas Grüter. Zuerst sei er vor grösseren Investitionen eher zurückgeschreckt. Schliesslich haben sich die beiden Landwirte aber gerade wegen der angespannten Lage den entscheidenden Ruck gegeben. «Wir sind beide noch jung und müssen den Hof zukunftstauglich machen», sagt der 33-Jährige. «Da machen grössere, langfristig wirkende Investitionen Sinn.»
Strom vom Dach senkt Kosten
Seit Neuestem deckt deshalb eine neue tausend Quadratmeter grosse Photovoltaikanlage auf dem eigens dafür sanierten Stalldach den kompletten Energiebedarf des Hofs. Das ist langfristig nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger. Zudem generiert die Anlage ein zusätzliches Ertrags-Standbein, indem die überschüssige Energie ins Stromnetz gespiesen und verkauft wird. Statt unter den hohen Stromkosten zu leiden, profitieren die Grüters künftig davon.
Doch damit nicht genug – die Photovoltaikanlage verschafft noch weitere Möglichkeiten zur Optimierung des Betriebs: Eine ebenfalls neue Heubelüftungsanlage saugt die Luft ab, die sich unter den Solarmodulen erwärmt. Diese wird anschliessend in den Heuraum weitergeleitet, in dem 2400 Kubikmeter Heu für die Tiere lagern. So wird das Gras energiesparend und nachhaltig gelüftet und schneller getrocknet. Das spart nicht nur Kosten: «Die kürzere Trocknungszeit verbessert die Qualität des Futters und verhindert Lagerverluste durch Schimmel», erklärt Grüter.
Finanzierung mit Hypothek
Zusätzlich zu den Investitionen in die neuen Betriebsanlagen hat Andreas Grüter das ehemalige Wohnhaus seiner Eltern umgebaut und auf die Bedürfnisse seiner Familie mit drei Kindern angepasst. Finanziert hat er alle Projekte mit Hilfe seiner Raiffeisenbank. Für den Umbau des Wohnhauses hat er eine Hypothek aufgenommen, aber auch Eigenmittel eingebracht. Als gelernter Zimmermann konnte er ausserdem viele Arbeiten selbst tätigen. Mit einer weiteren Hypothek auf den Hof verschafften sich die beiden Cousins die liquiden Mittel, um die Photovoltaik- und Heubelüftungsanlage zu finanzieren.
«Landwirtinnen und Landwirte brauchen einen ausreichend grossen finanziellen Spielraum sowie einen individuell abgestimmten Finanzierungsmix.»
Kurt Süess, Kundenberater und Bankleitungsmitglied, Raiffeisenbank Oberseetal
Dass die beiden die Kundenbeziehung ihrer Väter mit der Raiffeisenbank weiterführen würden, war ihnen schnell klar. «Die Gespräche und die Unterstützung im Rahmen der Nachfolgeregelung haben uns überzeugt», sagt Grüter. Kurt Süess, Kundenberater und Bankleitungsmitglied bei der Raiffeisenbank Oberseetal begleitet die Familie seit Jahren. Er sagt: «Um den Fortbestand ihres Betriebs zu sichern, brauchen Landwirtinnen und Landwirte einen ausreichend grossen finanziellen Spielraum sowie einen individuell abgestimmten Finanzierungsmix. Raiffeisen unterstützt ihre Kundinnen und Kunden bei kurz- und langfristigen Investitionen.»
So finanzieren sich Schweizer Landwirtschaftsbetriebe
Vorbildliche Altersvorsorge
Mit der Fertigstellung der Photovoltaik- und Heubelüftungsanlagen ist ein wichtiger Investitionszyklus auf dem Hof abgeschlossen. Doch die beiden Landwirte verlieren auch die langfristige finanzielle Zukunft ihrer Familien nie aus den Augen. So achten sie darauf, dass sie jedes Jahr ausreichend liquide Mittel haben, um in die Pensionskasse und in die Säule 3a einzuzahlen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Ehefrauen: «Gerade in der Landwirtschaft passiert es häufig, dass Frauen auf dem Hof gratis mitarbeiten – und so weder Gehalt noch eine eigene Altersvorsorge haben», warnt Süess. Die Grüters sind sich dieser Gefahr bewusst: Und sorgen vor.